ROUNDUP 4: G20 vermeidet Bruch - Scholz sieht neues Miteinander von Nord und Süd

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(neu: Macron- und Biden-Zitat)

NEU DELHI (dpa-AFX) - Mit einem mühsam errungenen Kompromiss zum Ukraine-Krieg hat die Gruppe führender Industrie- und Schwellenländer ein Scheitern des G20-Gipfels in Indien verhindert. Die Staats- und Regierungschefs demonstrierten am Wochenende in Neu Delhi den Willen, weiter gemeinsam Lösungen für Menschheitsprobleme wie Klimawandel und Armut zu suchen - auch wenn die Ergebnisse diesmal dürftig blieben.

Die Ukraine zeigte sich verärgert, weil der russische Angriffskrieg in der Abschlusserklärung nicht explizit verurteilt wird. Das verhinderte Russland mit Unterstützung von China. Der Westen sieht in dem Text dennoch klare Kritik an Russland - auch Moskau lobte allerdings das Ergebnis und reklamierte es als Erfolg für sich.

Wegen des Streit war zwischenzeitlich unklar, ob überhaupt eine gemeinsame Gipfelerklärung zustande kommt oder der Gipfel scheitert. Belastet wurde das Treffen auch durch die Absage des chinesischen Staatschefs Xi Jinping, der sich von Ministerpräsident Li Qiang vertreten lies - für Gastgeber Indien ein Stoß vor den Kopf.

Der indische Premierminister Narendra Modi hatte den Gipfel unter das Motto gestellt: "One Earth, one Family, one Future" (deutsch: "Eine Erde, eine Familie, eine Zukunft") und sich selbst zum Anwalt der ärmeren Staaten in der Welt - des sogenannten globalen Südens - ernannt.

Der sichtbarste Erfolg seiner Strategie war die Aufnahme der Afrikanischen Union (AU) gleich zu Gipfelbeginn als vollwertiges Mitglied der G20. Die AU vertritt die Interessen von rund 1,3 Milliarden Menschen.

Brasilien, das nun von Dezember an für ein Jahr die G20-Präsidentschaft übernimmt, will den Kampf gegen Hunger und Ungleichheit ins Zentrum seiner Arbeit im nächsten Jahr stellen, wie Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lobte den Geist des Treffens: "Ein neues Miteinander von Nord und Süd, das ist hier beim G20-Gipfel in Neu-Delhi gelungen." Für US-Präsident Joe Biden bewies der Gipfel, dass auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten "die G20 in der Lage sind, nach Lösungen für unsere drängendsten Probleme" zu suchen.

Anders als beim Gipfel im Vorjahr auf Bali in Indonesien konnte der russische Angriffskrieg nun nicht mehr explizit von einer Mehrheit der Länder verurteilt werden. Stattdessen verweist die Abschlusserklärung auf entsprechende Resolutionen der Vereinten Nationen - und allgemein auf die territoriale Integrität, also die Unverletzlichkeit von Grenzen.

Dennoch würdigte Scholz die Passage: Es seien Entscheidungen getroffen worden, bei denen "Russland akzeptieren musste, dass die Weltgemeinschaft die gewalttätigen Prinzipien russischer Politik nicht richtig findet". Biden sagte, es habe unter den Anwesenden ausreichende Zustimmung gegeben, dass ein gerechter und dauerhafter Frieden notwendig sei.