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So legen die Superreichen ihr Vermögen an

Manager großer Vermögen suchen für ihre Kunden nach Anlagen, die so sicher wie Anleihen sind, aber mehr einbringen – dafür braucht es Spezialwissen.

Am Anfang steht meist ein Haufen Geld, zum Beispiel, wenn jemand sein Unternehmen verkauft. Dann stellt sich die Frage: Wohin mit dem Kapital? Ab einem höheren einstelligen Millionenbetrag kommt für die Vermögensverwaltung ein „Famliy Office“ infrage – so genannt, weil dort oft ganze Familien Kunden werden.

Das Wichtigste ist diesen Kunden zunächst, ihr Vermögen möglichst gut zu erhalten. Zu diesem Zweck legen die Betreuer ihr Geld immer mehr in sogenannten alternativen Anlagen an. Denn dort sehen sie noch Chancen auf positive, relativ stabile Renditen. „Wie bekomme ich in einer Welt ohne Zinsen noch Rendite? Und zu welchem Risiko?“ Diese Fragen treiben die Reichen um, sagt Stefan Freytag, Vorstand der Deutsche Oppenheim Family Office.

Die Firma gehört der Deutschen Bank und ist mit über 100 Familien und mehr als zehn Milliarden Euro betreutem Vermögen eines der großen Multi Family Offices im Land. Neben diesen Betreuern mehrerer Familien gibt es auch Single Family Offices, die nur für einen großen Kunden arbeiten.

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Die 50 bis 70 Multi Family Offices in Deutschland in Großbanken, Privatbanken und von unabhängigen Anbietern managen nach Schätzung der Unternehmensberatung Oliver Wyman in Deutschland insgesamt rund 40 Milliarden Euro. Im Durchschnitt betreut ein Anbieter 600 bis 700 Millionen Euro.

Vor allem das Kapital erhalten

Bei den knapp 1000 Single Family Offices könne es auch das Zehnfache sein, sagt Matthias Hübner, Partner bei Oliver Wyman. Die Kernkundschaft der Vermögensbetreuer sind 60 Prozent der 10.000 Ultrareichen in Deutschland mit einem freien Vermögen von mindestens 25 Millionen Euro. Rund 2500 von ihnen werden bei Single Family Offices betreut, 3500 bei Multi Family Offices.

Das oberste Ziel Vermögender ist, ihr Kapital real, also nach Abzug von Geldentwertung und Kosten, zu erhalten. 70 Prozent der Kunden wollten Kapitalerhalt, bestätigt Thomas Rüschen, Vorstand bei Deutsche Oppenheim FO. Dies vor allem, wenn es um unternehmerisches Vermögen geht: „Die Quelle ihres Wohlstands wollen die Menschen unbedingt erhalten.“ Dabei denken sie sehr langfristig, oft in Generationen.

Aktuell brauchen sie für Kapitalerhalt bei einer Inflationsrate von 1,6 Prozent und Kosten von ein bis zwei Prozent zwischen drei und vier Prozent Ertrag. Mehr kann benötigt werden, wenn aus dem Vermögen laufende Ausgaben finanziert werden sollen. Und das kann je nach Risikobereitschaft schwierig werden.

Am Beginn einer Geschäftsbeziehung steht daher eine Diskussion über Risiken, wie Freytag erzählt. Der heftige Kurseinbruch Ende 2018 etwa warf Fragen auf: Wie entwickeln sich die Kapitalmärkte weiter in der konjunkturellen Abschwächung? Erleben wir einen deutlichen Abschwung oder eine moderate Abwärtsbewegung? Wie groß ist die Gefahr einer neuen Krise wie 2008?

Kursschwankungen allein seien eigentlich kein Risiko, meint der Experte, „können es aber werden, wenn ich Buchverluste nicht aushalten kann“. Auch über verschiedene Anlageklassen breit gestreutes Kapital habe im Krisenjahr 2008 ein Fünftel an Wert verloren, warnt Rüschen. Unerwartete Ereignisse – oft als „schwarze Schwäne“ bezeichnet – wie etwa ein Zusammenbruch der Euro-Zone oder eine Schuldenkrise in China lassen die Risiken schlagartig hochschnellen.

Politik schafft gute Bedingungen

Die meisten Anlagestrategen und Vermögensverwalter halten es für sehr wahrscheinlich, dass eine sich abschwächende Weltkonjunktur gestützt wird durch eine weiterhin expansive Geldpolitik mit extrem niedrigen Zinsen. Das schafft nach Ansicht von Reinhard Panse gute Bedingungen für Unternehmensbeteiligungen. Panse ist Chef-Anlagestratege des bankunabhängigen Family Office HQ Trust der Unternehmerfamilie Harald Quandt.

In typischen regional und nach Anlageklassen breit gestreuten Portfolios von Vermögenden bilden Beteiligungen ohnehin eine breite Basis. Das soll dem Gedanken Rechnung tragen, das Vermögen in das Produktivkapital von Volkswirtschaften zu investieren.

Viele Vermögende setzen auf Beteiligungen fernab der Börsen. Sogenannte Private-Equity-Investments könnten je nach Portfolio bis zu 30 Prozent des Gesamtvermögens ausmachen, wie Panse sagt. Renditen aus der Vergangenheit von fünf bis acht Prozentpunkten mehr als mit Aktien sind seiner Ansicht nach in Zukunft zwar schwerer zu erreichen, da die Beteiligungen teurer geworden sind.

