Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.932,17
    -186,15 (-1,03%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.921,22
    -59,87 (-1,20%)
     
  • Dow Jones 30

    37.815,92
    -570,17 (-1,49%)
     
  • Gold

    2.297,40
    -5,50 (-0,24%)
     
  • EUR/USD

    1,0660
    -0,0013 (-0,12%)
     
  • Bitcoin EUR

    56.286,86
    -3.385,74 (-5,67%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.284,35
    -54,72 (-4,08%)
     
  • Öl (Brent)

    81,12
    -0,81 (-0,99%)
     
  • MDAX

    26.264,39
    -80,11 (-0,30%)
     
  • TecDAX

    3.274,00
    -35,23 (-1,06%)
     
  • SDAX

    14.297,43
    -166,65 (-1,15%)
     
  • Nikkei 225

    38.189,54
    -216,12 (-0,56%)
     
  • FTSE 100

    8.144,13
    -2,90 (-0,04%)
     
  • CAC 40

    7.984,93
    -80,22 (-0,99%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.657,82
    -325,26 (-2,04%)
     

Italien brummt Banken Extraprofit-Steuer auf - gibt EZB Schuld

(Bloomberg) -- Italiens rechtsorientierte Regierung schockierte die Märkte mit einer völlig unerwarteten 40-prozentigen Sondersteuer auf die Rekord-Zinserträge der Banken und schickte damit die Mailänder Börse auf Talfahrt.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Der stellvertretende Ministerpräsident Matteo Salvini kündigte am späten Montagabend die Sonderabgabe an, von der Analysten der Citigroup schätzen, dass sie die Gewinne der Banken um 12% schmälern wird.

WERBUNG

Die Abgabe zielt auf die höheren Erträge der Banken ab, die durch die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank entstanden sind, wie die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni am Dienstag mitteilte. Bloomberg Intelligence schätzt das Steueraufkommen auf mehr als 3 Milliarden Euro.

Rom sucht nach einem Weg zur Finanzierung von Hilfen für Familien, die von der steigenden Inflation betroffen sind, sowie von Steuersenkungen und Beihilfen für Hypotheken für junge Wohnungs-Erstkäufer. Die Bankensteuer bedarf der Zustimmung des Parlaments und könnte noch geändert werden. Sie könnte auch vor Gericht angefochten werden, wie eine ähnliche Abgabe in Spanien.

Italienische Banken führten die Verlierer unter den europäischen Aktien am Dienstag an, wobei UniCredit SpA um bis zu 7,5% einbrachen und Intesa Sanpaolo SpA sogar um bis zu 9,0% fielen. Der Marktwert der börsenotierten italienischen Kreditinstitute ging um rund 9,5 Milliarden Euro zurück.

Die Gewinne der italienischen Banken sind in der ersten Jahreshälfte sprunghaft gestiegen, da die steigenden Zinsen die Erträge des Kreditgeschäfts ankurbeln. Bei der UniCredit etwa wuchsen die Zinserträge im ersten Halbjahr um 42%. Sowohl UniCredit als auch Intesa hoben im Juli das zweite Quartal in Folge ihre Jahresprognosen an.

Nicht nur in Italien, sondern in ganz Europa erlaubt die Zinswende es den Banken, ihre in den letzten Jahren eher mageren Ausschüttungen nach oben zu schrauben. Doch das stößt zunehmend auf Gegenwind, da die Bankkunden auf der Einlagenseite nicht im selben Maße profitieren und die Gesellschaft insgesamt unter Teuerung und hohen Zinsen ächzt.

“Die Zinserhöhung der EZB führte zu einem Anstieg der Kreditkosten für Haushalte und Unternehmen. Für die Verbraucher hat es keine ebenso rasche, schnelle und wichtige Erhöhung gegeben”, sagte Salvini auf der Pressekonferenz Montagabend. “In diese Lücke stößt die 40-prozentige Entnahme aus den milliardenschweren Extragewinnen der Banken.”

Mit der Sondersteuer sollen Steuersenkungen finanziert werden, aber auch Beihilfen für Hypotheken für Erstkäufer von Eigenheimen, so der Lega-Chef.

Ein Sprecher von UniCredit wollte sich zu der neuen Abgabe nicht äußern, während Intesa nicht sofort für eine Stellungnahme zur Verfügung stand.

Das sagt Bloomberg Intelligence:

Die Nettogewinne der italienischen Kreditinstitute im Jahr 2023 könnten nach unseren Berechnungen durch die vorgeschlagene Sondersteuer auf ihre “Extragewinne” in diesem Jahr um etwa 10% verringert werden. Von Banco BPM bis UniCredit sind die Schätzungen der italienischen Banken für den Nettogewinn 2023 in den letzten sechs Monaten um 36% gestiegen. Es besteht das Risiko, dass die Steuer über das Jahr 2023 hinaus verlängert wird.

- Lento Tang, BI-Bankenanalyst.

Antonio Tajani von der Forza Italia des verstorbenen Silvio Berlusconi zeigte in einem Interview mit dem Finger auf die EZB: “Wir sagen seit Monaten, dass die EZB die Zinsen zu Unrecht erhöht hat und dass dies eine unvermeidliche Folge ist.”

Informierten Kreisen zufolge gibt es zwei Optionen für die Steuer: Bei der ersten würde eine Abgabe von 40% auf die Differenz zwischen den Nettozinserträgen der Jahre 2022 und 2021 erhoben werden, wenn diese Differenz 3% übersteigt. Die zweite Option würde auf die Differenz zwischen 2023 und 2021 abzielen — mit einer Untergrenze von 6%.

Rom würde sich demnach für die Variante entscheiden, die am meisten in die Staatskasse spülen würde. Der Betrag soll mit 25% des Eigenkapitals der Bank gedeckelt werden. Das Geld soll in einen Fonds fließen, aus dem Maßnahmen zur Verringerung des Steuerdrucks auf Familien und Unternehmen finanziert werden.

“Wir sehen diese Steuer als wesentlich negativ für die Banken, da sie sich sowohl auf das Kapital und den Gewinn als auch auf die Eigenkapitalkosten der Bankaktien auswirkt”, schreiben die Analysten der Citigroup in einer ersten Einschätzung. “Die neu simulierte Auswirkung ist auch höher als die Simulation, die wir im April durchgeführt haben.”

Auch in Großbritannien, Spanien und dem Baltikum fordern erste Stimmen eine Besteuerung der Extragewinne der Banken. Im Zentrum der Kritik steht typischerweise, dass die Zinsen auf Sparkonten bei weitem nicht so kräftig steigen wie die auf Kredite.

So überraschte die sozialistisch geführte spanische Regierung die Banken im vergangenen Jahr mit einer Steuer von 4,8% auf die Zins- und Provisionserträge, die über zwei Jahre hinweg 3 Milliarden Euro einspielen soll. Die Abgabe gehört zu einem Bündel von Maßnahmen, die der sozialistische Premier Pedro Sánchez zur Finanzierung von Maßnahmen zur Abmilderung der Inflation eingeführt hat. Allerdings könnten die Banken dagegen noch Gericht vorgehen.

Überschrift des Artikels im Original:Italy Surprises Markets With New Tax on ‘Extra’ Profits of Banks

--Mit Hilfe von Jeff Black, Blaise Robinson, Tom Metcalf, Tommaso Ebhardt, Thyagaraju Adinarayan, Dale Crofts und Zoe Schneeweiss.

(Neu: Durchgehend aktualisiert)

©2023 Bloomberg L.P.