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„Zeitweise konnte ich sehr gut nachempfinden, wie man sich als Quotenfrau fühlt“

Vom Kriegsflüchtling aus Afghanistan zum Personalchef von SAP Deutschland: In Kabul aufgewachsen, musste sich Cawa Younosi nach seiner Flucht über Indien als 14-Jähriger ohne seine Familie in Deutschland durchschlagen – in einer Zeit, als man noch keine WhatsApp, sondern Briefe schreiben oder teure und deswegen seltene Telefonate in die Heimat führen musste.

Was dem jungen Mann damals dabei geholfen hat, den Mut und die Hoffnung nicht zu verlieren, verrät der Top-Manager in der aktuellen Folge des Podcasts Handelsblatt Mindshift.

Younosi ist ein beeindruckender und mutiger Mann mit einem unkonventionellen Lebensweg. Angefangen hat er als Handyverkäufer und Tabakladenbetreiber am Bonner Hauptbahnhof, bevor er Jura studierte und für seinen ersten Job als Arbeitsrechtler bei der Deutschen Telekom arbeitete. Später war er bei SAP Deutschland fast drei Jahre lang Diversity-Manager. Seit 2015 ist Cawa Younosi verantwortlich für etwa 22.000 Mitarbeiter in Deutschland.

Spannend ist vor allem, wie er dazu kam, Jura zu studieren: Younosi erzählt, dass seine Frau bei der Einschreibung diesen Studiengang einfach für ihn angekreuzt hat. Dabei wollte er eigentlich Philosophie studieren. Was es damit auf sich hat, hören Sie im Interview.

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Außerdem spricht Younosi über Identität und Chancengleichheit und darüber, was an ihm afghanisch ist und ob Menschen mit Migrationshintergrund an eine gläserne Decke stoßen.

Sein spezieller Werdegang ist maßgeblich dafür, dass Younosis Steckenpferd heute das Thema Diversity ist. Er setzt sich aber auch für eine familienfreundliche Personalpolitik ein, um in dem traditionell männerlastigen Softwareunternehmen auch Frauen zu gewinnen und ihnen eine Karriere schmackhaft zu machen. Bislang arbeiten bei SAP weltweit 26 Prozent Frauen in Führungspositionen. Wobei Cawa Younosi sagt: Ein Frauenanteil von 30 Prozent ist bei Tech-Konzernen nicht unüblich.

Seit 2017 werden alle Jobs für Führungskräfte als Teilzeitstellen mit 75 Prozent Arbeitszeit ausgeschrieben. Wer mehr arbeiten will, kann das natürlich tun. Aber wer beispielsweise aus familiären oder gesundheitlichen Gründen keine Vollzeit arbeiten kann, soll deswegen nicht an einer Führungslaufbahn gehindert werden. Teilzeit ist natürlich nicht nur eine Option für Top-Manager.

Es gibt in Deutschland seit 2001 einen Rechtsanspruch für alle Angestellten darauf – vorausgesetzt, der Betrieb hat mehr als 15 Mitarbeiter und man arbeitet dort schon länger als sechs Monate. Mittlerweile haben vier von zehn Arbeitnehmern keine Vollzeitstelle mehr. Und bei SAP, das erzählt Younosi im Gespräch, sind mehr als 40 Prozent der Mitarbeiter, die in Teilzeit arbeiten, sogar Männer.

In Teilzeit zu arbeiten wird immer beliebter, wie die Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigen: Innerhalb von 20 Jahren hat sich die Zahl der Teilzeitbeschäftigten von 8,3 auf nun 15,3 Millionen Menschen fast verdoppelt.

Jetzt werden Sie sicherlich denken: „Wie soll denn das gehen, Karriere oder gar eine Führungsposition in Teilzeit?“. Und überhaupt, was ist mit der berühmt-berüchtigten Teilzeitfalle? Nun, diese ungeschriebenen Gesetze geraten inzwischen ins Wanken.

