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Privatjets, Privatdetektive, Privatkredite: Elon Musks Kümmerer

(Bloomberg) -- Schmutzige Wäsche bei Feinden finden. Riesige Darlehen arrangieren. Bodyguards anheuern. Häuser verkaufen. Ein milliardenschweres Neurotechnologie-Unternehmen führen - zumindest auf dem Papier. Das alles gehört wohl zum Job von Jared Birchall. Der wacht seit sechs Jahren als rechte Hand von Elon Musk über das Vermögen -- und die Launen -- des reichsten Menschen der Welt.

Zu so einem Job gehört, sich weitgehend im Hintergrund zu halten. Darin scheint Birchall nicht schlecht zu sein. Ehemalige Kommilitonen sagen, sie könnten sich nicht an ihn erinnern. Ebenso frühere Kollegen bei Merrill Lynch, wo er wegen Fehlverhaltens gefeuert wurde. In der verschworenen Gemeinschaft der Family Offices für Superreiche kennt man allenfalls seinen Namen - wenn überhaupt.

Der 47-Jährige ist eine der wichtigsten Personen in Musks Umfeld und leitet das Family Office des Tesla-Chefs mit dem Namen Excession LP, die gerade im Aufbau befindliche Stiftung, und viele von Musks persönlichen Unternehmen. Menschen, ihn kennen, beschreiben Birchall als sanftmütig. Einer, der sich kümmert, wenn der unberechenbare Milliardär mal wieder ins Fettnäpfchen tritt.

Das ist immer schwieriger geworden, seit Musks Vermögen von einigen wenigen Milliarden auf hunderte angewachsen ist. Zuletzt half Birchall bei dem komplexen Finanzierungspaket, mit dem Musk den Kauf von Twitter eintüten will. Die 44-Milliarden-Dollar-Übernahme lenkte einiges an Aufmerksamkeit auf den Mann.

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Er gehörte zu dem kleinen Kreis, der mit den Banken an der Wall Street interagierte, um die Kredite zu beschaffen, die für das Geschäft entscheidend waren, so eine Person, die mit den Verhandlungen vertraut ist. Obwohl er keine Erfahrung mit Übernahmen solcher Größe hat, half Birchall den Banken, die Finanzierung zu sichern, so die Person, die ihn als sachlich und problemlos im Umgang beschreibt.

Am Donnerstag gab Musk eine Gruppe von Investoren bekannt, die mehr als 7 Milliarden Dollar Eigenkapital in die Übernahme von Twitter investieren wollen, darunter Oracle-Gründer Larry Ellison, ein saudischer Prinz und die Kryptowährungsbörse Binance. Einer der Ansprechpartner, der in Videochats half, den Deal abzuschließen, war Birchall, so eine mit den Vergängen vertraute Person.

Birchall übernimmt auch die Rolle eines Botschafters für Musk, indem er etwa Politikern Musks Sichtweise zu Meinungsfreiheit und Zensur vermittelt.

Und natürlich sind da noch die Feinheiten im Leben von Musk, um die er sich kümmert, und das ist kompliziert. Musk fliegt häufig in einem Privatjet umher und trifft große, folgenschwere Entscheidungen eher abrupt, wie etwa jüngst den Verkauf all seiner Häuser. Seine ohnehin schon große Familie wächst ebenso wie seine Bekanntheit. Jemand muss sich um die Kleinigkeiten kümmert - den Jet organisieren, die Häuser verkaufen, die Banker kontaktieren, Kindermädchen und Sicherheitspersonal anheuern. Für Musk ist das Birchall.

Birchall reagierte nicht auf Nachrichten und Anrufe mit Bitte um Kommentar für diese Geschichte.

Nach der Universität arbeitete Birchall zunächst bei Goldman Sachs Group Inc, wechselte aber schnell zu Merrill Lynch nach Los Angeles, wo er sich um vermögende Privatkunden kümmerte. Laut Aufsichtsbehördem wurde er dort gefeuert, weil er ohne Genehmigung seiner Vorgesetzten Korrespondenz an einen Kunden geschickt hatte.

2010 wechselte Birchall zu Morgan Stanley. Ein Insider beschrieb ihn als jemand, der dort zwar kein Superstar war, aber gut darin, die Vermögen der Reichen zu verwalten.

Und dann rief Musk an.

Birchall verließ Morgan Stanley 2016, um dem Tesla-Chef beim Aufbau von Excession zu helfen. Bei der Führung eines Family Offices muss vieles auch atmosphärisch und kulturell zusammenpassen. Bei Excession ist das alles andere als offensichtlich. Birchall ist ein zurückhaltender mormonischer Familienvater, Musk dagegen ein dreimal geschiedener Online-Provokateur, der in der Öffentlichkeit Joints raucht und kürzlich zwei weitere Kinder mit Claire Boucher bekam, der besser als Grimes bekannten Musikerin. Der Junge und das Mädchen heißen X und Y.

