Polizistenmorde: Ermittler schildern Vernehmungen nach Tat
Kaiserslautern (dpa) - FΓΌnf Monate nach den TodesschΓΌssen auf zwei Polizisten nahe Kusel (Pfalz) haben Ermittler im laufenden Mordprozess von den ersten Vernehmungen der beiden Angeklagten berichtet.
Der Nebenangeklagte habe kurz nach der Tat Ende Januar umfassend ausgesagt und dabei den Hauptangeklagten fΓΌr die tΓΆdlichen GewehrschΓΌsse auf die beiden Beamten allein verantwortlich gemacht, sagte eine Beamtin am Donnerstag im Landgericht Kaiserslautern.
Der Hauptangeklagte habe bei der nΓ€chtlichen Fahrzeugkontrolle durch eine Polizistin und einen Polizisten gesagt Β«Wie, Jagdwilderei?Β», dann habe Β«es auch schon geknalltΒ», zitierte die Ermittlerin am Donnerstag aus den damaligen Aussagen des Nebenangeklagten. Die Polizistin sei Β«von der Wucht umgerissen wordenΒ».
Auch auf deren Kollegen habe der 39 Jahre alte Hauptangeklagte allein geschossen. Der Nebenangeklagte sagte demnach am 18. Februar, er habe zwei SchΓΌsse gehΓΆrt und einen Schmerzensschrei wahrgenommen. Nach den SchΓΌssen habe der Hauptangeklagte befohlen, nach verlorenen Papieren zu suchen und ihm gedroht, er werde ihn Β«sonst daneben legenΒ».
Β«Es geht ja nicht um zwei KaugummisΒ»
WΓ€hrend der Nebenangeklagte bei der Schilderung seiner Aussagen durch die Beamtin mehrfach nickte, hΓΆrte der Hauptangeklagte mit gefalteten HΓ€nden zu oder machte sich Notizen. Als der Richter bei einer Schilderung meinte, der Hauptangeklagte nehme es sehr genau, brauste der 39-JΓ€hrige auf. Β«Herr Vorsitzender, Sie sagen, ich sei ganz genau. Worum geht's denn hier? Es geht ja nicht um zwei Kaugummis.Β»
Eine weitere Ermittlerin sagte, in einer ersten Vernehmung habe der Nebenangeklagte noch am Tattag am 31. Januar drei Stunden lang auf eigenen Wunsch ohne Anwalt ausgesagt. Der 33-JΓ€hrige sei nervΓΆs, dann aber sachlich gewesen. Man habe ihn als authentisch wahrgenommen. Β«Es gab fΓΌr uns keine erkennbaren WidersprΓΌche.Β»
Der Nebenangeklagte Γ€uΓerte sich am vierten Verhandlungstag erstmals und sagte ΓΌber die Vernehmung: Β«Ich bin ordentlich behandelt worden.Β»
Die Polizei hatte kurz nach der Tat auch den Hauptangeklagten vernommen. Der 39-JΓ€hrige sei ruhig und freundlich gewesen und habe gedankt, dass die Handfesseln nicht zu fest angezogen seien, sagte ein Ermittler. Zur Sache habe sich der Mann nicht geΓ€uΓert.
Im Prozess sagte der Hauptangeklagte, er habe zwar den Polizisten mit einem Gewehr erschossen, allerdings schilderte der Mann eine Art Notwehrlage. Die Polizistin wiederum habe sein Komplize erschossen.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Hauptangeklagten vor, vor fΓΌnf Monaten die 24 Jahre alte PolizeianwΓ€rterin und den 29 Jahre alten Polizeikommissar ermordet zu haben, um Jagdwilderei zu verdecken.
Dienstpistole leergeschossen - kein Treffer
Die Ermittler gehen von einem Schusswechsel zwischen dem Polizisten und dem Hauptangeklagten aus. Der Polizeikommissar soll dabei seine Dienstpistole leergeschossen haben β ohne den Angreifer zu treffen.
Ein Ermittler sprach am Donnerstag von insgesamt 20 SchΓΌssen: 14 aus der Polizei-Dienstpistole einerseits sowie andererseits 3 SchΓΌsse aus einer Flinte und 3 aus einem Jagdgewehr auf die beiden Polizisten. Das habe die Auswertung von Spuren am Tatort ergeben.
Die Gewalttat sorgte bundesweit fΓΌr Entsetzen. Dem Nebenangeklagten wirft die AnklagebehΓΆrde versuchte Strafvereitelung vor. Er soll zwar beim Spurenverwischen geholfen, aber nicht geschossen haben.
Die Verhandlung soll am kommenden Dienstag fortgesetzt werden.