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Softbank-Manager zieht in Wirecard-Aufsichtsrat ein

Wirecard steht offenbar kurz davor, ein neues Aufsichtsratsmitglied zu berufen. Im Gespräch ist ein Ex-Hedgefonds-Manager, der sich auch mit Shortsellern auskennt.

Der umstrittene Zahlungsdienstleister Wirecard steht laut Finanzkreisen kurz davor, einen Partner des Investmentarms des japanischen Technologiekonzerns Softbank als neues Mitglied in den Aufsichtsrat zu berufen. Damit setzt sich die Personalrochade bei dem Konzern aus Aschheim bei München fort, die den Anlegern wieder Vertrauen einflößen soll.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit falle die Wahl auf Samuel Merksamer von Softbank Investment Advisers, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person dem Handelsblatt. Zuerst hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über die Personalie berichtet.

Merksamers Benennung könnte demnach womöglich schon in dieser Woche bekanntgegeben werden. In Finanzkreisen wird dies als Vertrauensvorschuss von Softbank betrachtet und stellt einen Lichtblick für Wirecard dar, dessen Marktwert 2020 aufgrund der Turbulenzen rund um die Sonderprüfung von KPMG um rund 14 Prozent gesunken ist. Wirecard und Softbank Investment Advisers wollten die Meldung nicht kommentieren.

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Merksamer ist seit Oktober Partner bei der Tochter Softbank Investment Advisers, die den 100 Milliarden Dollar schweren sogenannten Vision Fund kontrolliert. Zuvor hatte er die Interessen des US-Milliardärs und bekannten aktivistischen Investors Carl Icahn in mehreren Aufsichtsräten vertreten, darunter bei den US-Firmen Navistar, American International Group und Hertz.

Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies der Frankfurter Goethe-Universität, sieht die anstehende Berufung positiv. Offenbar sehe nun auch Softbank bei Wirecard Handlungsbedarf: „Wirecard tut sich erkennbar schwer, die aktuelle Situation zu managen. Insofern ist eine Verstärkung im Aufsichtsrat durch einen erfahrenen ehemaligen Hedgefonds-Manager ein kluger Schachzug.“

Merksamer habe langjährige Erfahrung als aktivistischer Investor und wisse genau, welche Strategien diese verfolgen und wie man mit Shortsellern umgehe, sagt der Ökonom. Leerverkäufer, die auf einen Kursverfall der Wirecard-Aktie setzen, spekulieren seit Jahren gegen den Konzern und haben ihr Engagement zuletzt deutlich ausgeweitet.

Vorgesehene Benennung

Der japanische Technologiekonzern Softbank hatte im April vergangenen Jahres etwa eine Milliarde Dollar über eine Wandelanleihe in Wirecard investiert und das Engagement im September in einer komplexen Transaktion reduziert, die die Unterzeichnung eines „strategischen Kooperationsvertrags“ mit der Zahlungsfirma beinhaltete. Der Schritt sollte eine Partnerschaft zwischen den Portfolio-Unternehmen von Softbank, darunter etwa die Auto1 Group, Brightstar und Oyound, sowie dem Zahlungsdienstleister aus Aschheim erleichtern.

Wie auf der Wirecard-Hauptversammlung (HV) im vergangenen Sommer dargelegt, schlossen Wirecard und Softbank darüber hinaus eine Vereinbarung, der zufolge Softbank einen Vertreter für den Wirecard-Aufsichtsrat benennen kann - und zwar schon vor der Umwandlung der Anleihe in Aktien. „Zwischen dem Vorstand und Aufsichtsrat von Wirecard (...) einerseits und Softbank andererseits wurde darüber hinaus vereinbart, dass Softbank bzw. das Softbank-Investitionsvehikel berechtigt sind, eines von sechs Mitgliedern des Aufsichtsrats der Wirecard vorzuschlagen“, hieß es hierzu auf der HV.

Der Aufsichtsrat von Wirecard besteht aktuell aus fünf Mitgliedern. Als sechstes Mitglied und Nachfolgerin für die im April ausgeschiedene Aufsichtsrätin Susana Quintana-Plaza soll die Deutsche-Börse-Managerin Hauke Stars einziehen. Perspektivisch soll das Kontrollgremium auf acht Personen erweitert werden, mit Merksamer wäre also der siebte Platz besetzt.

Da jedoch der frühere Aufsichtsratschef Wulf Matthias, aktuell noch einfaches Mitglied, 2021 ausscheidet, muss Chefaufseher Thomas Eichelmann bis dahin noch zwei weitere neue Mitglieder finden. Seine Kandidatensuche läuft laut Insidern.

Wirecard ist seit vergangenem Jahr in schwerem Fahrwasser. Wiederholt wurden die Bilanzierungspraktiken des Konzerns kritisiert, außerdem seine Beziehungen zu umstrittenen Drittpartnern in Fernost. Die Veröffentlichung der Jahresbilanz 2019 wurde dreimal verschoben und soll nun am 18. Juni erfolgen.

Aktuell arbeiten die Wirtschaftsprüfer von KPMG im Wirecard-Auftrag daran, die Vorwürfe um eine angebliche Bilanzfälschung zu entkräften, über die die britische Zeitung „Financial Times“ in einer Artikelserie berichtet hatte. Der im April veröffentlichte Sonderprüfbericht von KPMG fand zwar keine Belege für eine Bilanzmanipulation, konnte jedoch nicht alle Bedenken ausräumen und löste einen Kurssturz der Wirecard-Aktie um knapp ein Drittel aus.

Mit Material von Bloomberg.