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RWE trotzt der Coronakrise – enttäuscht aber Analysten

Stromproduzent RWE steigert die Ergebnisse deutlich, Investoren hatten bei Ausblick und Dividende allerdings mehr erwartet. Die Aktie bricht ein.

Es sollte eine Feierstunde für RWE-Chef Rolf Martin Schmitz werden. Nachdem der Energiekonzern jahrelang im Krisenmodus verharrt hatte, wollte der Vorstandschef an diesem Donnerstag den Investoren stolz die neue RWE präsentieren: einen Stromproduzenten, der sich nach dem Tauschgeschäft mit Eon vollkommen den erneuerbaren Energien verschrieben hat.

Schon vor Monaten hatte Schmitz die Investoren nach London geladen, um ihnen auf dem Capital Market Day die neuen Ziele zu schildern.

Aber die Coronakrise machte die Feierstunde zunichte. Schmitz musste nicht nur die Präsentation in London absagen und ins Internet verlegen. Die Aktie brach mit dem gesamten Markt ein.

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Zum Handelsstart gab die Aktie mehr als elf Prozent nach – und gehörte damit im sehr schwachen Markt sogar zu den größten Verlierern im Dax.

Dividende steigt 2019 und 2020

Dabei hatte RWE am Morgen über ein deutliches Gewinnplus berichtet, ein kräftiges Wachstum versprochen und sogar eine steigende Dividende angekündigt – für 2019 und für 2020. Das reichte vielen Analysten aber nicht: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) habe zwar die Erwartungen übertroffen, schrieb Analyst Ahmed Farman vom Analysehaus Jeffries, der Ausblick sei aber enttäuschend und auch bei der Dividende für 2020 habe man sich mehr erhofft.

Goldman Sachs zeigte sich in einer Analyse enttäuscht von den Investitionsplänen. Peter Crampton von Barclays betonte dagegen, dass die Ergebnisse die Erwartungen übertroffen hätten – und rät bei den derzeitigen Kursen zum Kauf. Im Laufe des Tages machte die RWE-Aktie zwar einen Teil des Verlustes wett, blieb aber deutlich im Minus.

Konzernchef Schmitz kann die Reaktionen nicht verstehen: „Die Aufgaben sind – nahezu - gemeistert. Das Feld der neuen RWE ist bereitet“, sagte er während der Telefonkonferenz mit Journalisten. Das operative Geschäft habe ein „ausgezeichnetes Jahresergebnis aufs Parkett gelegt“. RWE habe seine Ziele übererfüllt.

Und Finanzvorstand Markus Krebber betonte, dass die RWE-Aktie langfristig immer noch gut liege. In den vergangenen drei Jahren habe sie stets zu den drei besten Werten im Dax gezählt und auch seit dem Jahresanfang seien die Einbußen deutlich unter denen des Aktienindex.

Bereinigtes Nettoergebnis hat sich verdoppelt

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg auf 2,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,5 Milliarden Euro). Wie Krebber betonte, habe RWE damit die eigene Prognose, die schon zweimal angehoben wurde, sogar noch übertroffen. Auf der vergangenen Bilanz-Pressekonferenz war RWE noch von einem stabilen Ebitda von maximal 1,5 Milliarden Euro ausgegangen.

Das um Sondereffekte bereinigte Nettoergebnis konnte der Konzern sogar auf 1,2 Milliarden Euro von 591 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Für das abgelaufene Jahr bekommen die Aktionäre eine Dividende von 80 Cent je Aktie und damit zehn Cent mehr als ein Jahr zuvor. Für 2020 strebt RWE 85 Cent an.

Zudem verspricht RWE weiteres Wachstum – sowohl beim Ergebnis als auch bei der Dividende. Von 2020 bis 2022 peilt RWE, gemessen an den Kennzahlen für das Ergebnis, ein jährliches Wachstum von sieben bis zehn Prozent an. Für das laufende Geschäftsjahr 2020 wird ein bereinigtes Ebitda zwischen 2,7 und 3,0 Milliarden Euro erwartet.

