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Sechs Gründe, warum 2021 das Jahr der wirtschaftlichen Erholung wird

Um die deutsche Wirtschaft steht es besser, als man es nach dem Pandemie-Jahr 2020 erwartet hätte. Mehrere Faktoren dürften 2021 für einen Aufschwung sorgen.

Wenn alles gutgeht, wird sich die Wirtschaft im Jahr 2021 spürbar erholen. Dabei kommt es auch darauf an, wie schnell eine Herdenimmunität erreicht werden kann. Foto: dpa
Wenn alles gutgeht, wird sich die Wirtschaft im Jahr 2021 spürbar erholen. Dabei kommt es auch darauf an, wie schnell eine Herdenimmunität erreicht werden kann. Foto: dpa

Die zweite Corona-Welle mit hohen Infektionszahlen rollt durch Europa. In Großbritannien taucht eine erheblich ansteckendere Virus-Mutation auf, viele Länder, auch Deutschland, befinden sich über Weihnachten und wohl auch noch lange darüber hinaus im Lockdown.

Für die Wirtschaft ist das Gift. Der Aufschwung des Sommers wird wohl erst einmal zum Erliegen kommen, Konjunkturforscher rechnen über den Jahreswechsel sogar mit einer zweiten Corona-Rezession. Eine Woche harter Lockdown, schätzt Enzo Weber, Konjunkturexperte am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dürfte die Volkswirtschaft etwa 3,5 Milliarden Euro kosten, jeder Monat also etwa 14 Milliarden Euro.

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Das Münchener Ifo-Institut erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2020 um ein halbes Prozent schrumpft, das DIW erwartet ein Prozent minus, die Deutsche Bank sogar minus anderthalb Prozent. Das erste Quartal 2021 dürfte nach Auffassung der Wirtschaftsweisen noch schwächer ausfallen.

Trotzdem rechnen fast alle Konjunkturexperten 2021 mit einem Jahr des Aufschwungs. Die Prognosen für Deutschland für das Jahr 2021 liegen jedenfalls im Plus und reichen von 2,8 Prozent (OECD) bis 4,9 Prozent (RWI, IMK).

Sechs Gründe für den Konjunkturzuwachs:

1. Impfungen werden die Pandemie beenden

Ab dem 27. Dezember wird in Deutschland und EU-weit geimpft, zuvor hatten Großbritannien, die USA und Kanada mit Impfungen begonnen. „Impfen ändert alles“, sagt Gabriel Felbermayr, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW).

Die Hersteller Biontech und Pfizer hatten am 21. Dezember von der Europäischen Arzneimittelagentur Ema die EU-Zulassung für ihren Impfstoff bekommen, der USA-Hersteller Moderna soll sie am 6. Januar ebenfalls erhalten.

Von beiden Herstellern hat die Bundesregierung nach Angaben von Gesundheitsminister Jens Spahn Impfdosen für 68 Millionen Bürger geordert: Sie könnten bis Ende 2021 geimpft werden.

Wenn das so klappt, wird – bei einer Bevölkerung von 83 Millionen Menschen – dann die Herdenimmunität erreicht. Die Pandemie würde enden und mit ihr Abstandsgebote, Maskenpflicht und immer neue Lockdowns.

Der Aufschwung, den die Konjunkturforscher im Frühjahr erwarten, wird dann nicht wieder wie im Winter durch die nächste Virus-Welle abgewürgt. Seit der Impfbeginn feststeht, haben sich bereits Stimmungsindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima in Erwartung normaler Geschäfte aufgehellt.

Das Risiko hier: Die Impfungen können doch nicht so rasch verabreicht werden, etwa weil der Impfstoff nicht so schnell produziert werden kann, weil er gegen Virus-Mutationen womöglich weniger gut wirkt oder weil doch stärkere Nebenwirkungen auftreten als erwartet.

