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„Pure Zeitverschwendung“ – Warum ihr trotzdem auf Linkedin aktiv sein solltet

Experten prognostizieren, dass Linkedin sein deutsches Pendant Xing überholen wird.
Experten prognostizieren, dass Linkedin sein deutsches Pendant Xing überholen wird.

Linkedin – ein Muss für Gründerinnen und Gründer? Anscheinend. Die Suche nach Gründern, die nicht Teil des Karriere-Netzwerkes sind, gestaltet sich schwierig – auch, weil sie eben nicht auf Linkedin sind. Ein Blick in den eigenen Feed offenbart derweil, wie unterschiedlich das Medium genutzt wird: Über wöchentliche Updates wie die von Planetly-Gründerin Anna Alex bis hin zur ausschließlichen Nutzung der automatisch generierten Beglückwünschungen in der Kommentarfunktion. Die Plattform ist so facettenreich wie diejenigen, die es nutzen. Wir haben ein paar Gründer gefragt, zu welcher Fraktion von Linkedin-Nutzern sie sich zählen.

„Das Interesse an meinen Beiträgen hat sich auch auf das Geschäft ausgewirkt“

Lisa Bräutigam hat nach ihrer Zeit als Beamtin nicht nur das Gründen für sich entdeckt, sondern auch das Karrierenetzwerk Linkedin, das sie aktiv für sich nutzt – das heißt, sie schreibt regelmäßig Beiträge, beantwortet Fragen und kommentiert. Das alles, um ihr Netzwerk zu pflegen und auszubauen. „Ich bin ein totaler Linkedin-Fan“, so die Mitgründerin des Startups Nuwo, das Angestellte im Homeoffice mit ergonomischen Möbeln ausstattet. „Es gibt kaum jemanden, der nicht auf der Plattform zu finden ist“. Mit ihren Beiträgen will sie für andere einen Mehrwert schaffen. „Das Interesse der Leser meiner Beiträge hat sich auch auf Nuwos Geschäft ausgewirkt“, erzählt die Gründerin. Demnach zähle die Website des Startups in den Tagen danach mehr Besucher.

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Das ist aber nicht der einzige Grund, warum sie so gern auf Linkedin unterwegs ist. „Über die Plattform kann ich als Gründerin andere Gründerinnen kennenlernen und sie unterstützen“. Etwa indem sie erzählt, wie sie vom Beamtentum in die Gründerszene gewechselt ist. Dabei empfängt sie nicht nur Nachrichten von inspirierten Lesern. Täglich erreichen sie E-Mails in ihrer Inbox, sagt sie, in denen ihr etwas verkauft wird. Kaltakquise finde sie lästig, genauso wie zu banale Beiträge in ihrem Feed. Etwa wenn jemand ein Bild aus dem Urlaub postet. Solche Inhalte gehören nicht auf die Plattform, findet Bräutigam.

„Mehr Sein als Schein ist schon wichtig“

Madjid Salami ist jemand, der sich lieber persönlich mit Menschen unterhält als über das Internet. Dennoch hat er ein Linkedin-Profil, durch dessen Feed er unterwegs gerne einmal scrollt – mehr aber auch nicht. Generell sage ihm der „geschäftliche Kontext“ der Plattform sehr zu. Es sei spannend zu schauen, was andere Firmen treiben, so Salimi. Und daher würde er sich gerne mehr engagieren und eigene Beiträge verfassen, doch die Zeit habe ihm bisher gefehlt. „Ich muss mir zukünftig mehr Zeit nehmen“, so der Gründer. Damit er keine banalen Inhalte postet, wie das seinem Empfinden nach oft vorkomme: „Manche Beiträge wirken sehr kreiert, um Aufmerksamkeit zu erzeugen“, bemängelt Salimi. Für seine Beiträge wolle er mehr als nur Floskeln aneinanderreihen. „Mir ist wichtig, dass es mehr Sein als Schein ist“.

So soll auch seine Firma Amboss, eine Plattform für Mediziner, wahrgenommen werden. Die Firma ist auf Expansionskurs und sucht Mitarbeiter. Dafür sei Linkedin gut geeignet, so der Gründer des Startups, das im Bereich Recruiting immer mehr auf das Karrierenetzwerk setzt. Seine Linkedin-Aktivität wolle er also insgesamt hochfahren, – aber nur im Web unterwegs zu sein, sei nicht so ganz sein Naturell, so der Gründer. Salimi telefoniert oder trifft sich nach wie vor lieber persönlich.

