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Schweizer Rezept für wirklich reiche Anleger

Bei der Schweizer Pictet-Gruppe kümmert man sich seit 1805 um vermögende Kunden. Aktuell stehen auch europäische Aktien im Fokus – aber ein echter Renditetreiber versteckt sich hinter dem Begriff „Alternatives“.

Die Eintrittsbarriere ist nicht niedrig gelegt. Wer von der noblen Genfer Privatbank Pictet betreut werden will, der sollte mindestens drei Millionen Euro disponibles Kapital mitbringen – dann kann er die Dienste des Hauses in Anspruch nehmen. Weltweit verwalten die Schweizer rund 460 Milliarden Euro. Wie bei anderen Anlagemanagern auch werden die Kundengelder über Anleihen und Aktien gestreut, außerdem gibt es eine kleine Liquiditätsreserve.

Rund 30 Prozent der anvertrauten Mittel gehen aber in einem „ausgewogenen“ Musterportfolio für einen deutschen Kunden in sogenannte „Alternative Investments“ (Stand Mitte April 2017). Dahinter verbergen sich Hedgefonds, Private Equity sowie Immobilieninvestments. Vor allem Private Equity, also außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen, haben sich in den zurückliegenden Jahren als Renditeturbo entpuppt. „Im Schnitt erreichten wir in den vergangenen Jahren eine Netto-Rendite von knapp 20 Prozent, wobei wir seit unserem Engagement in Private Equity 1989 noch kein negatives Jahr hatten“, sagt Armin Eiche, Chef des Wealth Managements in Deutschland, im Gespräch mit dem Handelsblatt. Private Equity gehört zu den am schnellsten wachsenden Anlageklassen überhaupt, es hat aber den Nachteil, dass die meisten Investments hier lange gebunden sind.

Aktuell sind bei Pictet knapp zehn Milliarden Euro in Private Equity investiert. „Jährlich analysieren wir 300 bis 400 Teams, am Ende stehen dann Kapitalzusagen für sieben bis zehn Fonds“, eläutert Pictet-Stratege Eiche. „Neun von zehn Investments gehen in sogenannte Buyout-Fonds, die sich auf Übernahmen von Firmen konzentrieren. Zehn Prozent fließen in Venture Capital, das finanziert unter anderem Start-ups und junge Technologieunternehmen.“

Nicht alle Geldmanager teilen aber die große Zuneigung zum Beteiligungskapital. „Wer sich auf Private Equity einlässt, der muss auch sehr darauf schauen, wie die Gebührenstruktur aussieht“, meint ein erfahrener deutscher Privatbanker. Manches sei zu teuer und die mangelnde Liquidität der Produkte ein Hemmschuh, wenn man schnell Bares braucht. Wichtig ist auch die regionale Aufteilung. „Geografisch gesehen investieren die von uns ausgewählten Private Equity Fonds vorzugsweise je zur Hälfte in USA und Europa. Asien spielt hierbei eine untergeordnete Rolle, da das Risiko-/Chancen-Verhältnis schlechter ist“, ergänzt Eiche.

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Auf Anleihen entfällt im Musterportfolio von Pictet ein Anteil von 28,8 Prozent, wobei Staatsanleihen davon nur etwa ein Viertel abdecken. Aktien stellen mit 35 Prozent den Löwenanteil, wobei die europäischen „Qualitätsaktien“ ein größeres Gewicht haben als die US-Titel. Aus Deutschland sind die beiden Dax-Schwergewichte Daimler und Allianz vertreten, ferner aus der Schweiz Lindt & Sprüngli sowie Roche Holding. Weitere europäische Blue Chips wurden unter anderem in Frankreich, Italien und Großbritannien ausgewählt.

