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Parteienforscher empfiehlt Laschet an CDU-Spitze: „Keine Loslösung von Vorsitz und Kandidatur“

Der Parteienforscher rät der CDU, die Debatte über einen Kanzlerkandidaten zu beenden. Alles andere würde den neuen Vorsitzenden demontieren.

Armin Laschet (M.), Friedrich Merz (r.) und Norbert Röttgen (l.). Foto: dpa
Armin Laschet (M.), Friedrich Merz (r.) und Norbert Röttgen (l.). Foto: dpa

Die CDU diskutiert wenige Tage vor ihrem digitalen Parteitag heftig über die Frage, ob der künftige Vorsitzende unbedingt Kanzlerkandidat werden muss.

Ambitionen werden vor allem Jens Spahn nachgesagt. Für den Bonner Parteienforscher Volker Kronenberg wäre das ein „Gau, wenn sich das Kandidatenfeld in der Union jetzt noch einmal mischen würde“. Der Union drohe ein ähnlicher chaotischer Verlauf bei der Kandidatenkür wie oftmals bei der SPD.

Die Debatte würde den neuen Vorsitzenden der CDU beschädigen und sei realpolitisch weltfremd. „Würde ein Dritter Kanzlerkandidat, dann würde der Vorsitzende im Zeitraffer demontiert werden. Es kann keine Loslösung von Vorsitz und Kandidatur geben.“

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Der Politikwissenschaftler empfiehlt, nicht auf Umfragewerte zu starren, sondern die Kompetenzen der Kandidaten zum Maßstab der Wahl des Vorsitzenden zu machen. Angesichts dessen sei Armin Laschet der klare Favorit. Allerdings gebe es angesichts eines digitalen Parteitags Unwägbarkeiten.

Lesen Sie das ganze Interview:

Herr Kronenberg, die CDU diskutiert kurz vor ihrem Bundesparteitag über die Frage, ob der nächste Vorsitzende Kanzlerkandidat werden muss – oder nicht doch besser Jens Spahn. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Allein über diese Frage laut nachzudenken irritiert mich. Es wäre ein Super-Gau, wenn sich das Kandidatenfeld in der Union jetzt noch einmal mischen würde. Der Union drohte ein ähnlicher chaotischer Verlauf bei der Kandidatenkür wie oftmals bei der SPD.

Offenkundig fühlt sich Spahn stark genug.
Zustimmungswerte und Umfragewerte sind so flüchtig wie der Schnee in der Sonne. Es kommt auf andere Kompetenzen an.

Spahn tritt eigentlich im Team mit Armin Laschet auf. Schadet er Laschet nun?
Spahn muss diese gespenstische Debatte schnellstmöglich beenden. Die Doppelkandidatur war ein Coup von Laschet, der es versteht, alle Strömungen der Partei einzubeziehen.

Spahn ist sein Widersacher.
Laschet integriert auch seine Widersacher. Spahn ist jung und hat noch Zeit.

Da würde er heftig widersprechen.
Das mag sein. Ich würde ihm dennoch dringend raten, sich als Teamspieler zu beweisen.

Wie kann eine solche Debatte überhaupt aufkommen, wenn doch die eherne Regel gilt: Parteivorsitz und Kanzlerschaft gehören in eine Hand?
Die Debatte beschädigt den neuen Vorsitzenden der CDU bereits vor seiner Wahl und ist realpolitisch weltfremd. Würde ein Dritter Kanzlerkandidat, dann würde der Vorsitzende im Zeitraffer demontiert werden. Es kann keine Loslösung von Vorsitz und Kandidatur geben.

Aber CSU-Chef Söder könnte kandidieren?
Selbst ein Markus Söder wird nicht ernsthaft eine Kandidatur anstreben. Noch mal: Umfragen sind flüchtig.

Welche Kompetenzen sind gefragt, wenn es um den Vorsitz und eine Kanzlerkandidatur geht?
Unter den drei Kandidaten gibt es nur einen, der von den Kriterien her ganz klar Favorit ist: Es ist nicht der beliebteste Politiker, sondern der Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslandes. Das ist Armin Laschet. Er hat große Regierungserfahrung und steuert sein Land im Gegensatz zu anderen Ministerpräsidenten bisher sehr gut durch die Pandemie. Er muss sich auch nicht verrenken, wenn es um mögliche Koalitionen mit den Grünen oder der FDP geht.

Er steht für den Kurs von Angela Merkel.
Auch das ist ein Vorteil. Es geht um die Wählermilieus, die Merkel mit ihrem Kurs erfolgreich angesprochen hat.

Aber wünschen sich nicht etliche in der CDU Veränderung?
Natürlich steht ein Friedrich Merz für klare Kante. Auch ist er ein größeres rhetorisches Talent, das Sehnsüchte weckt. Er würde sich von Merkels Politik distanzieren. Aber ein Delegierter auf einem Parteitag muss darauf achten, wie die Wahlchancen der Partei sind. Olaf Scholz von der SPD würde sich über einen Gegenspieler Merz freuen.

Euphorie entfacht offenkundig keiner der Kandidaten. Ist das ein Manko?
Nun ja, Angela Merkel war nun auch nicht die Vorsitzende, die inhaltlich und rhetorisch die CDU-Anhänger von den Sesseln gerissen hat. Jeder entwickelt sich und reift im Amt. So wurde Merkel zur unumstrittenen Nummer eins. Das traue ich auch jedem Kandidaten zu.

Wie würden Sie den inneren Zustand der CDU beschreiben?
Die CDU bewährt sich dank Angela Merkel als Fels in der Brandung während der Pandemie. Die Menschen vertrauen der Kanzlerin. Dies überstrahlt das Machtvakuum in der Partei. Auch der neue Vorsitzende wird die ungeklärte Führungsfrage nicht sofort auflösen können. Insofern bleibt die Unruhe bis nach der Bundestagswahl bestehen.

Sind die Umbruchzeiten normal, so wie sie auch bei Kohl und Adenauer für die CDU waren?
Ich kann mit Sorgen wie denen der amtierenden Vorsitzenden, es gebe einen ruinösen Wettbewerb, nichts anfangen. Der Wettbewerb gehört dazu, die Charaktere und die Angebote ebenso. Ein Unterschied zu früheren Zeiten ist sicher, dass die internationalen Rahmenbedingungen extrem fordernd sind. Die Welt ist aus den Fugen, entsprechend groß sind die Herausforderungen und Anforderungen an den neuen Vorsitzenden der CDU. Umso wichtiger ist Kontinuität.

Die Delegierten werden bei ihrer Wahl zu Hause „auf der Couch sitzen und Popcorn essen“, wie es scherzhaft heißt. Was bedeutet es, so eine wichtige Wahl digital und nicht vor Ort mit all seinen Begegnungen und Gesprächen am Rande durchzuführen?
Der Umstand, dass die Delegierten sich nicht treffen, macht den ganzen Parteitag ein Stück weit unberechenbar. Das Abstimmungsverhalten, allein vorm Bildschirm sitzend, könnte Gedanken produzieren wie: Eigentlich müsste ich ja, aber jetzt traue ich mich mal. Insofern haben Laschet, Merz und auch Norbert Röttgen eine Chance.