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Schwieriger Staatsgast - Emir bei Scholz: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Arne Delfs über eine komplizierte Beziehungskiste. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Schwieriger Besucher

Wenn Bundeskanzler Olaf Scholz heute den Emir von Katar in Berlin empfängt, zeigt sich in aller Deutlichkeit, wie vertrackt und teils widersprüchlich Politik ist — vor allem wenn es um den Nahen Osten geht. Während die Öffentlichkeit noch unter dem Eindruck des barbarischen Massakers der Hamas an mehr als tausend Israelis steht, heißt Scholz den Staatschef eines Landes im Kanzleramt willkommen, das immer wieder als Unterstützer eben dieser Hamas genannt wird. Nur Stunden nachdem er im Bundestag noch einmal versicherte, dass Berlin fest an der Seite Israels im Kampf gegen die Terrororganisation steht.

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Scholz lieferte die Erklärung für diese scheinbar schizophrene Politik gleich mit. Er empfange den Emir, weil “dessen Land eine wichtige Mittlerrolle innehat, die es gerade dieser Tage auch nutzt,” sagte er in seiner Regierungserklärung. Es wäre “unverantwortlich”, so Scholz weiter, “in dieser dramatischen Lage nicht alle Kontakte zu nutzen, die helfen können”. Und sicherheitshalber schob er noch nach: “Wir tun dies im Übrigen in enger Abstimmung mit Israel und für diejenigen, die von der Hamas entführt wurden.”

Aber vielleicht ist es auch einfach so: Der Besuch des Emirs von Katar war schon seit langem vereinbart. Eine kurzfristige Absage wäre einem Affront gleichgekommen und hätte zudem den vielfältigen Handelsbeziehungen mit dem Emirat geschadet. Denn die katarische Herrscherfamilie besitzt mittlerweile nicht nur Anteile an der Deutschen Bank, Siemens und Volkswagen, sondern liefert der deutschen Wirtschaft auch das begehrte Flüssiggas.

Allzu viele Fragen will man in dieser Situation freilich lieber nicht öffentlich beantworten. Eine Pressekonferenz wird es nach dem heutigen Treffen im Kanzleramt nicht geben.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell, Elisabeth Behrmann, Stephan Kahl und Boris Groendahl: Flip-Flop, Wertverluste aufgeholt, italienische Sorgenfalten, abwartende Fed und windige Probleme.

Flip-Flop

Keine Zeiten für Sandalen: Das gestrige Debüt von Birkenstock an der Wall Street ist in einem Maße gefloppt, wie es nur selten vorkommt. Fast 13% schlossen die Titel des Kultsandalenherstellers im Minus. Von 300 IPOs, die es in den vergangenen hundert Jahren in den USA im Bereich von über einer Milliarde Dollar gab, haben laut Bloomberg-Daten nur 13 schlechter abgeschnitten. Nicht geholfen haben gestern schwache Zahlen des Louis-Vuitton-Konzerns LVMH — dessen Beteiligungs-Sparte und dessen Hauptaktionär ja beide bei Birkenstock investiert sind. Der S&P 500 ging am Mittwoch etwas fester aus der Sitzung. Wie ungünstig das Börsenumfeld angesichts der Krise im Nahen Osten dennoch ist, illustriert die Nachricht, dass das französische Softwarehaus Planisware seinen für heute angesetzten IPO in Paris am Vorabend verschoben hat. Zuvor hatten bereits der Augsburger Panzerteile-Bauer Renk und der Tankkartenspezialist DKV ihre Börsenpläne auf Eis gelegt.

Wertverluste aufgeholt

Der Aufschrei war groß, als die Mittelbrandenburgische Sparkasse Anfang des Jahres von rund 414 Millionen Euro an Abschreibungen auf ihre Wertpapier-Eigenanlagen für 2022 berichtete. Der Branchen-Newsletter Finanz-Szene sprach etwa von einem “Beben” und “horrenden Wertkorrekturen”. Deutschlandweit hatten die Sparkassen für 2022 sogar rund 8 Milliarden Euro auf ihre Wertpapier-Eigenanlagen abgeschrieben. Grund war die schnelle Zinswende, die den Wert von Festverzinslichen in den Keller drückte. Die Sparkassen betonten dagegen stets, dass die Verluste temporär bleiben würden. Uns so kam es auch bei der MBS: Wie Bankchef Andreas Schulz Bloomberg verriet, rechnet er in diesem Jahr mit Zuschreibungen von 150 bis 200 Millionen Euro. Damit wäre fast die Hälfte der letztjährigen Abschreibungen schon wieder drin.