Derzeit überwiegen generell die optimistischen Einschätzungen zu europäischen Aktien. Wohl auch, weil die Wahlen in den Niederlanden und Frankreich keine negativen Überraschungen brachten. „Seit März 2017 legten die europäischen Märkte absolut gesehen um sechs Prozent zu, gegenüber amerikanischen Aktien sogar um zehn Prozent“, sagt Geoffroy Goenen, Aktienstratege beim Vermögensverwalter Candriam. „Extrem positive Wirtschafts- und Vertrauensindikatoren, die jüngste Klärung wichtiger politischer Fragen, der neue europäische Schwung und die weltweiten Mittelflüsse – Europa ist heute die attraktivste Region für Aktienanlagen.“

KONTEXT

Wie Deutsche ihr Vermögen verteilen - und welche Folgen dies hat

Wo steckt das viele Geld?

Sparbuch und Co. werfen wegen der Zinsflaute kaum noch etwas ab, zugleich nagen die Niedrigzinsen an der Rendite von privaten Renten- und Lebensversicherungen. Dennoch liegt das Geld vor allem auf Girokonten, es steckt in Sparbüchern oder Lebensversicherung. Der größte Posten waren der Bundesbank zufolge Ende vergangenen Jahres Bargeld, Geld auf Girokonten oder Spareinlagen mit insgesamt 2.200 Milliarden Euro. Weitere 2.113 Milliarden Euro steckten in Versicherungen und Pensionseinrichtungen. 2016 hatten einer GfK-Umfrage zufolge 40 Prozent der Bundesbürger ihr Geld auf einem Sparbuch angelegt - wohlwissend, dass es sich um eine unattraktive Form der Geldanlage handelt.

Was ist mit Aktien?

Die meisten Menschen in Deutschland meiden Aktien nach wie vor. Die Zahl der Aktienbesitzer in Deutschland sank im vergangenen Jahr sogar wieder unter die Marke von neun Millionen. "Die Deutschen sind eben leider immer noch kein Volk der Anleger, sondern ein Volk der Sparer - daran hat selbst die anhaltende Niedrigzinsphase bis heute nichts ändern können", meint der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler.

Welche Folgen hat das?

Sparer verzichten nicht nur auf Gewinne durch steigende Börsenkurse, sondern auch auf Dividenden. Nach Berechnungen von Aktionärsvertretern schütten allein die 30 Börsenschwergewichte im Leitindex Dax in diesem Jahr die Rekordsumme von 31,6 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner aus. Die Gewinnbeteiligung bei 640 untersuchten Aktiengesellschaften steigt im Vergleich zum Vorjahr um rund 9 Prozent auf die Bestmarke von insgesamt 46,3 Milliarden Euro.

Sind Aktien immer eine gute Wahl?

Nicht unbedingt. Zwar gelten die Anteilsscheine langfristig als lukrative Geldanlage. Wer beispielsweise Ende 1995 Aktien kaufte und bis Ende 2010 hielt, habe in diesem Zeitraum im Schnitt 7,8 Prozent Rendite pro Jahr erzielt, rechnet das Deutsche Aktieninstitut (DAI) vor. Doch nicht jede Aktie zahlt sich aus - wie die DSW-Liste der 50 "größten Kapitalvernichter" zeigt. Wer dort investierte, musste herbe Kursverluste hinnehmen, "die durch die Dividendenzahlungen meist nicht ansatzweise kompensiert werden konnten", wie Tüngler erläutert.

Wie ist der Reichtum verteilt?

Darüber gibt die Analyse der Bundesbank keine Auskunft. Der aktuelle Armut- und Reichtumsbericht der Bundesregierung kommt aber zu dem Ergebnis, dass die reichsten zehn Prozent der Haushalte mehr als die Hälfte des gesamten Netto-Vermögens besitzen. "Die untere Hälfte nur ein Prozent", erläuterte Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) jüngst. Von dem seit Jahren anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland profitieren danach vor allem die Reichen. "Die unteren 40 Prozent der Beschäftigten haben 2015 real weniger verdient als Mitte der 90er Jahre", so die Ministerin.