Doch zwei bis drei Prozentpunkte zusätzlich seien noch drin, meint Panse. Und es gibt einen weiteren großen Vorteil: Die Bestände können in Krisenzeiten nicht so schnell verkauft werden wie Aktien. „Das schützt vor Kurzschlussreaktionen“, sagt der Anlagestratege. Private-Equity-Beteiligungen haben demnach in der Finanzkrise mit bis zu 30 Prozent Minus deutlich weniger an Wert verloren als Aktien, die bis zur Hälfte eingebüßt haben.

Allerdings erfordern Auswahl und Betreuung solcher Fonds oder einzelner Beteiligungen viel Expertise, mit denen Family Offices werben. Immer beliebter werden auch „Club Deals“, bei denen sich mehrere Vermögende zusammentun und bei einer Firma einsteigen, erklärt Hübner von Oliver Wyman.

Hohe Einstiegspreise

Die LGT Bank der Fürstenfamilie in Liechtenstein setzt stark auf Beteiligungen. Bei ihrem Investmentansatz für qualifizierte Anleger, der auch für das Fürstenhaus umgesetzt wird, macht Private Equity aktuell gut 19 Prozent des Vermögens aus. Der Fürstensohn Prinz Maximilian von Liechtenstein, Chef der Bank, gilt als Experte für diese Anlagen.

In dem ausgewogenen Portfolio der Deutsche Oppenheim FO machen Beteiligungen angesichts der gestiegenen Einstiegspreise derzeit dagegen nur fünf Prozent aus. „Man muss genau wissen, welchen Manager man vor sich hat: einen Ungeduldigen, der alles kauft, oder jemanden mit einem klaren Investmentprozess“, mahnt Freytag. „Die Zeiten, in denen man auf breiter Basis günstig einkaufen kann, sind vorerst vorbei.“

Andere typische alternative Anlagen wie Immobilien und Hedgefondsstrategien sind ebenfalls mit jeweils bis zu zweistelligen Anteilen in Portfolios der Superreichen vertreten. Panse von HQ Trust hält derzeit beispielsweise Immobilienfonds für spannend: etwa mit Wohnhäusern in mittelgroßen deutschen Städten mit Bedarf an Sanierung, die hochspezialisierte Handwerker in Serie durchführen. Gute Hedgefonds, die in jeder Marktlage verdienen sollen, tragen zur Stabilisierung eines Portfolios bei. Auch für diese Anlageklassen braucht es allerdings viel Wissen und Gespür.

Dies alles gilt es abzustimmen auf den individuellen Bedarf der großen Kunden. Je länger der Anlagehorizont und je geringer laufende Erträge benötigt werden, desto stärker können die Investoren solche wenig liquiden, aber in der Regel relativ wertstabilen Anlagen wählen und Chancen auf langfristige Renditen wahrnehmen.

Aktien zählen in allen Portfolios als wichtige langfristige Renditebringer. Globale Aktien machen jeweils zwischen einem Viertel und rund einem Drittel des Vermögens aus. Ein Teil wird in passive, börsengehandelte Fonds (ETFs) gesteckt, die lediglich Indizes nachbilden. Das bietet sich vor allem bei hochliquiden Märkten wie US-Aktien an, in denen aktive Fondsmanager nahezu keine Zusatzrendite erreichen können.

Doch etwa in Schwellenländern sieht Panse von HQ Trust noch Chancen für aktive Manager. Bei Deutsche Oppenheim FO gilt: „Je größer das Vermögen, desto eher bemühen wir uns um gute aktive Manager.“ Vorstand Freytag glaubt daran, „dass es in einzelnen Marktsituationen Opportunitäten gibt“.

Schwellenländer als Renditebringer

Anleihen haben dagegen ihre Rolle als Stabilisator und Renditebringer immer mehr eingebüßt, seit es in weiten Teilen der Welt nahezu keine Zinsen mehr gibt. Klassische Staatsanleihen dienen im LGT Portfolio seit Jahren nur noch als Liquiditätspuffer, da sie als immer handelbar gelten. Ansonsten versuchen die Vermögensmanager über einen breiten Mix an Zinspapieren noch etwas Rendite zu finden.

Derzeit investiert etwa die LGT mit 8,5 Prozent den höchsten Anteil an Bonds in Schwellenländern. Deutsche Oppenheim FO ist bei Hochzinsbonds vorsichtig – vor allem in den USA, aber auch in Europa. „Firmen, die zu stark über Schulden finanziert sind, könnten der erste große Schwachpunkt werden, wenn eine Rezession kommt oder auch die Konjunktur sich erholt und die Zinsen wieder deutlich steigen“, befürchtet Freytag. Das treffe dann sogenannte Zombieunternehmen, die nur noch existierten, weil der Zins so niedrig sei.

Als Alternative zu Anleihen setzen die Vermögensmanager auch auf Versicherungsrisiken oder Kreditfonds. Gut besicherte Kredite, die eine Bank nicht machen könne oder wolle, sollten laut Panse sechs bis sieben Prozent Rendite pro Jahr bringen. Generell müssen Anleger auch mit einem klug ausgewählten, breiten Portfoliomix bescheidener werden, mahnen die Vermögensmanager.

Die künftigen Renditen dürften angesichts der Niedrigzinswelt und einer sich abschwächenden Konjunktur niedriger sein als vergangene, glaubt Rüschen von Deutsche Oppenheim FO. In den vergangenen zehn Jahren bis Ende 2018 hat deren ausgewogenes Portfolio eine jährliche Rendite von 7,4 Prozent geschafft. Andere Anbieter lagen in dem Zeitraum etwas darunter. In den kommenden zehn Jahren rechnet Rüschen eher mit gut vier Prozent im Jahr.