„Ich hatte einfach noch keine Zeit“

Patrick Jonas verbringt seine Zeit lieber im Wald als im Web. Und so hat es der passionierte Jäger bisher auch gehandhabt: „Ich bin noch nicht dazu gekommen, mir einen Account auf Linkedin zu erstellen“. Darauf ist er schon öfter angesprochen worden. „Ich hatte einfach noch keine Zeit“. Für den Verkauf seiner Luxus-Jägerstände sei die Plattform aktuell auch nicht so wichtig. „Ein großer Teil meiner Zielgruppe ist nicht auf Linkedin sondern sieht einen Beitrag über meine Hochsitze im Swr oder ist Abonnent bei Wild und Hund“.

Bisher konnte der Jäger seine Hochsitze also gut über Mundpropaganda verkaufen. Das soll aber nicht heißen, dass Jonas sich auch zukünftig von der Plattform fern halten möchte, im Gegenteil: Er möchte sich noch anmelden, um besonders junge Jäger anzusprechen. „Die sind heute mit Vollgas in den sozialen Medien unterwegs“, erklärt Jonas. Die wolle er nicht auslassen. Wichtig sei ihm allerdings dabei, sein Engagement auf der Plattform mit Privatem zu trennen. „Alles, was ich auf Social Media mache, ist beruflicher Art.“

„Alle sind von der Plattform genervt“

Clemens Walter beschäftigt sich lieber mit seinem Startup Watchbook als mit der Plattform Linkedin. Denn: In der Woche schreiben ihm etwa 15 bis 20 Menschen, die ihm was verkaufen wollen. „Das nervt mich massiv und deshalb nutze ich es kaum“. Der Gründer der Streamingplattform für Sachbücher schaut daher einmal die Woche hinein. „Linkedin ist pure Zeitverschwendung“. Das habe auch mit der mangelnden Qualität der dort veröffentlichten Beiträge zu tun, so Walter. „Für Tipps, wie man seinen Morgen noch effektiver gestalten kann oder mehr Meditation in seinen Alltag integrieren kann, bezahle ich kein Geld“.

Er sei mit dem Gedanken nicht allein. „Egal, mit welchen Unternehmern ich aus meinem Netzwerk spreche – alle sind von der Plattform genervt“. Der einzige Grund, weshalb er überhaupt noch einen Account hat, ist um sich mit seinem Bekanntenkreis, die er auch persönlich kenne, in Kontakt zu bleiben. Für den Erfolg seiner Firma brauche es Linkedin nicht, im Gegenteil: „Alle Kunden, die wir ansprechen, erreichen wir ganz klassisch über Kaltakquise“. Das funktioniere aber nicht über Linkedin, denn: „Nachrichten werden weggeklickt, ich bin dafür das beste Beispiel“, so Walter.

Müssen Gründer auf Linkedin sein?

So weit die Meinungen auch auseinander gehen, ob man sich auf Linkedin durch regelmäßige Beiträge zeigen muss, so einig scheinen sich die meisten zu sein: Linkedin spielt für die Pflege des eigenen Netzwerkes eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt deswegen, weil das Karrierenetzwerk auch von potenziellen Investoren genutzt werde, wie Nuwo-Gründerin Bräutigam betont.

Und Xing? Das deutschsprachige Pendant zur US-Firma Linkedin zählt in der DACH-Region immer noch 19 Millionen Nutzer, Linkedin hingegen nur 16 Millionen. Beide Plattformen verstehen sich als Berufsnetzwerke, der größte Unterschied liegt jedoch in der Zusammensetzung der Mitglieder. Während sich die Tochter des Medienunternehmens Burda ausschließlich auf den deutschsprachigen Raum konzentriert, stammen Linkedin-Mitglieder aus der ganzen Welt. Insgesamt sind derzeit rund 760 Millionen auf der Plattform der US-Firma angemeldet. Linkedin wurde 2002 im kalifornischen Mountain View gegründet und gehört seit 2016 zu Microsoft. Ende 2019 ist das Unternehmen um 14 Prozent gewachsen – und überholte das zehn Prozent Wachstum seines deutschen Konkurrenten Xing. Experten prognostizieren, dass Linkedin in Zukunft schneller wachsen wird und sein deutsches Pendant auf dessen Heimatmarkt somit überholen wird.