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Siemens will Klimaziele vorziehen und Aktivisten in Entscheidungen einbinden

Siemens-Chef Kaeser wirbt beim Treffen mit Trump dafür, den Klimawandel anzuerkennen. Den Dialog mit den Aktivisten will er trotz Kritik fortführen.

 Foto: dpa
Foto: dpa

Sein Angebot eines Aufsichtspostens an Klima-Aktivistin Luisa Neubauer hat heftige Diskussionen ausgelöst. Doch Siemens-Chef Joe Kaeser sucht nach dem Streit um den Auftrag zur Kohlemine in Australien weiter den intensiven Dialog mit den Klima-Aktivisten.

„Ich finde den Einsatz der jungen Generation gegen die Klimakrise richtig“, sagte Kaeser dem Handelsblatt auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Die Jugend sei „eine relevante Stimme der Gesellschaft und damit ein wichtiger Stakeholder für die Zukunft“. Daher müsse man sie ermutigen, am Entscheidungsprozess teilzunehmen. „Denn nur protestieren verändert nichts und schafft vor allem keine Lösungen.“

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Der Klimawandel ist bestimmendes Thema in Davos. Auch beim Dinner von US-Präsident Donald Trump mit Wirtschaftsführern wurde darüber gesprochen. Vonseiten der deutschen Wirtschaft waren Kaeser und VW-Chef Herbert Diess geladen.

Laut Teilnehmern äußerte Kaeser Anerkennung für die wirtschaftliche Bilanz des US-Präsidenten. Zugleich bat er, mit den mehr als 50.000 Mitarbeitern in den USA stärker als amerikanisches Unternehmen angesehen zu werden, wenn es zum Beispiel um öffentliche Aufträge geht. Und schließlich äußerte er den Wunsch, „dass wir alle zusammen den Klimawandel ernst nehmen und die Stimme der Jugend hören“.

Siemens war schon vor dem Weltwirtschaftsforum ins Visier der Aktivisten geraten. Der Technologiekonzern liefert die Signaltechnik für den Zug, der die Kohle von der umstrittenen Mine in Australien ans Meer transportieren soll. Der indische Industriekonzern Adani will eines der größten Kohlebergwerke der Welt errichten, das jährlich bis zu 60 Millionen Tonnen Kohle fördern soll.

Siemens habe vor fünf Jahren als einziges Industrieunternehmen CO2-Neutralität bis 2030 versprochen, betonte Kaeser im Gespräch mit dem Handelsblatt. Bis 2020 wolle man die Hälfte der Einsparungen erreichen. „Wir sind auf dem besten Weg. Daher überlegen wir derzeit, wie wir die Zielsetzung vorziehen können.“

Dem Klimaziel ist die Führung des Technologiekonzerns auch persönlich verpflichtet. Dazu hatte Siemens bereits vor der Aufregung um Adani eine Reform des Vergütungssystems beschlossen. Der Langzeitbonus von Kaeser und den anderen Vorständen ist künftig zu einem kleinen Teil auch an Fortschritte bei den Klimazielen gekoppelt. „Auch hier setzen wir Maßstäbe“, meinte Kaeser.

Der Siemens-Chef hatte von dem für Siemens vergleichsweise kleinen Auftrag für das Adani-Projekt nach eigenen Angaben lange nichts gewusst. Als die Kritik laut wurde, traf er Klima-Aktivistin Neubauer in Berlin und bot ihr sogar einen Aufsichtsposten in der neuen Siemens Energy an.

Neubauer lehnte das Postenangebot nach kurzer Bedenkzeit ab. Kaeser äußerte dann zwar Sympathie für die Ziele der Klima-Aktivistin, hielt aber an dem Auftrag aus Vertragstreue gegenüber dem Kunden fest. Bei einer Stornierung hätte Siemens hoher Schadensersatz gedroht.

Siemens Energy plant Nachhaltigkeitsgremium

Das Postenangebot an Neugebauer hatte auch Siemens-intern für viele Diskussionen gesorgt. Trotz der Aufregung um sein Gespräch mit Neubauer will Kaeser in Kontakt mit den Umweltschützern bleiben. „Mein Ziel ist es, mit den Umweltorganisationen den Dialog zu suchen, zu helfen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und zusammen Lösungen zu erarbeiten“, sagte er. Eine Eskalation des Generationenkonflikts müsse vermieden werden. „Es geht viel besser zusammen.“

Der Siemens-Chef hatte angekündigt, Konsequenzen aus dem Debakel zu ziehen. Vor allem sollen die Frühwarnsysteme verbessert werden. So ist bei der neuen Siemens Energy ein Nachhaltigkeitsgremium mit externen Experten geplant. „Der Fall Adani in Australien hat mich gelehrt, dass wir künftig Entscheidungen mit direkt klimarelevantem Bezug im Vorfeld besser evaluieren, dann gegebenenfalls proaktiv erklären müssen, statt dann hinterher auf Kritik defensiv zu reagieren“, sagte Kaeser. „Das können wir besser.“

Für bessere Kontrollsysteme gibt es grundsätzlich Unterstützung aus dem Aufsichtsrat. „Bei der Auftragssuche muss man das Thema künftig besser im Blick haben“, hieß es im Umfeld des Kontrollgremiums. Allerdings werde es nicht einfach, die Grenzen zu definieren. Schließlich sei Siemens zum Beispiel bei Kohlekraftwerken mit Turbinen vertreten.

Mit seinem persönlichen Engagement und dem Treffen mit Neubauer habe Kaeser dem Thema mehr Aufmerksamkeit verschafft und Siemens möglicherweise noch stärker in den Fokus der Aktivisten gerückt, kritisierte ein Aufsichtsrat.

Der Streit um Adani wird auch Thema auf der Hauptversammlung sein. „Mit der Entscheidung, die Signalanlagen an den Adani-Konzern zu liefern und damit an einem riesigen Kohleförderprojekt in Australien mitzuwirken, hat der Vorstand sowohl dem globalen Klima als auch der Reputation der Siemens AG einen irreparablen Schaden zugefügt“, heißt es im Gegenantrag eines Kleinaktionärs.

Große Investoren hatten Verständnis gezeigt für die Entscheidung, an dem Auftrag festzuhalten. Künftig müsse der Konzern Reputationsrisiken aber besser berücksichtigen.