2. Die Industrie leidet kaum unter dem Weihnachts-Lockdown

Die Lieferketten in Europa sind diesmal intakt geblieben, jedenfalls bisher. Reisen wird allenfalls für Personen, nicht aber für Waren verboten. Bis in den Dezember hinein blieben die Schlüsselindustrien Auto, Chemie und Maschinenbau, die der erste Lockdown hart getroffen hatte, auf Wachstumskurs – trotz Lockdown.

„Zwar trifft der Lockdown einzelne Branchen hart. Die deutsche Wirtschaft insgesamt zeigt sich jedoch widerstandsfähig“, sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Die Auftragsbestände wuchsen auch im Oktober und November, ebenso die Auftragseingänge, wie entsprechende Umfragen von IHS Markit europaweit zeigten. In Asien gelang es bereits, die Infektionszahlen unter Kontrolle zu bringen und auch im Winter niedrig zu halten: Die Wirtschaft dort wächst kräftig, vor allem in China.

Davon profitieren auch deutsche Exportfirmen. Und die Industrie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig: Sie steht für 24 Prozent der Wirtschaftsleistung; geht es ihr gut, zieht das auch andere Branchen mit. Der Handel macht dagegen nur neun Prozent aus, das Gastgewerbe steht für zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Das Risiko hier: Mutationen wie zuletzt in Großbritannien erzwingen neue Reisebeschränkungen und Grenzschließungen. Oder die Pandemie kehrt doch noch nach Asien zurück.

3. Die Konsumlust wird zurückkehren

2020 haben die privaten Haushalte so viel gespart wie nie zuvor, die Sparquote stieg auf 20 Prozent – auch weil Einkaufen unter Corona-Bedingungen weniger Spaß machte. Ein Teil dieses Geldes könnte 2021 in den Konsum fließen, weil viele Menschen nach dem langen Lockdown gern wieder Restaurants und Veranstaltungen besuchen, neue Kleidung kaufen und reisen werden.

Zudem wird Anfang 2021 der Solidaritätszuschlag für 90 Prozent der Bevölkerung abgeschafft, was – trotz des Endes der temporären Mehrwertsteuersenkung – ebenfalls die Kaufkraft erhöht.

Die Binnenkonjunktur kann anziehen, auch weil die Kurzarbeit Massenarbeitslosigkeit verhindert hat. Die Einkommen sind daher längst nicht so stark eingebrochen, wie sie es im Fall von Massenentlassungen wären. „Zwar wird der Winter-Lockdown den Erholungsprozess am Arbeitsmarkt etwas verlangsamen, aber im Jahresverlauf wird die Beschäftigung zunehmen und die Arbeitslosigkeit in Deutschland zurückgehen“, sagt Alexander Herzog-Stein vom gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung.

Das Risiko hier: Nach der Kurzarbeit setzt der digitale Strukturwandel so hart und schnell ein, dass doch noch viele Beschäftigte arbeitslos werden.

4. Staatshilfen bauen den Unternehmen Brücken über das Konjunkturtal

Zwangsgeschlossene Firmen wurden entschädigt. Systemwichtige Unternehmen wie die Lufthansa per Staatsbeteiligung gerettet. Günstige Kredite der KfW haben geholfen, die Liquidität zu sichern. Auch 2021 werden Firmen, deren Umsätze und Gewinne Lockdown-bedingt einbrechen, Staatsgeld zum Begleichen ihrer Fixkosten bekommen.

Das Ziel: Sobald die Wirtschaft wieder richtig anspringt, können die Unternehmen ans Vorkrisengeschäft anknüpfen.

„Die deutsche Wirtschaft ist in ihrer Substanz intakt. Sie hat in den guten Jahren zuvor nennenswerte Reserven aufgebaut. Das gilt für die Mehrzahl der Unternehmen und nicht zuletzt für das Bankensystem“, sagt Wirtschaftsweisen-Chef Lars Feld.

Das Risiko hier: Die Lockdowns überall in Europa haben am Ende doch so lange gedauert, dass viele Geschäfte, Restaurants, Hotels, Veranstalter, aber auch produzierende Unternehmen nicht durchhalten. Es käme ab Februar dann zu einer Insolvenzwelle, die wiederum die Bankbilanzen belasten und schlimmstenfalls zu Bankenzusammenbrüchen führen könnte.

