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Steigender Ölpreis stützt die Petrowährungen – Norwegische Krone legt besonders stark zu

Der russische Rubel, der kanadische Dollar und die norwegische Krone profitieren besonders von höheren Preisen am Ölmarkt. Devisenexperten sehen weiteres Potenzial.

Der Ölpreis kennt derzeit nur eine Richtung: nach oben. In der vergangenen Woche legten die Preise für ein Fass Rohöl der Nordseesorte Brent und US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) um rund sieben Prozent zu. Am Dienstag kletterten die Preise für die beiden wichtigsten Ölsorten abermals auf die höchsten Stände seit gut einem Jahr.

Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen bis zu 61,27 US-Dollar und damit gut einen halben Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg in ähnlichem Ausmaß auf bis zu 58,62 Dollar. Das ist jeweils das höchste Niveau seit Januar 2020. Grund für den Anstieg ist die große Zuversicht für die Weltkonjunktur.

Größte Nutznießer sind klassische Ölförderländer, die nun höhere Einkünfte erzielen dürften. Das verbessert auch die Aussichten ihrer Währungen. „Vom steigenden Ölpreis profitieren der kanadische Dollar, die norwegische Krone und der russische Rubel“, sagt Commerzbank-Devisenexpertin Esther Reichelt. „Vor allem für die beiden Ersteren sind wir für dieses Jahr optimistisch.“ Im Falle des russischen Rubels ist sie wegen politischer Risiken etwas zurückhaltender.

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Wie wichtig der Ölpreis für diese Länder ist, zeigt sich in der Exportstatistik. Im Jahr 2019 machten Brennstoffe wie Öl und Gas in Norwegen rund 56 Prozent der Exporte aus, in Russland rund 52 Prozent und in Kanada etwa 22 Prozent.

Entsprechend heftig hat diese Länder und ihre Währungen der Ölpreisverfall zu Beginn der Corona-Pandemie getroffen. Durch die Corona-Impfstoffe besteht nun die Aussicht auf eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft, was die Ölnachfrage wieder erhöhen dürfte.

Bis es so weit ist, haben die Ölförderländer das Angebot künstlich verknappt. Vor allem Saudi-Arabien aber auch andere Länder haben ihre Förderung reduziert. Auch wenn das hilft, den Ölpreis zu stabilisieren, bedeutet es, dass sie weniger verkaufen. Laut einer Studie der Deutschen Bank aus dem vergangenen Jahr wirkt sich eine Ölpreiserhöhung vor allem dann positiv auf die sogenannten Petrowährungen aus, wenn sie auf eine Nachfrageerhöhung zurückgeht.

Sollte die Weltkonjunktur tatsächlich so stark anziehen, wie es Investoren derzeit hoffen, würde die Ölnachfrage wohl kräftig steigen. Im April 2020 war der Ölpreis zeitweise sogar negativ, seither hat er sich bereits wieder deutlich erholt.

Norwegische Krone gewinnt am stärksten

Unter den Währungen der besonders ölabhängigen Länder hat sich vor allem die norwegische Krone extrem stark entwickelt. Seit ihrem Tief im März 2020 hat sie um fast 40 Prozent gegenüber dem US-Dollar aufgewertet. Auch im Vergleich zum Euro legte sie um 19 Prozent zu. Dabei spielt nicht nur die konjunkturelle Zuversicht eine wichtige Rolle.

„Der steigende Ölpreis reflektiert die Hoffnung auf eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft“, sagt Commerzbank Expertin Reichelt. „Wenn dies gelingt, hätte das auch Folgen für die Geldpolitik. Gerade in Kanada und Norwegen könnten die Notenbanken dann relativ schnell die Geldpolitik straffen.“

Anders als die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Federal Reserve befasst sich die norwegische Notenbank bereits mit diesem Thema. Laut ihrer Prognose von Dezember rechnet sie bereits in der ersten Jahreshälfte 2022 mit einer Zinserhöhung. In ihrem Statement verwies die Notenbank unter anderem auf deutlich gestiegene Immobilienpreise. Die Inflation in Norwegen lag Ende 2020 bei etwa drei Prozent. Damit hat sie sich zuletzt abgeschwächt, liegt aber immer noch über dem Zweiprozentziel der Notenbank.

