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Optimismus zu Jahresbeginn? Fehlanzeige: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Jana Randow über eine Wirtschaft im Krebsgang. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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Zerronnene Zeit

Am Anfang eines Jahres schaut man gerne optimistisch in die Zukunft. Die deutsche Wirtschaft liefert dafür dieser Tage jedoch wenig Grund. Die Industrieproduktion ist im November den sechsten Monat in Folge geschrumpft und liegt damit knapp vier Jahre nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie mehr als 9% niedriger als davor. Den Auftragseinggang kann man bestenfalls als verhalten bezeichnen, und der Einzelhandel leidet nach wie vor unter erhöhter Inflation.

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Und so besteht wenig Zweifel, dass die Statistiker am nächsten Montag offiziell machen werden, was Volkswirte seit langem prognostizieren: Dass die deutsche Wirtschaft im letzten Jahr geschrumpft ist, und dass ein erneuter Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal das Land in eine technische Rezession getrieben hat.

“Neues Jahr, neues Glück”, könnte man nun meinen — einzig, die Herausforderungen haben in den letzten Wochen eher zu- als abgenommen. Der Sparzwang wegen der Schuldenbremse weckt Unsicherheiten und Proteste, weitreichende Streiks drohen den Bahnverkehr über Tage lahmzulegen — eine Einigung ist nicht in Sicht — und Angriffe auf Containerschiffe im Roten Meer schüren Ängste vor Lieferkettenproblemen und neuerlichen Inflationsrisiken.

Und so wirkt die Prognose der Bundesbank, die im letzten Monat ein Wachstum von 0,4% für 2024 in Aussicht stellte, Anfang Januar schon wieder reichlich optimistisch. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung rechnet sogar mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3%, und damit auf das Niveau von 2019. Deutschland hätte damit ein verlorenes halbes Jahrzehnt erlebt.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl und Verena Sepp: Kaufrausch in der Apotheke, ... und zum Dritten, 10-Billionen-Dollar Risiko, Airbus gibt Schub, und 50 Chancen im neuen Jahr.

Kaufrausch in der Apotheke

Im Zuge der Neuausrichtung der Medikamentenpipeline erwägt Bayer Übernahmen in einer Größenordnung von 1 bis 5 Milliarden Euro. Es sei möglich, “einen gewissen Spielraum in Bezug auf die Kapitalallokation zu schaffen”, erklärte Pharmachef Stefan Oelrich im Interview. “Aber vorher müssen wir die richtige Gelegenheit identifizieren”. Bayer-Aktien stiegen in Frankfurt um bis zu 1,4%. Gestern hatten die Leverkusener mitgeteilt, dass ein experimentelles Präparat — Elinzanetant — in zwei Studien erfolgreich Hitzewallungen und andere mit den Wechseljahren verbundene Störungen gelindert habe. Das ebnet den Weg für ein Medikament, das für Milliarden von Frauen eine Alternative zur Einnahme von Hormonen und für Bayer ein Blockbuster werden könnte. In der Schweiz steht Novartis Medienberichten zufolge kurz vor dem Kauf des US-Biotech-Unternehmens Cytokinetics, das Therapien für Menschen mit nachlassender Muskelfunktion entwickelt. Der Deal könnte ein Volumen von über 10 Milliarden Dollar haben. Der Basler Pharmariese hat 2023 nach eigenen Angaben mehr als 15 Deals mit einem Gesamtvolumen von mehr als 6 Milliarden Dollar unterzeichnet und sich jüngst Calypso Biotech einverleibt.

... und zum Dritten

Wie es bereits die Pleitegeier von den Dächern gekräht haben, ist nun auch Signas Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof insolvent — zum dritten Mal, seit René Benko die beiden Traditionsketten kaufte und miteinander verschmolz. Ein Hauptgrund dürfte diesmal sein, dass im Rahmen der letzten Insolvenz Kapitalspritzen der Signa Holding versprochen wurden, die jetzt wohl eher nicht mehr fließen dürften. Glück im Unglück könnte für Signa allerdings sein, dass sie nun auf den Eigentümer (und an einigen Standorten immer noch Vermieter) keine Rücksicht mehr nehmen muss. Prognosen, nach denen sich der Immobilienmarkt langsam erholt, erklären unterdessen, warum Signa das Verfahren möglichst in die Länge ziehen will. Immer neue Einzelheiten werden zu den Gläubigern der Signa bekannt — etwa zur Deutschen Pfandbriefbank, aber auch zum Süßigkeitenhersteller Haribo, bei dem die Signa-Sports-Tochter Wiggle laut The Times noch mit 20.000 Pfund in der Kreide steht. Der Fahrrad-Versandhändler steckte gerne als Aufmerksamkeit kleine Gummibärchen-Tütchen in seine Pakete.

