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Wie Studenten im Crashkurs zum Unternehmer werden

Workshops in den Semesterferien sollen aus Studenten erfolgreiche Gründer machen. Kann das gelingen?

Den Beginn der „Startup Class“ in Berlin konnte Jan Jaschke kaum erwarten. Endlich mal raus aus der Welt der Theorien und Thesen. Stattdessen das Gelernte einem Praxistest unterziehen. Der 21-Jährige studiert zwar erst im dritten Semester Betriebswirtschaft an der Berliner Humboldt-Universität, für ihn ist aber jetzt schon klar: „Ich will später selbstständig arbeiten – als Unternehmer.“

Im regulären Studium komme das Thema Gründen allerdings zu kurz, findet Jaschke. Deshalb besucht er zusätzlich externe Seminare, in denen die Teilnehmer in Workshops an konkreten Fragestellungen und Projekten arbeiten können.

Genau hier setzen Angebote wie die „Startup Class“ an. Sie kombinieren Elemente klassischer Summer-Schools, bei denen Studenten aus verschiedenen Ländern in den Semesterferien gemeinsam lernen – mit Workshops über Entrepreneurship und praxisnahen Fallbeispielen. So bekommen die Teilnehmer reale Problemstellungen aus der Unternehmenswelt gestellt, für die sie innovative Lösungen entwickeln müssen.

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Angebote könnten unter der Coronakrise leiden

Im Crashkurs zum Unternehmer – kann das funktionieren? Durchaus, findet Ragnhild Struss, Partnerin bei der Karriereberatung Struss & Clausen in Hamburg. Sie hält praxisorientierte Seminare für eine gute Ergänzung zum Studium. „Solche Programme sind vor allem für junge Menschen sinnvoll, die die Semesterferien produktiv nutzen wollen“, sagt sie. Man könne sich unabhängig von den Inhalten des eigenen Studiums fortbilden und so den Horizont erweitern.

Jetzt im Frühjahr wäre eigentlich die Zeit, sich für die Teilnahme an einer Summer-School zu bewerben, bei vielen Anbietern läuft die Anmeldephase. Doch wie in allen Bereichen der Wirtschaft kann auch hier wegen der Coronakrise derzeit niemand sagen, welche Veranstaltungen tatsächlich stattfinden können. Da bis zum Beginn der Kurse noch einige Monate Zeit sind, hoffen die Anbieter, dass sich die Situation bis dahin wieder normalisiert hat und die Programme wie geplant stattfinden können. „Wir sind momentan in der Abstimmung und überlegen, wie eine Umsetzung in der aktuellen Lage möglich wäre“, heißt es von den Organisatoren der „Startup Class“.

Wenn die Kurse stattfinden, sind sie nicht nur für angehende Gründer lohnenswert. Viele aktuelle Themen und neue Trends finden nur punktuell oder verzögert Eingang in die Lehrpläne der Universitäten. Bis zur Aufnahme in das BWL-Curriculum werden neue Themenfelder eingehend auf Relevanz geprüft und müssen von mehreren Gremien abgesegnet werden.

Diese Lücke können externe Angebote schließen – zumindest teilweise. Wer sich für Themen wie Design Thinking, digitale Geschäftsmodelle oder New-Work-Konzepte interessiert, dem bleibt häufig nichts anderes übrig, als sich außerhalb des eigenen Studienfachs umzuschauen.

An Möglichkeiten, über den Tellerrand hinauszuschauen, mangelt es nicht. „Für diese Zielgruppe gibt es inzwischen viele Angebote, bei denen kurze und intensive Lehrprogramme angeboten werden“, sagt Karriereexpertin Struss. Neben der „Startup Class“, die von der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) zusammen mit dem Berliner Entrepreneurship Netzwerk und dem Institute of Electronic Business (IEB) konzipiert wurde, gibt es in der Hauptstadt auch noch den „Startup Crash Course“ der Technischen Universität.

Das Konzept besteht darin, Unternehmen, Start-ups und Digitalisierungsexperten mit internationalen Studenten zusammenzubringen, damit sie sich vernetzen und voneinander lernen können. Unterstützt werden sie von Konzernen wie Siemens, Cisco, der Deutschen Bahn und Google. Die Unternehmen entsenden Mitarbeiter als Experten und Coaches für die Teilnehmer und unterstützen das Programm finanziell und inhaltlich. Im Gegenzug erhalten sie Kontakt zu vielversprechenden Talenten.
Die Idee entstand während einer Reise der Professoren ins Silicon Valley: „Bei Gesprächen mit Kollegen an der Stanford University und Experten aus dem Start-up-Ökosystem haben wir Ideen entwickelt, wie wir die Start-up-Community auch bei uns näher an die Hochschulen heranbringen können“, berichtet Thomas Schildhauer, Direktor des IEB.

Silicon Valley als Vorbild

Im Silicon Valley sind solche Formate seit Jahren etabliert. „Wir füllen die Lücke zwischen den Hochschulen und den Inkubatorprogrammen für Start-ups, die es in der Stadt schon länger gibt“, sagt BWL-Professor Sven Ripsas von der HWR. „Wir wollen unternehmerisches Denken und Handeln fördern, was man nicht nur in Start-ups, sondern auch in etablierten Unternehmen gut gebrauchen kann.“

Die Einstiegshürden für Teilnehmer sind niedrig: Das vierwöchige Seminar kostet nur 30 Euro, den Großteil finanzieren die Sponsoren. „Einige machten gerade ihren Master in VWL, Psychologie oder als Ingenieur, manche waren schon in ihrem ersten Job“, berichtet BWL-Student Jaschke von einem vielseitigen Teilnehmerfeld. „Das ist etwas ganz anderes, als nur mit Gleichaltrigen zusammenzusitzen, die alle das Gleiche studieren.“

Zum Seminarabschluss stellen die Teilnehmer ihre Lösung für das Praxisproblem einer Jury aus Führungskräften und Köpfen aus der Start-up-Szene vor. „Man kann sich bei solchen Programmen nicht nur bei der Ideenfindung inspirieren und unterstützen lassen, sondern lernt auch von Profis, worauf man bei der Umsetzung von Geschäftsideen achten sollte“, sagt Karriereexpertin Struss.

Von diesem Ansatz und den Kontakten zu realen Unternehmen profitieren auch Studierende, die schon mehr Erfahrung mitbringen als Bachelor-Student Jaschke. „Für mich war die ‚Startup Class‘ auch eine Gelegenheit zum Networking und um auf neue Ideen für eigene Projekte zu kommen“, sagt Anna Pflug aus Hamburg. Sie hatte zunächst Internationales Management studiert, dann aber auf Sozialpädagogik umgesattelt. Daran will sie einen Master in Umwelt- oder Klimatechnik anschließen.

Damit gehört Pflug hierzulande zu einer Minderheit unter den angehenden Unternehmern: Die meisten haben zuvor ein Wirtschaftsstudium absolviert (siehe Grafik). Die 26-Jährige will ein Sozialunternehmen gründen. Durch die „Startup Class“ habe sie sehr viel gelernt und Kontakte geknüpft.