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Sewing läutet Gewerbeimmo-Warnglocke: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Boris Groendahl über ein Problem, das man schon beim Hereinkommen erkennen konnte. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Kalte, harte Landung

Es ist ja nicht so, dass es vorher niemand gesagt hätte. Natürlich stiegen die Immobilienbewertungen nicht nur wegen der Genialität der Entwickler oder irgendwelcher “Megatrends” ins Unermessliche, sondern zumindestens auch getrieben von Niedrig-, Null- und Negativ-Zinsen; natürlich wird das nach einer Zinswende schmerzhaft — das sagt einem ja schon die Finanzmathematik. Und fundamentale Megatrends können immer auch mal in die Gegenrichtung wirken, siehe Homeoffice und Onlinehandel. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sagt im Bloomberg-Interview jedenfalls “schwere Zeiten” für den Gewerbeimmobilien-Bereich voraus, und wer möchte ihm da widersprechen.

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Einem wichtigen Thema wendet sich inzwischen auch die EZB-Bankenaufsicht zu, wie Bloomberg Anfang der Woche berichten konnte: nämlich den Bewertungsgutachten, die möglicherweise zu lange brauchen, um die negative Marktentwicklung wiederzugeben. Die Aufseher erkundigen sich jetzt bei den Gutachtern danach, wie sie bei ihren Bewertungen vorgehen. Wie bei anderen Themen auch könnte alleine die demonstrative Aufmerksamkeit schon eine Verhaltensänderung bewirken, das bleibt abzuwarten.

Sewings eigene Investmentbank hatte zum Ende des zweiten Quartals ausstehende Gewerbeimmobilien-Kredite in Höhe von rund 19 Milliarden Euro, dem Bankchef macht das aber keine Kopfschmerzen, da die Sparte “konservative Zeichnungsstandards” habe und das Konzentrationsrisiko im Blick behalte: “Ich fühle mich sehr wohl mit dem, was wir getan haben”, so Sewing zu Bloomberg.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell und Boris Groendahl: Bankreigen startet, droht $150-Öl?, (noch) keine Spreadsorgen, (noch) nicht verloren, und Börsentherapie.

Bankenreigen startet

Heute kurz nach Mittag beginnt der Reigen der Quartalsberichte der Wall-Street-Banken mit JPMorgan, Citigroup und Wells Fargo. Die Aktien der US-Geldhäuser stecken immer noch in dem Tal der Tränen der Bankenkrise in diesem Frühjahr. Der KBW-Bankenindex ist in diesem Jahr um 24% gefallen, während der breite S&P 500 14% gut gemacht hat. “Die Anleger im Bankensektor haben etwa ein halbes Dutzend Probleme, die gelöst werden müssen”, so R. Scott Siefers, Analyst bei Piper Sandler. Dazu gehören in den USA neue Kapitalvorschriften, Abwertungen auf Bond-Portfolios wegen der Zinswende sowie anwachsende faule Kredite. In Europa haben sich die Bankaktien in den letzten sechs Monaten erholt, hier wirken sich noch hauptsächlich die positiven Aspekte der Zinswende aus. Doch da der Gipfel der EZB-Zinsen (mindestens fast) erreicht ist, dafür die Konjunktur schwächelt, mehren sich auch hier die Sorgen über faule Kredite. Auch politische Risiken wie die italienische Bankensteuer belasten.

Droht $150-Öl?

Ein sich ausbreitender Krieg im Nahen Osten könnte außer großem menschlichen Leid auch weltweit schwere wirtschaftliche Folgen haben und etwa den Ölpreis in die Höhe treiben. Im Gaza-Streifen zeichnet sich eine baldige Bodenoffensive ab. Israel hat nach Angaben der Vereinten Nationen die Evakuierung von 1,1 Millionen Menschen im nördlichen Gazastreifen binnen 24 Stunden gefordert. Die Uno hält dies für “unmöglich” und befürchtet eine humanitäre Katastrophe. Der Iran warnt, die Eröffnung einer neuen Front im Konflikt sei möglich. Zu den drohenden Szenarien könnte ein Stellvertreter-Krieg gehören, bei dem der Iran Syrien und den Libanon bei Angriffen auf Israel unterstützt, aber auch eine direkte Auseinandersetzung zwischen Teheran und Jerusalem. Laut Bloomberg Economics droht im letzterem Fall ein Ölpreissprung um $64 je Barrel und eine Minderung des globalen Wirtschaftswachstums um einen Prozentpunkt.

