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Renten am Morgen: Peripherierenditen setzen Politik unter Druck

(Bloomberg) -- Einerseits war die Bewegung der Kurse der Staatspapiere aus dem Euroraum von der Zunahme der Risikoaversion der Investoren geprägt. Andererseits wurden vor allem die Kurse der Peripheriebonds durch die künftige Entwicklung der Verschuldung und die Emissionsaktivität getrieben.

Die Kernlandanleihen konnten von dem Risk-off profitieren, wobei die Renditerückgänge in Anbetracht der Verluste an den Aktienmärkten bis zum Handelsschluss in Europa mit zwei bis vier Basispunkten vergleichsweise bescheiden ausfielen.

Die anhaltende Emissionsflut, die Diskussion über eine gesamtschuldnerische Haftung und die Möglichkeit, die Verschuldung auch der Kernländer könne sich im Lauf der Zeit noch weiter ausweiten, bleiben Belastungsfaktoren für die Renditeentwicklung.

Selbst wenn es zu keinen Eurobonds kommen sollte, dürften die Kernländer beispielsweise für einen Wiederaufbaufonds Garantien gemäß ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft übernehmen oder die Europäische Kommission mit einem größeren Haushalt ausstatten.

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Garantien sind zwar nicht unmittelbar zahlungswirksam, lasten aber indirekt dennoch auf den jeweiligen Haushalten. Und sollte das EU-Budget erhöht werden, müssen die einzelnen EU-Länder diese Mittel bereitstellen, wahrscheinlich über die Aufnahme am Kapitalmarkt.

Besonders kräftig kamen am Dienstag die Staatsanleihen aus der Peripherie unter Abgabedruck. Die Renditen der italienischen Papiere stiegen durchweg um mehr als 20 Basispunkte. Die Sorgen vor einer neuen Staatsschuldenkrise im Euroraum nehmen zu.

Die Bonds von der iberischen Halbinsel konnten sich dem Renditeanstieg ebensowenig entziehen wie die griechischen Staatsanleihen. Vermutlich dürfte das System Europäischer Zentralbanken zwar aktiv gewesen sein. Hier dürfte es dann nur noch eine Frage der Zeit sein, wann es zu einer Erhöhung der Ankaufvolumina kommen wird.

Selbst die scheinbar gute Aufnahme der syndizierten italienischen Anleihen konnte den Renditeanstieg der BTPs nicht stoppen. Die Aufwärtsdynamik der Renditen ist derzeit zu stark. Immerhin scheint die italienische Regierung die Nutzung des ESM nicht gänzlich auszuschließen. Allerdings gibt es dazu zahlreiche unterschiedliche Stimmen innerhalb der Koalition, sodass unklar bleibt, ob Italien auf die ESM-Linien zurückgreifen wird.

Der Rückgriff auf den ESM hätte jedoch für Italien den Vorteil, dass die EZB ihr OMT-Programm aktivieren könnte, sofern es die Spielregeln erlauben. Dann könnten BTP-Käufe stattfinden, ohne dass der EZB-Kapitalschlüssel eine Rolle spielt. Zu einer Entscheidung über eine Inanspruchnahme des ESM durch Italien und weitere Euroländer wird es erst nach dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der EU kommen.

Am Abend wollen sich die europäischen Notenbanker mit der Erweiterung der Regeln für Sicherheiten auseinander setzen. Auch schwächere Kreditqualitäten unterhalb von Investment Grade könnten möglicherweise in den Sicherheitenpool der EZB aufgenommen werden. Aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Ausbreitung der Pandemie sind nicht nur Unternehmen von Herabstufungen ihrer Bonität betroffen sondern auch die Euroländer und in der Folge die Banken. Mit der Aufnahme schwächerer Kreditqualitäten würde zumindest einer Knappheit an Sicherheiten begegnet.

In den USA wurde gestern nach einigem Ringen die nächste Stützungsmaßnahme für die Wirtschaft durch den Senat gebilligt. Die Abstimmung im Repräsentantenhaus soll dazu am Donnerstag stattfinden. Weitere Programme sollen folgen. Wirkung auf die Treasuries scheinen Mehrausgaben zurzeit nicht zu haben, da die US-Notenbank weiterhin als Aufkäufer von Treasuries aktiv bleibt.

Die Zeichen für den Handelsstart mit Staatsanleihen aus dem Euroraum deuten zumindest für die Kernländer auf leichte Kursverluste hin. Die Risikoaversion im asiatischen Aktienhandel nahm zwar zu. Die US-Aktienmarkt-Futures notierten jedoch ebenso wie ihre europäischen Pendants am Mittwochmorgen im Plus. Die Renditen der Treasuries gingen am Morgen nur leicht zurück.

