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Schweizerische Nationalbank stemmt sich gegen Franken-Aufwertung

In der Coronakrise ist die Schweizer Währung noch gefragter als sonst. Die SNB hält dagegen und kauft Wertpapiere in Euro, um die Franken-Rally zu stoppen.

Wenn in anderen Währungsräumen die Zinsen fallen, bleibt das nicht ohne Folgen für die Schweiz. Foto: dpa
Wenn in anderen Währungsräumen die Zinsen fallen, bleibt das nicht ohne Folgen für die Schweiz. Foto: dpa

An einen Urlaub in der Schweiz ist derzeit nicht zu denken. Dies ist nicht nur aus praktischen Gründen schwierig, weil die Grenze noch geschlossen ist. Auch finanziell wäre es derzeit für Reisende aus Deutschland kostspieliger als sonst. Für einen Euro bekommen sie aktuell knapp über 1,05 Schweizer Franken – und damit fast so wenig wie zu seinem Tiefpunkt nach dem „Franken-Schock“ im Jahr 2015. Und selbst dieses Niveau hält aktuell nur, weil die Schweizer Notenbank (SNB) offenbar massiv zulasten des Frankens am Devisenmarkt interveniert, wie neue Zahlen aus der vergangenen Woche nahelegen.

Demnach stiegen die Sichtguthaben von Banken und Bund bei der Notenbank auf 650,7 Milliarden Franken, wie die SNB am Montag mitteilte. Der Zuwachs von 13,4 Milliarden Franken binnen einer Woche ist der stärkste seit dem Franken-Schock Anfang 2015, als die Zentralbank völlig unerwartet die Euro-Anbindung kippte.

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„Die Zahlen sind ein Hammer. Sie zeigen, dass viele Anleger Angst haben und der europäischen Währungsunion nicht trauen“, sagt Karsten Junius, Chefökonom bei der Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin. Der Franken sei vor allem als sogenannter „sicherer Hafen“ gefragt, also als Zufluchtsort in Phasen hoher Unsicherheit.

Die Entwicklung der Sichteinlagen gilt als Indiz dafür, ob die SNB am Devisenmarkt eingreift, um eine Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro zu verhindern. Wenn die SNB interveniert, kauft sie ausländische Wertpapiere von Schweizer Banken. Sie zahlt dafür in Franken und bekommt Vermögenswerte vor allem in Euro. Dadurch steigen in der Regel die Sichteinlagen der Schweizer Banken.

Solche Interventionen tätigt die SNB vor allem deshalb, weil ein abrupt steigender Franken-Kurs der Schweizer Wirtschaft Probleme bereitet. Steigt der Franken-Kurs, werden Güter von Schweizer Unternehmen im Ausland teurer und verlieren dadurch an Wettbewerbsfähigkeit.

Daher ist eine zu schnelle Franken-Aufwertung aus Sicht der SNB und der Schweizer Wirtschaft unerwünscht. Da Europa der wichtigste Handelspartner der Schweiz ist, ist vor allem der Wert im Vergleich zum Euro entscheidend.

Aktuell hat die wirtschaftliche Unsicherheit durch die Corona-Pandemie dazu geführt, dass Anleger am Devisenmarkt Risiken meiden und in als besonders sicher geltende Währungen wie den Schweizer Franken, aber auch den US-Dollar und den japanischen Yen flüchten. Dagegen haben viele Investoren Vorbehalte gegenüber dem Euro, weil sie um die Stabilität der Währungsunion fürchten. Das zeigt sich unter anderem darin, dass die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen zuletzt gestiegen sind.

Zudem haben die großen Notenbanken in Japan, den USA und Europa zuletzt die Geldpolitik stark gelockert. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat den Leitzins in den USA auf nahe null Prozent gesenkt. Die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss ein Notfallprogramm, das zusätzliche Anleihekäufe in Höhe von 750 Milliarden Euro vorsieht, um die langfristigen Zinsen zu drücken.

Wenn in anderen Währungsräumen die Zinsen fallen, bleibt das nicht ohne Folgen für die Schweiz. Theoretisch könnte auch die SNB die Zinsen noch weiter senken. Mit minus 0,75 Prozent ist der Leitzins in der Schweiz aber schon niedriger als anderswo.

Daher sind Interventionen am Devisenmarkt aktuell offenbar das bevorzugte Mittel. „Je stärker die EZB die Zinsen über Anleihekäufe senkt, desto stärker muss auch die SNB intervenieren, um eine stärkere Aufwertung des Frankens zu verhindern“, sagt Ökonom Junius.

Vor der Ratssitzung am kommenden Donnerstag gibt es nun Spekulationen, dass die EZB ihre Käufe sogar noch ausweiten könnte. Junius erwartet, dass diese Spekulationen bis Donnerstag für Unsicherheit beim Franken sorgen dürften.

Viele Analysten gehen davon aus, dass die SNB verhindern will, dass der Euro-Wechselkurs unter 1,05 Franken rutscht. „Die Marke von 1,05 Franken pro Euro hat große Bedeutung. Wenn sie fällt, wäre das ein Signal für eine weitere Aufwertung des Frankens“, so Junius.

Ganz ausschließen will er auch eine Zinssenkung der SNB nicht. Die Verantwortlichen der Notenbank haben immer wieder signalisiert, dass sie die Zinsen noch weiter senken könnten. Allerdings waren andere Notenbanken zuletzt sehr vorsichtig mit Minuszinsen. So hat sich die schwedische Notenbank Ende vergangenen Jahres davon verabschiedet. Die EZB verzichtete bei ihrem Notfallprogramm ebenfalls auf eine weitere Zinssenkung.

„Eine weitere Zinssenkung in der Schweiz ist sehr unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen“, meint Junius. Ähnlich äußert sich auch Maxime Botteron von der Credit Suisse. „Ein erhöhter Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken erhöht das Risiko einer Leitzinssenkung durch die SNB“, sagt er. „Es ist jedoch alles andere als sicher, dass eine solche Zinssenkung den Aufwertungsdruck auf den Franken mildern würde.“ Eine Zinssenkung der SNB sei weiterhin nicht sein Hauptszenario.