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ROUNDUP 2: Broker Flatexdegiro erwartet kaum Belebung - Aktie erholt sich weiter

(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz zu bereinigtem Umsatz und Ziel für 2023, Details zu Bafin-Untersuchung, Kursreaktion)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation und die gestiegenen Zinsen haben dem steilen Wachstum des Online-Brokers Flatexdegiro DE000FTG1111 2022 ein jähes Ende gesetzt. Vorstandschef Frank Niehage sieht keine Anzeichen, dass sich das Geschäft im neuen Jahr erholt. Nachdem zudem die deutsche Finanzaufsicht Bafin dem Unternehmen Mängel in Führung und Organisation attestiert hat, will der Vorstand die geforderten Verbesserungen schnell umsetzen. Bei seinen Geschäftsprognosen gibt sich der Vorstand jetzt betont vorsichtig. Um Geld einzusparen, zieht sich Flatexdegiro aus dem Sponsoring im Fußball zurück.

An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Nachdem die Flatexdegiro-Aktie schon am Montag mehr als viereinhalb Prozent gewonnen hatte, legte sie bis Dienstagnachmittag um rund acht Prozent auf fast 8 Euro zu. Damit war sie der zweitstärkste Titel im Nebenwerte-Index SDax DE0009653386. Seit dem Rekordhoch von knapp 30 Euro im Juli 2021 war es für den Kurs der Aktie an der Börse lange abwärts gegangen. Allein am Freitag hatte die Aktie fast neun Prozent verloren, nachdem eine Geldbuße der Bafin öffentlich geworden war.

Niehage bezeichnete 2022 in einer Telefonkonferenz am Dienstag als das "mit Abstand schwierigste Jahr in unserer Industrie". In den ersten beiden Corona-Jahren war Flatexdegiro von Rekord zu Rekord geeilt. Doch mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, der hohen Inflation in vielen Ländern und der Anhebung der Leitzinsen durch die großen Notenbanken war es damit vorbei.

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Anleger handelten deutlich weniger Wertpapiere, die Zahl der Transaktionen brach im Gesamtjahr um mehr als ein Viertel auf rund 67 Millionen ein. "Wann genau wir wieder eine Belebung der Handelsaktivität von Privatanlegern sehen werden, bleibt abzuwarten", sagte Niehage bei der Vorlage der vorläufigen Jahreszahlen am Montagabend in Frankfurt. Zu sehr sei dies bedingt durch die geopolitische Situation sowie die erwarteten Zinsschritte der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB).

Im abgelaufenen Jahr wuchs die Zahl der Kundenkonten bei Flatexdegiro zwar netto noch um etwa 16 Prozent auf rund 2,4 Millionen. Der Umsatz sank jedoch um 2,5 Prozent auf 407 Millionen Euro, und der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (Ebitda) ging um 18 Prozent auf 145 Millionen Euro zurück. Immerhin schnitt Flatexdegiro damit besser ab als Anfang Dezember vorhergesagt.

Da hatte der Vorstand seine Jahresprognosen spürbar eingedampft. Letztlich sank die bereinigte operative Marge (Ebitda) im Vergleich zum Vorjahr zwar von 42,4 auf 39,3 Prozent, lag aber deutlich über der gekappten Prognose von 37 Prozent.

Unter dem Strich verdiente Flatexdegiro mit gut 106 Millionen Euro mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Die Ursache des Anstiegs ist jedoch eher negativ: Weil der Aktienkurs so stark gesunken war, musste das Unternehmen Rückstellungen für aktienbasierte Vergütungen seiner Mitarbeiter auflösen. Dies trieb den Gewinn nach oben. Ohne solche Sondereffekte wäre der Überschuss um rund 19 Prozent auf knapp 79 Millionen Euro gesunken.

Auch beim Umsatz wirkte sich die Auflösung der Rückstellungen positiv aus. Ohne diesen Posten hätte der Erlös 369 Millionen Euro betragen, erläuterte der neue Finanzvorstand Benon Janos. Für das neue Jahr nimmt sich das Management einen auf diese Weise bereinigten Umsatz von etwa 380 Millionen Euro vor.

Eine Prognose für die Zahl der Neukunden und der abgewickelten Transaktionen will Niehage ausdrücklich nicht mehr abgeben. Nach seiner Einschätzung dürfte die Handelsaktivität der Kunden in diesem Jahr auf dem Niveau der vergangenen drei Quartale verharren. Dennoch will er die Zahl der Kunden weiter steigern. Und die bereinigte operative Marge soll wieder über 40 Prozent klettern.

Damit dies gelingt, will der Vorstand an der Werbung sparen. So beendet der Broker in diesem Jahr sein Engagement als Trikotsponsor des spanischen Fußballclubs FC Sevilla. Und beim deutschen Bundesligisten Borussia Mönchengladbach zieht er sich 2024 auf die Rolle des Zweitsponsors zurück.

Unterdessen hat Flatexdegiro noch ganz andere Probleme zu lösen. Nachdem die Bafin das Unternehmen einer Sonderprüfung unterzogen und im Herbst Mängel in der Organisation und der Unternehmensführung festgestellt hatte, ist ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Verstößen in den Jahren 2020 und 2021 zwar abgeschlossen worden. Dafür musste das Unternehmen aber ein Bußgeld von gut einer Million Euro bezahlen.

Beschränkungen gelten laut Niehage aber für die Sparte Degiro. Diese habe bisher Wertpapierkredite an Kunden vergeben, sie mit den erworbenen Aktien besichert und mit einem Nullrisiko bewertet. Diese Praxis wurde von der Aufsichtsbehörde moniert. Ab Ende März erwartet der Manager einen Sonderbeauftragten der Bafin im Haus. Dieser werde sich "anschauen, was wir verbessert haben". Wenn die Vorschriften eingehalten seien, könne der Prüfer die Auflagen wieder zurücknehmen - und damit früher als nach der üblichen Nachprüfung, die erst nach 12 bis 24 Monaten erfolge.

Der Vorstand peilt die erfolgreiche Umsetzung der notwendigen Maßnahmen noch im laufenden Jahr an. "Alle weiteren Feststellungen" der Bafin will Flatexdegiro laut Niehage bis Mitte 2024 abarbeiten.

Bereits vollzogen ist die Vergrößerung des Vorstands. Dem Vorstandschef Niehage steht der frühere Finanzvorstand Muhamad Said Chahrour als Stellvertreter und Leiter des Tagesgeschäfts (COO) zur Seite. Die Finanzen managt Benon Janos, und der zweite neue Vorstandsposten wird von Stephan Simmang als Chief Technology Officer (CTO) ausgefüllt.