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Shell will die Nummer eins für grünen Wasserstoff in Deutschland werden

Der Ölkonzern will sein Deutschland-Geschäft deutlich nachhaltiger ausrichten. Neben grünem Wasserstoff werden Windkraft und Ladesäulen wichtiger.

Es scheint so, als wollten sich die Ölkonzerne beim Thema Nachhaltigkeit gegenseitig übertrumpfen. Vergangene Woche verkündete die britische BP das Ende des Ölbooms. Jetzt legt Konkurrent Shell nach und macht Deutschland zum Testfall für die Restrukturierung des globalen Milliardenkonzerns. Drei Themen nimmt der Ölkonzern dabei besonders ins Visier: Wasserstoff, Wind und Elektromobilität.

In den nächsten zehn Jahren will Shell hierzulande der führende Anbieter von grünem Wasserstoff für den Industrie- und Transportsektor werden. Dafür soll sich die geplante Elektrolyse-Kapazität der Rheinland-Raffinerie verzehnfachen. Aktuell war die in Köln-Wesseling im Bau befindliche Anlage gerade mal auf eine Kapazität 10 Megawatt (MW), also ungefähr 1300 Tonnen Wasserstoff pro Jahr ausgelegt. Auch so wäre sie schon die größte aktive Produktionsstätte für grünen Wasserstoff auf der Welt gewesen.

„Neben Wesseling planen wir weitere Projekte an Standorten in Deutschland und sind dazu auch schon mit den entsprechenden Stellen im Gespräch“, kündigte Shell-Deutschlandchef Fabian Ziegler im Gespräch mit dem Handelsblatt an. Konkret geht es neben Köln auch um Projekte in Hamburg und Bayern. „Wir wollen mindestens drei Projekte im 100 MW-Bereich in den nächsten Jahren aufbauen“, sagte Ziegler.

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Der Umbau der Rheinland-Raffinerie werde einer der wichtigsten Schritte in der Neuausrichtung sein. Die größte Rohölverarbeitungsstätte des Landes soll zukünftig weniger Rohöl und dafür mehr regenerative Energiestoffe produzieren. „2050 werden wir hier in Deutschland keine fossilen flüssigen Brennstoffe mehr verkaufen“, sagte Ziegler. Stattdessen soll die Raffinerie sich aus je einem Drittel synthetische Kraftstoffe, Biokraftstoff und grünem Wasserstoff zusammensetzen. „Wir werden ein völlig anderes Unternehmen sein“.

„Als Schlüsselmarkt für die Shell-Gruppe ist der Umbau des Geschäfts in Deutschland entscheidend für unsere Ambitionen, bis 2050 oder früher ein Netto-Null-Emissions-Energieunternehmen zu werden“, ergänzte Huibert Vigeveno, Vorstandsmitglied der Royal Dutch Shell.

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Ein niedriger Ölpreis, immer mehr und günstiger werdende erneuerbare Energien und Druck seitens Aktivisten und Investoren belasten die erfolgsverwöhnte Ölbranche schon länger. Die Coronakrise verschärfte die hausgemachten Probleme und führte allein bei Shell im zweiten Quartal zu Abschreibungen in zweistelliger Milliardenhöhe.

Der Londoner Ölriese BP geht in seinem neuesten Energy Outlook sogar davon aus, dass die Hochphase des Ölbooms schon längst überschritten sein könnte. Die fossilen Energiegiganten müssen sich der neuen Energiewelt anpassen, sonst drohen sie in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Also treten zumindest die europäischen Granden langsam, aber sicher die Flucht nach vorn an.

1000 Schnellladesäulen bis 2030

Wo es lange hieß, dass Elektroautos keine Zukunft hätten, will Shell bis 2030 nun 1000 Schnellladesäulen auf seine knapp 2000 Tankstellen in ganz Deutschland verteilen. Erst dieses Jahr hatte der Ölmulti mit dem Ausbau von Stromstationen begonnen. Bis zum Ende des Jahres ist der Bau von 100 Ladesäulen mit einer Leistung bis zu 150 Kilowatt geplant. Das liegt allerdings auch daran, dass die Bundesregierung vor Kurzem eine sogenannte Versorgungsauflage für die Mineralölkonzerne beschlossen hat, die Tankstellen den Verkauf von Strom zur Auflage macht.

Zusätzlich dazu steigt Shell offiziell in die Produktion und den Verkauf von Windkraft auf See (Offshore) vor den deutschen Küsten ein. „Wir planen, in Zukunft auch selbst Grünstrom zu produzieren“, sagte Deutschlandchef Ziegler.

Die Offshore-Energie soll für die Produktion von grünem Wasserstoff genutzt, aber auch an die Kunden des deutschen Stromanbieters Shell Energy geliefert werden. Der versorgt seine Kunden seit Neuestem nur noch mit reinem Grünstrom. Bislang kommt der allerdings noch über Wasserkraft-Zertifikate aus Norwegen.

In den Niederlanden hatte der Ölkonzern in einem Konsortium mit dem niederländischen Energieversorger Eneco bereits im Juli den Zuschlag für ein 750-Megawatt-Projekt vor der Westküste Hollands gewonnen und sich damit sogar gegen Windgrößen wie den Projektierer Orsted durchgesetzt.

Gelingt das Experiment in Deutschland, dürften wohl auch andere Märkte der Neuausrichtung folgen.