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Die Schweiz muss Krisen bald ohne Kaffee-Reserven überstehen

Die Schweiz hält für Krisenfälle tonnenweise Kaffee vor – per Gesetz. Eine Behörde will das nun ändern und erntet Spott und Widerstand.

Mit bürokratischer Nüchternheit hat die Schweiz eine der letzten großen Frage beantwortet: Braucht es Kaffee zum Leben? Nein, sagt der Schweizer Bundesrat – und streicht Kaffee aus der Liste der Lebensmittel, die für Krisenfälle gelagert werden.

Seit dem ersten Weltkrieg sorgen die Eidgenossen für Katastrophen, Kriege und andere Notfälle mit sogenannten Pflichtlagern vor. Schweizer Unternehmen müssen Lebensmittel vorhalten, um die Bevölkerung mehrere Monate zu versorgen.

Eine sogenannte „zivile Notfallreserve“ mit Reis, Hülsenfrüchten und Kondensmilch gibt es auch in Deutschland. Der Unterschied: In der Schweiz wird auch Kaffee für den Katastrophenfall gebunkert. Insgesamt 15 Firmen, darunter auch der Nahrungsmittelkonzern Nestlé, halten insgesamt 15.300 Tonnen der kostbaren Bohnen vor. Doch damit soll nun Schluss sein.

Die zuständige Behörde hat die Sache nämlich genau geprüft. „Sie ist zum Schluss gekommen, dass Kaffee nach den heute maßgebenden Kriterien nicht lebenswichtig ist“, heißt es in der Mitteilung des Bundesrats. Kaffee enthalte fast keine Kalorien und leiste daher „aus ernährungsphysiologischer Sicht keinen Beitrag zur Ernährungssicherung“.

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Eine abgebrühte Entscheidung, die heiße Fragen aufwirft: Dass kaum Kalorien im Kaffee sind, ist ja nicht erst seit der Erfindung der Nespresso-Kapsel bekannt. Dass Kaffee überhaupt vorgehalten wird, erklärt das zuständige Amt denn auch aus „psychologischen Gründen“. Und die seien heute nicht mehr gerechtfertigt. Soll heißen: ein waschechter Schweizer übersteht eine Krise heutzutage auch ohne Kaffee.

Koffeinjunkies dürften widersprechen – doch auch für sie hält das Landwirtschaftsministerium die richtigen Argumente vor. Koffein sei schließlich auch in anderen Getränken enthalten: Schwarzer und grüner Tee, Cola-Getränke, Energy-Drinks und Kakao. Statt nun literweise Red-Bull-Drinks oder Mate-Tee in Tanks vorzuhalten, wollen die Schweizer die Kaffeelagerung lieber ganz abschaffen. Doch dagegen braut sich Widerstand zusammen.

„Ohne Kaffee? Ohne mich!“, schreibt eine Autorin des Tagesanzeigers. „Viele Schweizerinnen und Schweizer würden ohne das Getränk wie Lurche durch die Gegend kriechen, weil erst ein Schluck dieses Lebenselixiers sie in menschliche Wesen verwandelt“. Wie wichtig der Kaffee sei, lasse sich schon an den Zahlen ablesen: Tatsächlich verbrauchen die Schweizer pro Kopf rund neun Kilogramm des kostbaren Stoffs. Ist Kaffee womöglich das Öl, das die eidgenössische Erfolgsmaschine am Laufen hält?

So sehen es auch Industrievertreter: Sechs der fünfzehn befragten Unternehmen wollen die Praxis beibehalten – sofern sie weiter dafür entschädigt werden. Sie argumentieren mit der volkswirtschaftlichen Bedeutung und der „positiven Wirkung auf die physische und psychische Leistungsfähigkeit“ der Eidgenossen. Doch das konnte die zuständigen Beamten nicht zu überzeugen. „Eine Lebensnotwendigkeit des Kaffees lässt sich aus dieser Argumentation nicht herleiten“, heißt es da nüchtern.

Echte Kaffeefans würden widersprechen: Ein Leben ohne Kaffee ist möglich, aber sinnlos.