(Noch) keine Spreadsorgen

Italiens steigende Anleihespreads sind laut dem italienischen Notenbankchef Ignazio Visco derzeit nicht besorgniserregend und werden kein Eingreifen der EZB erfordern. “Es gibt keine wirklichen Anzeichen”, sagte Visco heute im Gespräch mit Bloomberg TV am Rande der Tagungen von IWF und Weltbank in Marrakesch. Sollte ein Eingreifen der Währungshüter erforderlich sein, “denke ich, dass wir dazu in der Lage sind”. Für Verkaufsdruck am Anleihemarkt spräche derweil ein beschleunigter Abbau der EZB-Bilanz, für den sich der slowenische Notenbankchef ausgesprochen hat. Dazu sollten “alle verfügbaren Optionen erwogen werden”, sagte Bostjan Vasle. Sein lettischer Kollege Martins Kazaks betonte, in Bezug auf das Pandemie-Kaufprogramm sollte schrittweise vorgegangen werden, um die Märkte nicht zu schocken. Die Leitzinsen im Euroraum indessen dürften laut dem Niederländer Klaas Knot wohl noch mindestens ein Jahr auf ihrem derzeitigen hohen Niveau belassen werden.

(Noch) nicht verloren

Bei den polnischen Parlamentswahlen steht es Spitz auf Knopf. Zwar liegt in den Umfragen die regierende PiS-Partei in Führung, die liberale Opposition unter dem früheren EU-Kommissionspräsidenten Donald Tusk hat jedoch zuletzt aufgeholt. Westliche Investoren haben eine Präferenz für die Opposition, die voraussichtlich kein Bremsklotz in der Europäischen Union mehr sein würde und deshalb auch nicht Gefahr liefe, von EU-Geldern abgeschnitten zu werden. Der taubenhafte Kurs der Zentralbank dürfte in diesem Fall wohl enden. Eine Fortsetzung der PiS-geführten Regierung, womöglich unterstützt von der extremen Rechten, könnte hingegen weiter auf der Warschauer Börse lasten. Für die Wahlbevölkerung sind diese Erwägungen allerdings weniger relevant als die sehr zielgerichteten Hilfen, die die PiS in den letzten Jahren ausgezahlt hat. Im masurischen Biala Piska trafen unsere Kollegen auf Polinnen und Polen, die ganz genau wussten, welche Veränderungen sie sich durch die Wahl wünschen: Gar keine.

Börsentherapie

Zur Stützung der Zuversicht am Aktienmarkt erwägt Peking einen neuen Stabilisierungsfonds. Nach Beratungen mit Branchenvertretern wurde der Staatsführung informierten Kreisen zufolge ein Entwurf vorgelegt, der ein Volumen von Hunderten von Milliarden Yuan ermöglichen soll. Als die chinesischen Börsen 2015 abgesackt waren, war ein Mittelvolumen bis zu 3 Billionen Yuan (390 Milliarden Euro) mobilisiert worden — für den direkten Kauf von Aktien, aber auch die Bereitstellung von Liquidität für Brokerhäuser. Der Rückgang der chinesischen Exporte hat sich im September auf rund 6% abgeschwächt. Einblick in den Zustand der Konjunktur indessen geben auch die Selfies der chinesischen Urlauber in Hongkong: Statt der einst beliebten Fotos mit Hermes-Handtaschen werden nun häufig Bilder beim Besuch in einer McDonald’s-Filiale verschickt.

Was sonst noch passiert ist:

  • Deutsche Bank verließ sich auf Trumps Angaben

  • Nahrungsmittel werden weltweit zum Wahlkampfthema

  • Soros-Stiftung schließt weltweit zahlreiche Büros

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