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Schweden müssen draußen bleiben: Corona-Strategie entzweit nordische Länder

Dänemark, Finnland und Norwegen wollen die Grenzen wieder öffnen – aber Schweden soll außen vor bleiben. In Stockholm sorgt das für Unverständnis und Empörung

Unter den nordeuropäischen Ländern gibt es Streit. Der Auslöser: der unterschiedliche Umgang mit dem Coronavirus. Foto: dpa
Unter den nordeuropäischen Ländern gibt es Streit. Der Auslöser: der unterschiedliche Umgang mit dem Coronavirus. Foto: dpa

Auf eines war man immer stolz im hohen Norden: die Zusammenarbeit. Schon 1954 wurde die nordische Passunion ins Leben gerufen, eine für damalige Verhältnisse einmalige Kooperation souveräner Staaten.

Damit konnten Bürger aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden ohne großen Aufwand in einem anderen nordeuropäischen Land arbeiten. Grenzkontrollen wurden abgeschafft, eine Arbeitserlaubnis ist seitdem nicht mehr notwendig. Die Passunion war somit der Vorläufer des EU-Binnenmarktes. Doch jetzt ist die enge Kooperation der nordischen Länder in Gefahr.

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Die unterschiedlichen Strategien bei der Bekämpfung des Coronavirus haben zu einem schweren Disput unter den nordischen Ländern geführt. Der Auslöser ist der schwedische Weg, ohne Lockdown durch die Pandemie zu kommen. Gemessen an der Einwohnerzahl hat das Land mit über 4000 Todesfällen eine der höchsten Covid-19-Sterberaten in Europa. Alle nordeuropäischen Länder haben eine deutlich niedrigere Anzahl von Covid-19-Toten.

Nun erwägen Dänemark, Finnland und Norwegen, ihre Grenzen für schwedische Bürger nicht zu öffnen. „Schweden hat ja eine viel größere Verbreitung des Virus“, sagt der norwegische Chef-Epidemiologe Frode Forland.

Die finnische Innenministerin Maria Ohisalo deutete an, dass die finnischen Grenzen möglicherweise nicht für für schwedische Reisende geöffnet werden. „Norwegen, Dänemark und Island ist es geglückt, die Situation zu stabilisieren, die Lage in Schweden ist dagegen mehr beunruhigend“, erklärte sie. Dänemark wird Anfang Juni seine Grenzen schrittweise öffnen. Derzeit sieht es so aus, als müssten Schweden dort bis auf Weiteres aber draußen bleiben.

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In Stockholm haben die Reaktionen der Nachbarländer für Unverständnis und Empörung gesorgt. Außenministerin Ann Linde sprach von „Diskriminierung“, Gesundheitsministerin Lena Hallgren von einer „unglücklichen“ Entscheidung, wenn Länder ihre Grenzen nur für bestimmte Nationen öffnen.

Chefepidemiologe Anders Tegnell, auf dessen Rat die schwedische Regierung vertraut, ging sogar noch einen Schritt weiter. „Im Sommer kann es so sein, dass so viele Menschen in Schweden immun sind und es sogar sicherer mit schwedischen Besuchern als mit Reisenden aus anderen Ländern ist.“

Viele Schweden haben die Hoffnung auf einen Urlaub im Süden längst aufgegeben und planen für eine Auszeit im eigenen Land. Die Sorge, dass die Grenzen vieler Länder im Sommer für Schweden geschlossen bleiben, hat zu einem Boom bei Buchungen in schwedischen Hotels gesorgt. Auch die Wohnmobil- und Bootsbranche meldet Umsatzrekorde. Wenn schon im eigenen Land Urlaub machen, dann aber wenigstens im mobilen Heim oder auf dem Wasser.

Appelle an die Vernunft

Schweden hat seit Beginn der Coronakrise auf die Vernunft seiner Bürger appelliert und Abstandsempfehlungen ausgegeben, statt restriktive Maßnahmen wie Ausgangssperren oder Kontaktbeschränkungen zu verhängen. Das Ziel: Die Wirtschaft sollte nicht übermäßig belastet werden.

So waren Geschäfte und Restaurants, sogar die meisten Schulen die ganze Zeit über geöffnet. Chefepidemiologe Tegnell hält bis heute strikte Kontaktbeschränkungen, Geschäfts- und Schulschließungen für nicht notwendig. „Wir müssen immer auch auf die Wirtschaft schauen“, sagt er, „wir dürfen sie nicht zugrunde richten“.

Dieses Ziel ist offenbar verfehlt worden. Denn die schwedische Wirtschaft leidet ebenso wie in Ländern mit einem rigorosen Lockdown. Finanzministerin Magdalena Andersson rechnet mit einem Einbruch der Wirtschaft um sieben Prozent und spricht von einer „sehr tiefen wirtschaftlichen Krise“.

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Das staatliche Konjunkturinstitut geht von einer Arbeitslosenrate von bis zu 14 Prozent aus. Eine Umfrage unter Dienstleistungsunternehmen ergab, dass 40 Prozent von ihnen eine Insolvenz befürchten.

Noch nie hatte Schweden so viele Kündigungen und so hohe Kurzarbeitszahlen wie im ersten Quartal. Experten wundert das nicht, denn Schweden ist von seiner Exportindustrie abhängig, die für rund 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steht. Bricht der Export ein, bricht auch die schwedische Wirtschaft ein. Und die Hoffnung auf eine schnelle Erholung dämpfte Finanzministerin Andersson vergangene Woche. „Das scheint nicht sehr wahrscheinlich zu sein. Wir erwarten ein langwieriges Szenario“. Wie lange schwedische Urlauber auf eine Reise in den Süden warten müssen, ist ebenso unklar.