Bei SAP beispielsweise hat man zusätzlich noch die Option zum Jobsharing eingeführt und kooperiert mit dem Start-up Tandemploy. Die Plattform haben sich übrigens zwei Frauen ausgedacht – Jana Tepe und Anna Kaiser aus Berlin. Was Tandemploy ermöglicht, ist im Prinzip eine Alternative zu Teilzeit oder Selbstständigkeit.

Hier können Menschen wie beim Online-Dating passende Tandempartner und Unternehmen Jobtandems für freie Stellen finden. Dabei teilen sich zwei Personen eine Stelle – Jana und Anna tun das als Geschäftsführerinnen in ihrem Start-up auch. Die eine kommt zum Beispiel von montags bis mittwochs ins Büro, die andere ist von Mittwoch bis Freitag am Arbeitsplatz. Bisher haben sich bei Tandemploy mehr als 70 Unternehmen und 25.000 Arbeitnehmer angemeldet. Auch hier sind 40 Prozent Männer.

Job-Tandems haben bei SAP eine gewisse Tradition. Selbst die Vorstandsspitze bestand vor Jahren einmal aus zwei Leuten. Jim Hagemann Snabe teilte sich die Aufgabe mit dem heute allein regierenden Bill McDermott.

Interessant ist Jobsharing aber auch für Menschen, die in bestimmten Lebensphasen sind, in denen sie sich mehr Flexibilität wünschen: zum Beispiel junge Eltern, Menschen, die nebenbei ein Studium oder eine Weiterbildung machen, in verschiedene Projekte parallel eingebunden sind oder Ältere.

Für die Arbeitgeber sind beide Menschen wie eine Person. Wie sie ihre Arbeit organisieren, das regeln sie untereinander. Cawa Younosi zählt im Gespräch weitere Vorteile aus Unternehmenssicht auf: Man arbeitet produktiver, ist motivierter, bei Abwesenheit werden trotzdem Entscheidungen getroffen. Und zusammen können zwei Bewerber mit unterschiedlichen Talenten tatsächlich die „eierlegende Wollmilchsau“ sein, die in Stellenanzeigen gerne gesucht wird.

Cawa Younosi spricht auch darüber, warum SAP über die Kinderbetreuung hinaus über eine Betreuung von Haustieren nachdenkt. Und was kleinere Firmen und Mittelständler tun können, um an Talente zu kommen – schließlich kann nicht jeder Arbeitgeber mit der Größe von SAP mithalten. Hier kommen Sie zur aktuellen Folge von Handelsblatt Mindshift.

Mehr: Folge 1 Katarina Barley, SPD-Spitzenkandidatin für Europa und künftige EU-Abgeordnete in Brüssel, spricht in der ersten Podcast-Folge von Handelsblatt Mindshift über Perfektionismus, Fehlerkultur und Wertschätzung.

Folge 2 Douglas-Chefin Tina Müller spricht in der zweiten Podcast-Folge von Handelsblatt Mindshift über Seilschaften, Netzwerke und warum sie gerne Scheidungsanwältin geworden wäre.

Kommende Woche bei Handelsblatt Mindshift

Beim nächsten Mal sprechen wir Lina Maria Kotschedoff. Sie arbeitet bei den Stadtwerken Düsseldorf als Innovationsmanagerin. Aber sie hat eine Besonderheit: Sie sieht nur fünf Prozent. Die schwere Behinderung hilft ihr aber auch im Job.

Unser Partner von Handelsblatt Mindshift

Wenn Sie nach dem Hören Lust auf noch mehr Denkanstöße haben und vielleicht auch selbst aktiv werden wollen, möchten wir Ihnen das Leader.In-Netzwerk ans Herz legen – unser Partner für diese Podcast-Staffel. Vor fünf Jahren haben Deloitte, der BDI und das Handelsblatt Leader.In ins Leben gerufen, um in einem Netzwerk Menschen und verschiedene Perspektiven rund um die Themen Diversity und Leadership zusammenzubringen.

Schauen Sie gerne auf www.leaderin.de vorbei oder besuchen Sie uns in der Leader.In-Linkedin-Gruppe.