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Schweden setzt weiter auf expansive Geldpolitik

Stefan Ingves ist immer für eine Überraschung gut. Der Chef der schwedischen Zentralbank kündigte entgegen der Erwartungen an, dass er die 2015 gestartete expansive Geldpolitik erneut lockern will. Das Anleihekaufprogramm werde über Juni dieses Jahr hinaus verlängert. Die Zentralbank in Stockholm – die älteste der Welt – will weitere Anleihen in einem Wert von 15 Milliarden Kronen (1,6 Milliarden Euro) kaufen. „Unsere Auffassung ist, dass die Obligationskäufe gut funktioniert haben“, erklärte Ingves den Beschluss. „Sie sind eine Ergänzung zur Geldpolitik. Eine Beendigung ist deshalb noch zu früh“, sagte er weiter.

Ingves musste allerdings sein Ausschlagstimmrecht benutzen, um den Beschluss im sechsköpfigen Führungsgremium der Reichsbank durchzusetzen, denn drei Mitglieder wollten die ultralockere Geldpolitik nicht verlängern. Bei Stimmengleichheit zählt das Votum des Zentralbankchefs doppelt.

Während die Entscheidung, den Leitzins bei minus 0,5 Prozent zu belassen, einstimmig war, votierten also drei Mitglieder gegen die Anleihenkäufe. Von einem Konflikt innerhalb der Reichsbank will Ingves aber nichts wissen. „Wir waren völlig einig, dass der Leitzins bei minus 0,5 Prozent liegen bleibt und dass wir eine Zinserhöhung erst später vornehmen. Alle teilten die Prognose. Der einzige Punkt, bei dem es unterschiedliche Meinungen gab, war der Kauf von Staatsanleihen“, so der Zentralbankchef über den offensichtlichen Konflikt.

Nahezu alle Ökonomen in Schweden kritisierten die Entscheidung der Zentralbank. Sie sehen unter anderem die Gefahr, dass die Immobilienpreise wegen des billigen Geldes weiter anziehen könnten. In der Tat ist sich dessen auch die Zentralbank bewusst. Immer wieder hat Ingves in den vergangenen Jahren vor der deutlich zu hohen Verschuldung der Privathaushalte gewarnt, die durch rekordgünstige Kredite verursacht wird. Gleichzeitig befeuert die Reichsbank durch ihre expansive Geldpolitik das Schuldenkarussell.

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Robert Bergqvist, Chefökonom der Bank SEB, erwartet durch die Geldpolitik neue Probleme. „Man kann sagen, dass sich die drei Mitglieder, die eine andere Meinung hatten, auf eine breite Unterstützung in der Öffentlichkeit stützen können“, sagte er. „Es ist de facto an der Zeit, die Geldpolitik zu beenden.“

Auch Anna Öster, Chefökonomin der Versicherungsgesellschaft Länsförsäkringar, zeigte sich überrascht. „Das ist eine deutlich expansivere Geldpolitik als wir erwartet hatten“, erklärte sie. „Vor allem, weil sich Schweden derzeit in einer Hochkonjunkturphase befindet.“

Andreas Walllström, Analyst bei der Bank Nordea, bezweifelt, dass die Maßnahmen der Zentralbank greifen werden. „Ohne klare globale Preissteigerungen wird die Inflation weiterhin eine große Herausforderung für die Reichsbank bleiben“, erklärte er.

Der Schritt der Zentralbank kam auch deshalb überraschend, weil – ähnlich wie in vielen anderen Industrienationen – auch in Schweden über ein Ende der lockeren Geldpolitik diskutiert wird. Insofern wirkte die Stockholmer Entscheidung wie ein Dämpfer für all diejenigen, die ein baldiges Ende der Anleihekäufe vorhergesagt haben.

Zusätzlich überraschte Ingves, weil die schwedische Wirtschaft derzeit auf Hochtouren läuft. Darauf verwies der Reichsbankchef auch in seiner Begründung, betonte aber gleichzeitig, dass das Inflationsziel von zwei Prozent erreicht werden müsse. Dazu diene die „Kombinationsmethode“, wie Ingves es nannte: Minuszinsen und gleichzeitige Anleihekäufe. So hofft er, die Inflation mittelfristig wieder in die Nähe der Zielmarke zu bringen. Derzeit liegt sie bei 1,3 Prozent. Das letzte Mal, dass das Inflationsziel erreicht wurde, liegt mittlerweile schon mehr als sechs Jahre zurück.
Die auch intern umstrittene Entscheidung der schwedischen Zentralbank führte zu einer deutlichen Schwächung der schwedischen Krone. Sie gab gegenüber dem Euro um knapp ein Prozent nach. Derzeit müssen für einen Euro 9,59 Kronen gezahlt werden.

KONTEXT

Zentralbanken und Negativzinsen

Japan

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): 0,0 Prozent

Einlagenzinssatz für Banken: -0,1 Prozent

Schweiz

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): -0,75 Prozent (15.01.2016)

Einlagenzinssatz für Banken: gestaffelt -0,75 Prozent

Dänemark

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): 0,05 Prozent

Einlagenzinssatz für Banken: -0,65 Prozent

Schweden

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): -0,5 Prozent

Einlagenzinssatz für Banken: -0,5 Prozent

Euro-Zone

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): 0,0 Prozent

Einlagenzinssatz für Banken: -0,4 Prozent