Italienische Sorgenfalten

Die Risikoprämie für italienische Staatsanleihen hat sich in den seit dem Sommer wieder deutlich ausgeweitet und hält die EZB “in Alarmbereitschaft”, wie der irische Gouverneur Gabriel Makhlouf Bloomberg im Interview verriet. Nachdem Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zunächst fiskalische Vernunft demonstriert hatte, wurden die Sorgenfalten bei Bondwächtern wie Währungshütern wieder tiefer: Zunächst war da die verkorkste Bankensteuer, vorschnell angekündigt, dann immer weiter aufgeweicht, schließlich voller Löcher, so dass wohl gar nichts fürs Staatssäckel übrigbleibt. Währenddessen wuchsen die Ausgaben für die Erfüllung der Wahlversprechen von Melonis Rechtskoalition und weiteten das Defizit aus. Bloomberg-Volkswirt David Powell weist darauf hin, dass die EZB nur wenige Optionen hat, im Falle eines explodierenden Risikoaufschlags für italienische Staatsanleihen einzugreifen — und das auch nur unter der Bedingung, dass Italien sich ansonsten an die Budgetregeln hält. Das könnte noch spannend werden.

Abwartende Fed

Das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung zeigt, dass die US-Notenbanker im September vorsichtiger waren, als es die damaligen Projektionen vermuten ließen. Die Risiken im Hinblick auf das Ziel der Inflationssenkung müssten abgewogen werden gegen die Belastungen, die mit einer zu starken Straffung einhergehen würden, hieß es in der Debatte. Gestern sprach sich die Chefin der Boston-Fed, Susan Collins, angesichts des nahen oder bereits erreichten Zinsgipfels für einen geduldigeren Ansatz bei der Geldpolitik aus. Ihr Kollege Raphael Bostic sagte, die Zinsen müssten nicht weiter erhöht werden, solange der Inflationsrückgang nicht ins Stocken gerate. Mit Blick auf die angespannte Lage an den Finanzmärkten merkte Fed-Gouverneur Christopher Waller an, die Fed könne erst einmal abwarten, was passiert, bevor sie weitere Maßnahmen ergreift. Heute stehen die US-Verbraucherpreisdaten für September im Fokus. Bloomberg Economics rechnet mit Auftrieb bei der Kerninflation. Einblicke in die Erörterungen im EZB-Rat gibt es heute ebenfalls mit der Veröffentlichung des Protokolls der Septembersitzung.

Windige Probleme

Siemens Energy müht sich derzeit, endlich einen Schlussstrich unter die Probleme bei der Wind-Tochter Gamesa zu ziehen, die der Mutter zuletzt ein Horror-Quartal nach dem nächsten beschert hatte. Letzter Stand: ein geschätzter Fehlbetrag von 4,5 Milliarden Euro. Als Teil einer breit angesetzten Runderneuerung der Strategie konzentriert sich Siemens Energy auf das Kerngeschäft — wozu auch Trennungen wie der heute bestätigte Verkauf der Hochvoltkomponenten-Sparte an den Finanzinvestor Triton gehört. Angaben zum Preis gab es keine, klar ist aber, dass es nicht genug sein wird, um die Probleme bei Gamesa auszubügeln. Nächsten Monat will Siemens Energy ein Update geben, auch Werksschließungen sind noch immer auf dem Tisch, was bei den nachhaltigen Problemen in der Onshore-Windturbinenfertigung nicht überraschen kann.

Was sonst noch passiert ist:

  • Rund um die Uhr: Das neueste zum Israel-Hamas-Krieg

  • Putin hat sein Gazprom-Blatt überreizt

  • Der bizarre Kampf der Fluglinien gegen gefälschte Ersatzteile

©2023 Bloomberg L.P.