Kanada profitiert nicht nur vom Ölpreis

Auch der kanadische Dollar hat seit dem Tief im März zum US-Dollar rund zwölf Prozent aufgewertet. Im Vergleich zum Euro, der ebenfalls kräftig zulegte, hielt er sich damit etwa konstant.

„Ein wesentlicher Faktor für die starke Entwicklung des kanadischen Dollars war der Anstieg der Rohstoffpreise“, urteilt DZ-Bank Devisenanalyst Stefan Grothaus. „Die Belebung der Weltwirtschaft sollte weiter für eine robuste Rohstoffnachfrage und damit gut unterstützte Preise sorgen.“ Im Falle Kanadas haben laut Grothaus auch mineralische und landwirtschaftliche Rohstoffe an Bedeutung gewonnen, wo die Preisanstiege zum Teil noch stärker waren als beim Ölpreis.

Zudem sieht auch er die Geldpolitik als unterstützenden Faktor für die kanadische Währung. Grothaus hält es für möglich, dass die kanadische Notenbank etwas schneller eine Normalisierung der Geldpolitik einschlägt als die US-Notenbank Fed. Der erste Schritt dazu wäre die Reduktion ihrer Anleihekäufe. „Der kanadische Dollar könnte perspektivisch auch durch eine gegenüber der Fed etwas frühere Zinserhöhung der kanadischen Notenbank unterstützt werden“, erwartet Grothaus. Bis dahin dürfte es aber noch dauern.

Politische Risiken bremsen den Rubel

Deutlich schwächer als norwegische Krone und kanadischer Dollar hat sich dagegen der russische Rubel entwickelt. Seit dem 20. März 2020 legte er um rund sieben Prozent gegenüber dem Dollar zu. Angesichts seiner starken Verluste bis dahin bedeutete dies auf Jahressicht ein Minus von rund 20 Prozent im Jahr 2020.

Bislang überlagerten vor allem politische Risiken die Vorteile durch den gestiegenen Ölpreis. Die Beziehung Russlands zum Westen haben sich jüngst durch die Verurteilung des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny zu einer mehrjährigen Haftstrafe weiter verschlechtert.

In der vergangenen Woche hat Russland drei Diplomaten aus Deutschland, Schweden und Polen ausweisen lassen, weil sie angeblich an nicht genehmigten Protesten teilgenommen haben sollen. Zudem gehen die USA davon aus, dass die im Dezember bekannt gewordene Cyberattacke auf US-Einrichtungen von Russland ausging. Die Regierung des neuen US-Präsidenten Joe Biden hat deshalb mit weiteren Sanktionen gedroht.

Neben den politischen Risiken ist auch die Inflation in Russland in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Im Januar lag sie bei 5,2 Prozent. Die Commerzbank führt dies zum Teil auf den schwächeren Wechselkurs des Rubels zurück, der Importe verteuert. Außerdem geht sie davon aus, dass wegen der Pandemie das Angebot teilweise rationiert wurde.

Die steigende Inflation hat zur Folge, dass die realen Renditen russischer Staatsanleihen gesunken sind, also die Differenz zwischen der nominalen Rendite und der Inflation. Für internationale Investoren ist es dadurch weniger attraktiv geworden, in russische Zinspapiere zu investieren – was tendenziell die Währung schwächt.

Viele Devisenexperten sehen dennoch Aufwärtspotenzial für den Rubel. Sein Abschneiden 2020 sei eine „Enttäuschung“ gewesen, schreiben die Analysten der britischen Großbank HSBC. Sie halten die Währung auf dem aktuellen Niveau aber für unterbewertet „Wir glauben, dass sich die Abwertung als vorrübergehendes Phänomen erweisen wird“, heißt es.

Auch die DZ Bank geht davon aus, dass sich die Inflation in Russland wieder abschwächt und der Rubel mögliche zusätzliche Sanktionen in einem freundlicheren Umfeld für die Weltwirtschaft besser wegstecken wird.

Hält die Rally des Ölpreises an, dürfte der Rubel genauso wie die norwegische Krone und der kanadische Dollar davon profitieren. Allerdings nimmt der Ölpreis bereits viel Konjunkturoptimismus vorweg.

Hier geht es zur Seite mit dem Brent-Preis, hier zum WTI-Kurs.