Wie alles bei Musk ist auch das Family Office untypisch. Das meiste Geld steckt in Musks eigenen Unternehmen: Tesla, Space Exploration Technologies Corp, die TBC The Boring Co. und Neuralink Corp. Abgesehen davon hat er nach eigenen Angaben in eine Handvoll Kryptowährungen investiert. Den größten Teil des Vermögens, derzeit knapp 250 Milliarden Dollar, stellt sein 16%-Anteil an Tesla dar.

Birchall selbst dürfte auch nicht am Hungertuch nagen. Der typische Leiter eines großen Family Office verdient etwa 1 bis 3 Millionen Dollar pro Jahr. Je nach Verantwortungsbereich kann das auch deutlich mehr sein.

Excession wird jedoch von nur zwei Personen geleitet, sagte Musk 2019, was ungewöhnlich ist für ein so großes Vermögen. Einige sehr bekannte Family Offices beschäftigen mehr als hundert Leute, sagt Tayyab Mohamed, Mitbegründer der Family-Office-Rekrutierungsfirma Agreus Group: Leute für alltägliche Aufgaben wie die Einstellung von Sicherheitsleuten, Kindermädchen und die Organisation von Reisen, ein Managementteam und einen Investitionsausschuss.

Eine weitere Vermögensverwaltung, Catalyst Family Office, könnte ebenfalls mit Musk in Verbindung stehen. Sie bietet nach eigenen Angaben Investitionen, Steuerberatung, Philanthropie und Nachlassplanung an sowie “Concierge- und Lifestyle-Management” an.

Ronald Gong, ein geschäftsführender Gesellschafter von Catalyst, ist auf Steuerformularen für Musks Stiftung aus dem Jahr 2013 aufgeführt, ebenso wie als Vertreter für andere Unternehmen, die mit Musk in Verbindung stehen.

Catalyst sitzt im Silicon Valley, hat jedoch auch ein Büro in Austin eröffnet, als Musk von Kalifornien nach Texas umzog. Birchall zog ebenfalls mit seiner Familie nach Texas und kaufte im Jahr 2020 ein Haus für 2,25 Millionen Dollar in Austin mit Pool und Tennisplatz.

Excession zog auch nach Texas um, genauso wie die Musk Foundation, seine Schule Ad Astra und mehrere seiner anderen Unternehmen, denen Birchall allesamt in Funktionen wie Direktor, Manager oder Finanzchef angehört, selbst Musks Unternehmen für Gehirnimplantate.

Echte Befugnisse hat Birchall bei diesen Unternehmen deswegen nicht unbedingt - sein Name wurde beispielsweise nur aus rechtlichen Gründen in die Neuralink-Papiere eingetragen, so eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Birchall sei nur selten bei Neuralink und nicht in die tägliche Arbeit involviert, sagte die Person, die nicht namentlich genannt werden wollte.

Stattdessen pflegt er Beziehungen zu großen Banken, etwa Morgan Stanley, die Musk regelmässig für Megakredite braucht. Diese haben entscheidend dazu beigetragen, dass Musks Vermögen wuchs. Er nahm Kredite auf, um neue Unternehmungen zu finanzieren, anstatt Tesla-Aktien zu verkaufen. Dadurch haben er darüber hinaus auch Steuern gespart.

Ein Wort fällt häufig, wenn Birchall beschrieben wird - “nett”. Vier Personen, die für diese Geschichte Auskunft gaben, haben ihn unabhängig voneinander so bezeichnet. Aber selbst bei denen, die mit ihm zu tun hatten, hinterlässt er keinen besonders nachhaltigen Eindruck, da er wenig sagt.

Die Jobs, die Birchall für Musk erledigt, wirken bisweilen alles andere als nett. Im Jahr 2018 etwa sollte Birchall versuchen, einen Mann zu diskreditieren, der Musk wegen Verleumdung angeklagt hatte. Birchall heuerte unter Pseudonym einen vermeintlichen Privatdetektiv an; Musk gewann den Prozess letztendlich.

Solche Aufträge sind für Leiter von Family Offices nicht ungewöhnlich, sagt Mohamed von der Agreus Group. Leute, die aus der Welt der Wall Street kommen aber auch derartige Dinge erledigen können, sind rar.

In jüngerer Zeit hat Birchall im Namen von Musks Stiftung Kontakte zu gemeinnützigen Organisationen geknüpft. Er hat einige Aufgaben an Igor Kurganov übergeben, einen professionellen Pokerspieler, der sich zum Philanthrop gewandelt hat und der nun als Ansprechpartner für Stipendiaten der Musk Stiftung agiert.

Mohamed sagte, zwischen Birchall und Musk müsse es einfach passen, da er schon so lange für den Milliardär arbeite.

“Wenn die persönliche Chemie und die Kultur des Unternehmens, für das man arbeitet, nicht stimmen, hält man das nicht lange aus”, sagte Mohamed. “Ich bin ich absolut sicher, dass Jared über seine Fähigkeiten hinaus - und ich bin mir ziemlich sicher, dass er großartig ist in dem, was er tut - hervorragend zu Elon Musk passt und die Chemie zwischen den beiden stimmt.”

Überschrift des Artikels im Original:

Elon Musk’s Fixer Is Quietly Tending the World’s Biggest Fortune

(Wiederholung von Freitag)

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