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Semesterferien auf dem Schlachthof: Schleuser sollen Scheinstudenten vermittelt haben

Zwei Unternehmen, die illegal Menschen nach Deutschland geschleust haben sollen, versorgten auch Tönnies mit Arbeitern – einige getarnt als Studenten.

Ein Verdächtiger wird durch Beamte der Bundespolizei nach einer Razzia erkennungsdienstlich behandelt. Foto: dpa
Ein Verdächtiger wird durch Beamte der Bundespolizei nach einer Razzia erkennungsdienstlich behandelt. Foto: dpa

Als Studenten nach Deutschland gekommen, nun vor der Abschiebung: Ermittler haben bei der Großrazzia in der Fleischindustrie am Mittwoch etliche Arbeiter mit gefälschten Immatrikulationsbescheinigungen angetroffen. Das hat der zuständige Oberstaatsanwalt aus Naumburg, Hans-Jürgen Neufang, dem Handelsblatt bestätigt.

Die Ermittler haben demnach die Identität von 47 Arbeitern feststellen lassen. Rund ein Drittel von ihnen habe angegeben, an einer Universität eingeschrieben zu sein. „Mittlerweile wissen wir aber, dass ein größerer Teil davon keine Studenten waren“, so Neufang.

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Es soll sich um eine Masche handeln, mit der die Unternehmen Berkana und IRC systematisch Menschen nach Deutschland schleusten, insbesondere für die Arbeit in der Fleischindustrie. Die Firmen standen im Mittelpunkt der Großrazzia gegen illegale Leiharbeit in der Branche. Für eine Stellungnahme waren sie am Freitagnachmittag nicht zu erreichen.

Nach Informationen des Handelsblatts war Tönnies ihr einziger Kunde in der Fleischindustrie. Berkana und IRC vermittelten dem Schlachtkonzern Arbeitskräfte für seinen Standort in Weißenfels. Ein Tönnies-Sprecher teilte mit, dass es bislang keine Hinweise darauf gebe, dass die Arbeiter von den Vorwürfen betroffen sind.

Allerdings bestätigte er Handelsblatt-Informationen, nach denen auch IRC Arbeiter an das zweitgrößte Werk des Marktführers vermittelte. Zuvor hatte Tönnies lediglich zugegeben, dass der Konzern ein Kunde von Berkana ist. Dabei sei es um „einige Dutzend“ Arbeiter für den Standort Weißenfels gegangen.

Diese Arbeitskräfte wurden offensichtlich über Werkverträge vermittelt. Denn im bundesweiten Register der Firmen, die eine Genehmigung zur Arbeitnehmerüberlassung haben und deshalb als Zeitarbeitsfirmen gelten, tauchen die Firmen Berkana oder IRC nicht auf.

Ukrainische Praktikanten

820 Ermittler hatten mehr als 60 Wohn- und Geschäftsräume in fünf Bundesländern durchsucht. Sie beschlagnahmten Datenträger, Geschäftsunterlagen und Vermögenswerte in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Zudem wurden Konten der Berkana und der IRC eingefroren.

Die Unternehmen sollen zwar unabhängig voneinander, aber nach denselben Mustern vorgegangen sein. Sie sollen die Arbeiter entweder mithilfe von gefälschten rumänischen Pässen oder eben als Scheinstudenten nach Deutschland gebracht haben. Für Letztere beantragten sie eine Arbeitserlaubnis bei der Bundesagentur für Arbeit.

Wie aus einem dem Handelsblatt vorliegenden Schreiben hervorgeht, hat die Agentur für Arbeit in Köln erst kürzlich ukrainische Studenten zur Ferienbeschäftigung an Berkana vermittelt. Im konkreten Fall ging es um „Verpackung und Kommissionierung“. Die Tätigkeit beschränke sich „insgesamt auf ein einfaches Aufgabenspektrum“, heißt es darin.

Als Entlohnung für die 40-Stunden-Woche wurde der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro brutto pro Stunde vereinbart. Berkana verpflichtete sich, die Studenten zu den genannten Bedingungen zu beschäftigten und bei der Wohnungssuche behilflich zu sein.

Letzteres dürfte dem Unternehmen nicht schwer gefallen sein. Berkana und IRC boten ihren Kunden sozusagen All-inclusive-Pakete an. Das heißt, sie haben auch Immobilien besessen und an der Unterbringung der Arbeitskräfte verdient.

Die Arbeiter, die sich illegal in Deutschland aufhalten, werden nun abgeschoben. Sie müssen innerhalb von 48 Stunden nach Eingang der Verfügung das Land verlassen. Beim Grenzübertritt wird eine Bescheinigung ausgestellt, die der Ausländerbehörde die Ausreise bestätigt. Geschieht das nicht, werden die Personen zur Fahndung ausgeschrieben.