5. Der Verlauf des Sommer-Aufschwungs

Nach der tiefen Rezession im Frühjahr setzte ab Mai eine kräftige Erholung ein – sofort nachdem die ersten Lockerungen in Kraft traten. Die Konjunkturkurve verlief wie ein V: Nach dem starken Einbruch kam ein fast ebenso starker Aufschwung. Bis Anfang Oktober war das Bruttoinlandsprodukt wieder auf 96 Prozent des Vorkrisenniveaus gestiegen.

Wäre es gelungen, die zweite Welle zu vermeiden, hätte die deutsche Wirtschaft wohl bereits zu Jahresbeginn wieder ans Vorkrisenniveau anknüpfen können. Der starke Rückpralleffekt zeigte: Es sind tatsächlich „nur“ die Lockdowns, die 2020 die Wirtschaft hierzulande am Wachsen gehindert haben. Mit dem Ende aller Kontaktbeschränkungen kann man sich auf den sofortigen Beginn der Erholung verlassen.

„Die wirtschaftliche Erholung wird durch die zweite Infektionswelle zwar unterbrochen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, sagte IMK-Direktor Sebastian Dullien. Das gilt sogar für die Autoindustrie, die zusätzlich unter einer Strukturkrise leidet. Sie produzierte im November mehr Autos als vor der Coronakrise.

Das Risiko hier: Das Virus mutiert so, dass die Impfstoffe nicht helfen und weitere Corona-Wellen immer neue Lockdowns erzwingen.

6. Donald Trump verlässt das Weiße Haus

Ab 20. Januar ist Joe Biden US-Präsident, Donald Trump verlässt das Weiße Haus. Eine verlässliche internationale Zusammenarbeit der westlichen Demokratien wird wieder möglich, Handelskriege sind nun deutlich weniger wahrscheinlich.

Für die exportorientierte deutsche Industrie sind die Rahmenbedingungen damit schlagartig besser. Die USA werden zudem wieder ins Pariser Klimaabkommen eintreten. Die klimafreundliche Transformation der Wirtschaft wird im US-europäischen Schulterschluss schneller vorankommen.

Der Welthandel sendete zuletzt positive Signale, so wuchs der Containerumschlag in den Häfen, der Schiffsverkehr zwischen Asien und Europa läuft wieder ziemlich normal. „Der Containerumschlag scheint sich auf hohem Niveau zu stabilisieren“, sagte RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt: „Der Welthandel hat sich offenbar weitgehend von seinem Einbruch im Frühjahr erholt.“

Das Risiko hier: Die USA und China verstricken sich auch nach dem Präsidentenwechsel immer tiefer in Handelskonflikte. Oder die Europäer verspielen die Freundschaft, indem sie sich weiter weigern, größere militärische Lasten zu tragen.

Probedurchlauf in einem Corona-Impfzentrum in Köln: Mit Darstellern wurden die Abläufe durchgespielt. Foto: dpa
Probedurchlauf in einem Corona-Impfzentrum in Köln: Mit Darstellern wurden die Abläufe durchgespielt. Foto: dpa
Nur wenige Passanten sind in der Münchener Innenstadt in einer Einkaufspassage unterwegs. 2021 könnte der Einzelhandel wieder Fahrt aufnehmen. Foto: dpa
Nur wenige Passanten sind in der Münchener Innenstadt in einer Einkaufspassage unterwegs. 2021 könnte der Einzelhandel wieder Fahrt aufnehmen. Foto: dpa
Die Autoindustrie steht großen Transformationen gegenüber, konnte im November 2020 aber mehr Autos produzieren als im Vorjahresmonat. Foto: dpa
Die Autoindustrie steht großen Transformationen gegenüber, konnte im November 2020 aber mehr Autos produzieren als im Vorjahresmonat. Foto: dpa