10-Billionen-Dollar Risiko

Ein Krieg um Taiwan würde so hohen menschlichen wie wirtschaftlichen Schaden anrichten, dass selbst jene, die mit der Gesamtsituation unzufrieden sind, das Risiko wohl kaum eingehen werden. Bloomberg Economics beziffert die wirtschaftlichen Kosten auf rund 10 Billionen Dollar, was etwa 10% der weltweiten Wirtschaftsleistung entspricht — weit mehr als der Krieg in der Ukraine, die Covid-Pandemie oder die globale Finanzkrise. Die Annahmen der Modellrechnung werden hier dargelegt. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist — Chinas wachsendes wirtschaftliches und militärisches Gewicht, Taiwans aufkeimendes Nationalgefühl, und die zerrütteten Beziehungen zwischen Peking und Washington führen insgesamt dazu, dass das Risiko da ist. Damit sind auch die Wahlen in Taiwan am 13. Januar ein potenzieller Krisenherd. Und zuletzt zeigten der russische Angriff auf die Ukraine und jener der Hamas auf Israel, wie schnell lange vor sich hin köchelnde Konflikte plötzlich eskalieren können.

Airbus gibt Schub

Zum Glück wurden aus der Boeing 737 Max 9 der Alaska Airlines auf dem Flug 1282 keine Passagiere herausgesaugt, als sich eine Notausstiegstür aus Versehen löste, sondern nur ein Hemd, ein Teddybär, zwei Smartphones (und wer weiß was sonst noch). Ein guter Tag war es für den Flugzeugbauer aus Arlington, Virginia, trotzdem nicht, da Airlines auf der ganzen Welt das Modell mit Rücksicht auf die Fluggäste zunächst am Boden hielten. Airbus hingegen hat gerade einen Lauf, der Aktienkurs erreichte heute zur Eröffnung ein Rekordhoch. Delta steht kurz davor, Dutzende von Airbus-Großraumflugzeugen zu bestellen, darunter weitere A350-1000, berichtet Reuters unter Berufung auf ungenannte Branchenquellen. Das Geschäft könnte am Freitag bekannt gegeben werden. EVA Air hat einen Festauftrag über 18 A350-1000 und 15 A321neo finalisiert, wie der Hersteller heute mitteilte. Übrigens: eines der freifliegenden Smartphones, ein iPhone der neuen Apple-Generation, überlebte den Sturz aus der Boeing aus fast fünf Kilometern Höhe funktionsfähig. Es landete intakt, entsperrt und mit mehreren Stunden verbleibender Akkulaufzeit am Straßenrand in Portland im US-Bundesstaat Oregon.

50 Chancen im neuen Jahr

Neues Jahr, neues Glück — und altbekannte Herausforderungen. Sich als Unternehmen zwischen KI, Klimawandel, Inflation, Zinswende, Krieg, E-Mobilität und Chinas schwächelnder Konjunktur zu behaupten, erscheint beinahe utopisch. Umso genauer hat Bloomberg Intelligence bei seiner Analyse von 2.000 Unternehmen aus unterschiedlichsten Bereichen hingesehen und 50 Werte auserkoren, die 2024 interessant werden könnten. Die BI-Analysten suchten insbesondere nach vielversprechenden Veränderungen in der Führungsriege, Übernahmen oder Veräußerungen sowie Plänen für neue Produkte. Neben Innovationsschmieden wie Alphabet, BYD und Adyen tauchen auch zwei hiesige Werte in der Liste auf: Weil viele Unternehmen versuchen, die Kosten für ihre Rechenzentren zu senken, könnte der Auftragseingang im Cloud-Geschäft von SAP um mindestens 20% in diesem Jahr steigen. Wenn es Sika, dem weltweit führenden Hersteller von Chemikalien für die Bauindustrie gelingt, den im Mai übernommenen deutschen Konkurrenten MBCC erfolgreich zu integrieren, könnte er die Erwartungen in diesem Jahr übertreffen, heißt es bei BI weiter. Neugierig geworden? Hier die restlichen Titel.

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