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„Panikartiges Verkaufen führt zu Verlust“: Diese häufigen Fehler solltet ihr beim Anlegen vermeiden, sagt Aktien-Expertin Sandra Klug

Sandra Klug arbeitet als Anlage-Expertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg
Sandra Klug arbeitet als Anlage-Expertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg

Sein Geld in Aktien anzulegen ist aktuell so in Mode, wie lange nicht mehr. Wegen niedriger Zinsen und selbsterklärenden Trading-Apps befassen sich immer mehr Menschen mit der Frage: Wie kann ich mein Geld in Aktien und ETFs anlegen?

Das beobachtet auch Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg, die dort für die Themen Geldanlage und Altersvorsorge zuständig ist. „Die Bereitschaft der Menschen, sich mit dem Thema Aktien auseinanderzusetzen, hat über die vergangenen Jahre deutlich zugenommen“, sagt Klug im Gespräch mit Business Insider. Früher seien viele Menschen zu ihr gekommen und sagten ganz klar, dass sie nur ein Bank-Produkt haben wollten, jetzt sei es aber nicht mehr so: „Da ist es doch zu einem Umdenken gekommen.“

Entscheidet ihr euch, Geld an der Börse anzulegen, gibt es verschiedene Dinge, die ihr beachten solltet. Klug warnt vor allem, ohne grundlegendes Verständnis von der Börse in Aktien zu investieren: „Der klassische Fehler ist es, wenn Menschen nicht aus Überzeugung in Fonds anlegen, sondern Freunde, Familie oder Nachbarn gesagt haben, dass sie das jetzt machen müssen“, sagt die Anlage-Expertin. Die Anleger hätten damit beispielsweise nicht verinnerlicht, dass „panikartiges Verkaufen definitiv zu Verlust führen kann.“

„Einzelaktien als Altersvorsorge zu nutzen, kann höchst gefährlich sein“

Viele Verbraucher hätten dann schlechte Erfahrungen gemacht und Klug in ihren Beratungen gesagt, dass sie ihr Geld deswegen nicht mehr an der Börse anlegen möchten. Und genau das hätte vermieden werden können, wenn man sich damit auseinandergesetzt und sich informiert hätte, dass „Kursrutsche auch mal ausgehalten werden sollten.“ Weiß man das nicht, kann das dazu führen, dass aus „der Angst heraus nach einem Kursrutsch verkauft und Verluste realisiert werden“, sagt Klug. Bedeutet: Wenn ihr in Aktien oder ETFs investieren wollt, müsst ihr euch im Klaren sein, dass dies eine langfristige Investition ist und kurzfristige Crashs euren Vermögensaufbau auf Dauer nicht gefährden.

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Sogar das Gegenteil ist der Fall: „Wenn man anfängt und einen breit aufgestellten ETF nimmt, dann würde ich grundsätzlich sagen, dass bei einem Kursfall eigentlich der Reflex „Ich möchte nachkaufen“ eintreten müsste“, sagt Klug. Aber viele denken, dass sie „schnell verkaufen müssen, damit es nicht noch schlimmer wird.“ Laut Klug sei das „einfach nicht richtig.“

Gerade bei Anfängern und jüngeren Anlegern würde sie „definitiv davon abraten in Einzelaktien zu investieren.“ Für den Anleger, der sich nicht „allzu viel“ um sein Depot kümmern möchte, ist ein breit aufgestellter ETF die „perfekte Lösung“. Dazu zählt beispielsweise der MSCI World, ein ETF, welcher 1600 Unternehmen aus den 23 führenden Industrienationen abbildet. „Wer noch mehr machen möchte, kann das tun. Aber Einzelaktien als Altersvorsorge zu nutzen, kann höchst gefährlich sein“, warnt die Hamburger Verbraucherschützerin.