Nach den erneut starken Kursverlusten der Peripheriepapiere wären sie reif für eine Gegenbewegung. Durch die via Syndikat wahrscheinlich für heute angesetzte spanische Emission sind dem aber zumindest für die iberische Halbinsel Grenzen gesetzt.

Für die Renditeentwicklung der BTPs wird es darauf ankommen, ob die Anleger den Aussagen des italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte nachhaltig Glauben schenken werden, dass unter bestimmten Voraussetzungen eine Inanspruchnahme des ESM ins Auge gefasst wird. Bislang waren die Aussagen dazu regelmäßig widersprüchlich, sodass die Anleger wohl eher auf konkrete Taten warten.

Daher besteht ohne beherztes Eingreifen der EZB das Risiko, dass die Renditen der italienischen Staatsanleihen im Tagesverlauf erneut zulegen.

Konjunkturdaten

Datenseitig werden die Anleger am Mittwoch erneut weder im Euroraum noch in den USA etwas finden, was die Renditen bewegen wird. Die italienischen Auftragseingänge sind aus dem Februar und damit aus der Zeit vor den Ausgangssperren. Und die Schnellschätzung für das Konsumentenvertrauen der Europäischen Kommission wird im April erneut eingebrochen sein.

Die Frage ist bei der Information lediglich, wie stark der Rückgang ausfiel. Eine starke Verschlechterung der Stimmung der Konsumenten könnte eine anschließende Erholung verlangsamen. Schließlich müssten die Verbraucher mit einem Anfahren der Wirtschaft das Vertrauen zurückgewinnen, dass es ihnen wieder besser geht und sie ausreichend finanzielle Spielräume für den Konsum haben.

Primärmarkt

Letztlich kamen für die beiden italienischen Bonds riesige Orderbücher zustande, sodass das Schatzamt das Startemissionsvolumen für das neue 5-jährige Papier auf 10 Milliarden Euro festlegen konnte. Mit der Aufstockung der 2050-er Laufzeit wurden zusätzliche 6 Milliarden Euro in die Kasse gespült.

Nichtsdestotrotz sollten die Orderbücher von zusammen über 110 Milliarden Euro nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Platzierung von kräftigen Renditeanstiegen der italienischen Staatsanleihen begleitet wurde, die auch nach Ende der Emissionsphase nicht stoppten.

Außerdem trat ein ganz seltener Emittent am Dienstag am Kapitalmarkt auf. Luxemburg platzierte Bonds mit Laufzeiten von fünf und zehn Jahren. Mit dem 5-jährigen Papieren wurden 1,5 Milliarden Euro bei einem Orderbuch von 4 Milliarden Euro eingeworben. Das Emissionsvolumen für den 10-jährigen Bond wurde bei Orders von 5 Milliarden auf 1 Milliarde Euro festgelegt. Bei beiden Bonds wurde das Pricing im Lauf der Platzierung reduziert.

Am Mittwoch werden planmäßig Finnland, Lettland und Portugal am Kapitalmarkt auftreten. Die 1-Milliarde-Euro-Aufstockung der aktuellen 10-jährigen finnischen Benchmark wird ebenso zu keinen Aufnahmeproblemen führen wie diejenige des rund zwei Jahre laufenden Papiers aus Lettland. Hier ist ein Emissionsvolumen im mittleren zweistelligen bis niedrigen dreistelligen Millionenbetrag zu erwarten.

Portugal wird mit der Anhebung des Volumens für die Laufzeiten Juli 2026 und der aktuellen 10-jährigen Benchmark bis zu 1 Milliarde Euro erlösen. Der Umfang der Aufstockungen ist überschaubar, was die Platzierung der zusätzlichen Bonds erleichtern sollte.

Zusätzlich wird wahrscheinlich Spanien mit einer bis Ende Oktober 2030 laufenden neuen 10-jährigen via Syndikat an den Start gehen. Der Ansturm auf die Kapitalanleger will nicht enden.

Es ist nach dem Renditeanstieg für spanische und in ihrem Geleitzug für portugiesische Bonds am Dienstag durchaus wahrscheinlich, dass die neue spanische 10-jährige Staatsanleihe mit einem Kupon von 1% ausgestattet wird. Ein Selbstläufer wird die Emission dennoch nicht sein. Darüber sollte auch ein großes Orderbuch nicht hinwegtäuschen. Die Anleger dürften die Verschuldungsentwicklung - nicht nur der Peripherieländer - mit Sorge betrachten.

Das US-Treasury wird den Geldmarktanlegern weitere Cash-Management-Bills mit einem Volumen von insgesamt 60 Milliarden Dollar anbieten.

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