Auswirkungen durch die Coronakrise sieht Vorstandschef Schmitz derzeit nicht: „Wir sehen uns selbst gut eingestellt und voll arbeitsfähig“, sagte er: „Wir können auch nicht erkennen, dass die Strom- und Gasnachfrage nennenswert zurückgeht.“ Auch in der Lieferkette gebe es aktuell noch keine Probleme.

Investitionen in erneuerbare Energien

Die Ergebnisse sollen dabei zu einem großen Teil aus dem neuen, alten Geschäft mit erneuerbaren Energien stammen. Deutschlands größter Stromproduzent, der erst 2016 das Geschäft mit der Energiewende im neuen Unternehmen Innogy abgespalten hatte, ist wieder groß in die Produktion von erneuerbaren Energien eingestiegen.

Im September schloss der Energiekonzern ein großangelegtes Tauschgeschäft mit Konkurrent Eon ab. Dabei übernahm Eon zwar Innogy, Eon behielt aber nur die Sparten Vertrieb und Netze. Das Geschäft mit erneuerbaren Energien von Innogy, aber auch die Aktivitäten, die bislang Eon selbst betrieb, gingen – neben kleineren anderen Aktivitäten – an RWE.

Auf einen Schlag verfügte RWE damit über Kapazitäten bei erneuerbaren Energien von neun Gigawatt. Das ist zwar nicht einmal ein Viertel der aktuell 43 Gigawatt, die RWE betreibt.

Der Stromproduzent deckt damit aber wieder die ganze Spannbreite von Kohle- und Atomkraftwerken über Gasanlagen bis zu Wind- und Solarenergie ab – und ist aus dem Stand zu einem bedeutenden Spieler aufgestiegen. Der Konzern sieht sich beispielsweise bei Offshore-Windenergie als zweitgrößter Anlagenbetreiber der Welt.

Zudem will RWE, nachdem der Kohleausstieg beschlossen ist, seine Investitionen auf die erneuerbaren Energien konzentrieren. „Unsere starke Position bei den erneuerbaren Energien wollen wir halten und ausbauen“, sagte Schmitz. Schon bis 2022 will RWE mit fünf Milliarden Euro Wind- und Solaranlagen mit einer Kapazität von vier Gigawatt bauen. Davon sollen 20 Prozent nach Deutschland fließen.

Führungswechsel steht an

Mit Partnern könne die Summe noch deutlich höher sein, erklärte Schmitz. 2,7 Gigawatt sind bereits im Bau, weitere 20 Gigawatt hat RWE in der Projektpipeline. Bei seinem Engagement will sich RWE dabei auf drei Regionen konzentrieren.

In Europa und den USA, wo der Konzern schon stark vertreten ist, erwartet Schmitz attraktive Chancen. In Europa müssten bis 2030 rund 50 Gigawatt an erneuerbaren Energien zugebaut werden, damit die europäischen Klimaschutzziele erreicht würden.

In den USA werde bis 2030 mit einem Zubau von 160 Gigawatt gerechnet. Als dritte Kernregion will RWE aber auch im asiatisch-pazifischen Raum expandieren. In Japan hat RWE erste Kooperationen geschlossen, hat aber auch Taiwan und Korea im Fokus.

Bis 2040 will das Unternehmen, das im vergangenen Jahr noch 89 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen hat, klimaneutral sein. Dafür muss RWE aber auch den mit der Bundesregierung ausgehandelten Ausstieg aus der Kohleförderung und – verstromung in die Wege leiten.

RWE wird das Segment Kohle/Kernenergie künftig nur noch als Randgeschäft führen. Kerngeschäft sind die vier Segmente Offshore Wind, Onshore Wind/Solar, Wasser/Biomasse/Gas und der Energiehandel.

Schmitz selbst wird die Zukunft der neuen RWE nur noch bis Mitte kommenden Jahres begleiten. Dann läuft sein Vertrag aus. Den wolle er zwar erfüllen, das erwarte auch der Aufsichtsrat, sagte Schmitz. Er sei dann aber 64 Jahre alt und müsse wissen, wann der richtige Zeitpunkt zum Aufhören ist. Sein designierter Nachfolger ist Finanzvorstand Krebber.

Mehr: Lesen Sie hier, wie sich Energiekonzerne gegen Corona wappnen.