„Statistisch betrachtet trifft die Berufsunfähigkeit jeden Vierten“

Klug rät, erstmal mit 50 Euro pro Monat anzufangen und zu schauen, wie das so machbar ist: „Wenn man merkt, dass der Prozess super funktioniert, man alles versteht und noch Geld übrig ist, kann auch mehr investiert werden.“

Aber die Börsen-Kennerin würde nicht jedem empfehlen in einen ETF zu investieren: „Wenn jemand ganz sicher ist, dass er in fünf Jahren eine Baufinanzierung plant, dann würde ich nicht empfehlen, jetzt die gesamte Sparrate in einen ETF einzuzahlen. Dann würde ich raten, dass Geld möglichst sicher auf einem Konto zu lassen. Was die Börse in den nächsten fünf Jahren macht, wissen wir alle nicht. Und sinnvoll in einen ETF zu investieren, funktioniert nur langfristig.“

Doch bevor junge Menschen überhaupt anfangen, sich um ihre Altersvorsorge zu kümmern, empfiehlt Klug, als Erstes zu schauen, ob „alle existenziell bedrohlichen“ Risiken abgesichert wurden. „Das erste ist, dass man eine private Haftpflichtversicherung definitiv braucht. Zudem sollte man sich mit dem Thema Berufsunfähigkeitsversicherung auseinanderzusetzen. Im besten Fall schließt man eine ab. Erst dann sollte man schauen, was man für die Altersvorsorge macht.“

Die typischste Frage von Mitte Zwanzig-Jährigen, die die Verbraucherschützer oft gestellt bekommt, ist: „Brauche ich die Berufsunfähigkeitsversicherung wirklich? Ich bin doch nur Schreibtischtäter.“ Klug: „Das höre ich ganz häufig. Wir sind der Auffassung: Ja. Da nutzt keine super Altersvorsorge mehr, wenn man mit 40 berufsunfähig ist und sein Kapital verzehren muss.“ Staatliche Unterstützung auf „unterstem Niveau“ gebe es nur, wenn man „kein Einkommen, kein Vermögen hat und niemand für einen aufkommen muss.“ Dann könnte auch eine Immobilienfinanzierung platzen, warnt die Expertin. „Statistisch betrachtet trifft die Berufsunfähigkeit jeden Vierten. Und dazu gehören auch junge Akademiker.“

Bank-Mitarbeitern müsste man mit „gesunder Skepsis“ Fragen stellen

Und als zweithäufigste Frage kommt schon die ETF-Frage, berichtet die Aktien-Kennerin. Dabei versuchen Klug und ihre Kollegen und Kolleginnen „junge Menschen zu sensibilisieren, nicht auf Hypes aufzuspringen beziehungsweise sich klarzumachen, dass das nur mit Geld geht, das man problemlos verschmerzen könnte. Nach dem Motto: Ihr könnt zocken, aber nur mit Spielgeld.“

Vor allem warnt Klug vor der Unwissenheit vieler junger Menschen über die Finanzthemen und den Umgang mit dem eigenen Geld: „Was wir häufig erleben ist, dass es sehr viele junge Menschen gibt, die wie ihre Eltern und Großeltern, zur Bank um die Ecke laufen und unreflektiert dort Verträge abschließen. Da wird ein Vertrauensbonus gewährt und kritischen Fragen fehlen.“

Klug glaubt, dass junge Menschen in die Lage versetzt werden müssen, mit „gesunder Skepsis Fragen zu stellen“. Aber sie würden „oftmals gar nicht, wissen, welche Fragen sie stellen müssen“, erklärt die Expertin. „Sie denken, dass sie beraten werden. Aber bei den Banken wird niemand beraten, das sind Verkaufsgespräche. Banken beraten nicht, sie verkaufen. Das ist den Menschen auch gar nicht klar.“

Um diese Wissenslücke zu schließen, würde Klug es richtig finden, wenn man schon früh damit anfängt, sich mit Geld-Themen auseinanderzusetzen: „Es wäre schon sehr schön, wenn in der Schule mehr für finanzielle Bildung gesorgt wird.“