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Europas größter Börsengang des Jahres: Starkes Debüt für Onlinehändler Allegro

Seit diesem Montag kann die Aktie des polnischen Ebay- und Amazon-Konkurrenten gehandelt werden. Die Papiere steigen um mehr als 60 Prozent.

Lange hat Allegro in Polen Produkte anderer Firmen verkauft – jetzt hat der größte polnische und einer der zehn weltweit größten Onlinehändler auch seine eigenen Aktien erfolgreich auf den Markt gebracht. Beim Börsendebüt am Montag in Warschau griffen Anleger beherzt zu und ließen den mit umgerechnet zwei Milliarden Euro Emissionsvolumen bisher größten Börsengang Europas in diesem Jahr zu einem Erfolg werden.

Die Aktien des polnischen E-Commerce-Unternehmens stiegen an der Warschauer Börse GPW um mehr als 60 Prozent auf 69,20 Zloty. Der Ausgabepreis hatte 43 Zloty (umgerechnet 9,61 Euro) betragen. Damit stieg Allegro zu Polens wertvollstem Unternehmen auf. Der Ebay- und Amazon-Konkurrent kommt auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet gut 15 Milliarden Euro.

„Gut 20 Jahre Aufbau münden in einem großen Erfolg“, sagte Allegros CEO François Nuyts dem Handelsblatt. Jetzt sollen die etwa eine Milliarde Euro, die das vor 21 Jahren in einer Garage im polnischen Posen (Poznan) gegründete Unternehmen direkt durch den IPO einnimmt, in weiteres Wachstum gesteckt werden: „Es wäre eine Schande, nicht zu expandieren mit unserem sehr effizienten Business-Modell und unserem herausragenden Technologieteam“, sagte Nuyts.

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Bevor Nuyts zu Allegro wechselte, hat er viele Jahre in Westeuropa bei Amazon gearbeitet sowie bei der Unternehmensberatung Accenture und dem Lebensmittelkonzern Kellogg’s.

Eigene Marken will Allegro – anders als der Rivale Amazon oder die großen Einzelhandelsketten – allerdings nicht auf den Markt bringen. Trotzdem erhofft sich das Unternehmen nun noch mehr Verkäufer. Bislang nutzen schon 117.000 Anbieter das Portal.

Kürzlich erst seien nicht polnische Händler zugelassen worden, und ausländische Käufer könnten „durchaus auch billiger als in ihren Heimatländern bei uns shoppen“, erzählt Nuyts. Das einzige Problem: Seine Web-Site gibt es bisher nur auf Polnisch. Und für eine Expansion ins Ausland oder Seiten mit .de oder .cz sei es noch zu früh.

Einstieg ins Fintech-Business

Vielmehr kämen jetzt weitere Übernahmen in Betracht. So hat das Posener Unternehmen mit 2200 Mitarbeitern und 12,3 Millionen aktiven Kunden auch das führende Preisportal ceneo.pl, den Onlinetickethändler e-bilet und vor zehn Monaten das Fintech FinAI übernommen. „In diesem Geschäft sind wir noch sehr jung, aber wir sehen großes Potenzial darin“, sagte Nuyts zur Expansion ins moderne Onlinebanking.

Die Anleger scheinen dies zu goutieren: „Lokale Investoren sahen zum ersten Mal bei einem Börsengang Bewertungen auf Nasdaq-Niveau“, sagte Jaroslaw Niedzielewski vom polnischen Fondsverwalter Investors TFI. Und Konrad Ksiezopolski, Analyst der chinesischen Haitong Securities, merkte in einem per E-Mail verschickten Kommentar an, dass Allegros Bewertung „nah an den globalen Technologieführern ist“, da es bereits eines der größten E-Commerce-Unternehmen der Welt sei.

E-Commerce sei während der Corona-Pandemie eine stark wachsende Branche, und in Polen habe sie zudem ein besonders starkes Potenzial, hieß es bei Analysten. Allegros Umsatz stieg in der ersten Jahreshälfte um 52 Prozent auf 1,77 Milliarden Zloty. Die bereinigten Gewinne wuchsen um 28 Prozent auf 808 Millionen Zloty (umgerechnet 386 Millionen Euro).

Die Einnahmen von Allegro beliefen sich 2019 noch auf 2,39 Milliarden Zloty, was einer Steigerung von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das Nettoergebnis stieg derweil um fast 73,9 Prozent auf 400 Millionen Zloty. Der E-Commerce-Marktplatz der Gruppe erwirtschaftete in den zwölf Monaten bis zum 30. Juni 2020 einen Umsatz von umgerechnet 6,4 Milliarden Euro.

Aktien sind aber erst seit diesem Montag handelbar

Allegro war bereits Ende September an die Börse gegangen, die Aktien sind aber erst seit diesem Montag handelbar. Auch der Handel mit den Anteilscheinen des Posener Newcomers an der GPW wurde um 15 Minuten verzögert, um wegen der gewaltigen Nachfrage die Handelssysteme nicht zu überlasten.

Beim IPO hat Allegro insgesamt 213,5 Millionen Aktien verkauft, was deutlich mehr war als anfangs geplant. Die Nachfrage der Anleger habe das ursprüngliche Angebot wesentlich übertroffen, hatte das Unternehmen erklärt. Vor allem ausländische Investoren griffen laut Analysten zu. Cinven, Permira und Mid Europa erwarben Allegro 2016 für 3,25 Milliarden Dollar von Südafrikas Naspers Ltd. Die Private-Equity-Fonds trennten sich jetzt von einem großen Aktienpaket. 20,9 Prozent der Allegro-Anteile sind nun frei handelbar.

Der Börsengang ist der größte an Warschaus GPW seit dem Debüt der staatlich kontrollierten Versicherungsgesellschaft PZU im Jahr 2010. Bisher fiel es der Warschauer Börse schwer, attraktive Kandidaten zu entlocken, das starke Börsendebüt von Allegro könnte das nun ändern. Die polnische Online-Spielefirma Huuuge steht bereits in den Startlöchern für eine Neuemission.

Die Allegro Gruppe mit Sitz in Posen umfasst neben dem Onlinehandels- und Onlineauktionshaus allegro.pl auch das im Land führende Preisvergleichsportal ceneo.pl. Nach eigenen Angaben sei allegro.pl unter den Top Ten der am meisten besuchten Onlinehändler weltweit. Mehr als doppelt so viele Polen suchen laut Marktforschern Produkte über allegro.pl als über Google.