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Obama sieht Mandelas Erbe bedroht

Auf das Leben nach seiner Präsidentschaft hatte sich Barack Obama schon zu Amtszeiten stets ganz besonders gefreut. Dann könne er endlich ohne großes Sicherheitsaufgebot um die Welt reisen, sagte der erste schwarze US-Präsident anlässlich seiner ersten Rede vor drei Jahren vor der Afrikanischen Union (AU) im äthiopischen Addis Abeba. „Und dann kann ich Afrika auch endlich häufiger besuchen.“

Dennoch hat er sich selbst nach dem Ausscheiden aus dem Amt nun noch einmal mal 18 Monate Zeit gelassen, ehe er jetzt wieder nach Afrika gekommen ist. Nach einer Stippvisite in Kenia, dem Heimatland seines früh verstorbenen Vaters, wo Obama am Montag ein Sport- und Ausbildungszentrum für Jugendliche eröffnete, stand am Dienstagnachmittag das Highlight seiner Afrikatour auf dem Programm.

Im Cricket-Stadion von Johannesburg hielt Obama seine vielleicht größte Rede seitdem er nicht mehr Präsident ist – und zwar ausgerechnet für sein großes politisches Vorbild wie er stets betont hat: die Freiheitsikone Nelson Mandela, die morgen 100 Jahre alt geworden wäre.

„Ringen um die Herzen der Menschen“

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Zu Beginn seiner Rede malte der frühere US-Präsident mit dem ihm eigenen Pathos dabei ein eher trübes Bild einer Weltordnung, die hinter ihren großen Versprechen zurückgeblieben sei. Dies wäre auch der Grund dafür, warum die Welt zuletzt zunehmend brutaler und gefährlicher geworden sei. Gerade zu Mandelas Geburtstag stünde man nun an einem Scheideweg – einem Augenblick, in dem „zwei unterschiedliche Visionen um die Herzen der Menschen ringen und zwar darüber, wer wir sind und wer wir sein sollten – und wie wir uns dieser Herausforderung stellten.“

Mandela habe seinerseits mutig das Narrativ der Liebe und Versöhnung gewählt; er habe einen großen Kampf gekämpft, um die Apartheid zu besiegen. Durch seine Opferbereitschaft und entschlossene Führung aber mehr noch durch sein moralisches Vorbild hätte er das universelle Streben nach Freiheit verkörpert.

„Mandelas Licht hat selbst aus seiner kleinen Gefängniszelle auf der Sträflingsinsel Robben Island so hell geleuchtet, dass er in den späten 1970er-Jahren einen jungen Collegestudenten auf der anderen Seite der Welt inspirieren konnte, seine Ziele und Prioritäten zu überdenken“, sagte Obama zu starkem Applaus der Zuhörer.

Bedrohung von Mandelas Erbe

Später sprach der ehemalige US-Präsident auch noch über Afrikas Geschichte der „Minderwertigkeit der schwarzen Rasse und der Gleichgültigkeit gegenüber der schwarzen Kultur“. Und er erwähnte die Bedrohung, der Mandelas Erbe weltweit ausgesetzt sei.

In Südafrika werde sein Vermächtnis wegen der geringen wirtschaftlichen Verbesserungen im Leben der schwarzen Mehrheit zunehmend hinterfragt. Dies läge vor allem daran, dass sich die bereits hohe Ungleichheit seit dem Ende der Apartheid dort noch verstärkt habe, vor allem unter den Schwarzen selbst.

Die Korruption habe überall am Kap Metastasen gebildet und die Wirtschaft sei darüber in den letzten Jahren zum Erliegen gekommen – ein Verweis Obamas auf die desaströsen neun Jahre unter dem im Februar vorzeitig abgelösten Präsidenten Jacob Zuma. Gerade die Kritik an der unverfrorenen Selbstbereicherung des ANC stieß unter den 14.000 Zuschauern auf besonders große Resonanz.

Dass sich die beiden mächtigsten schwarzen Männer der Welt nach einem frühen Treffen noch vor Obamas Präsidentschaft am Ende nie mehr persönlich gesehen haben, hat sich Obama selbst zuzuschreiben. Viele Südafrikaner nehmen es ihm bis heute übel, dass er erst zu Beginn seiner zweiten Amtszeit im Juni 2013 ins Land kam – zu einer Zeit, als Mandela bereits im Sterben lag. Übel genommen haben viele Obama dies vor allem deshalb, weil er sich zuvor immer wieder vollmundig zu seinen afrikanischen Wurzeln bekannt hatte.

Dabei hatten sich viele Afrikaner von Obama gerade dank seiner Herkunft ein weit größeres Engagement für den Heimatkontinent seines kenianischen Vaters versprochen. Nicht wenige hegten dabei die naive Vorstellung, dass Obama ein ihnen wohlgesonnener reicher Onkel aus Amerika sei, der über Afrika sein Füllhorn ausschütten werde.

Doch genau das Gegenteil war am Ende der Fall. „Sogar George W. Bush hat mehr Geld in Afrika gesteckt und war öfter dort“, konstatiert Greg Mills von der Johannesburger Brenthurst Foundation. Selbst der von Obama zum Ende seiner Amtszeit vorgestellte Investitionsplan für Afrika in Höhe von sieben Milliarden Dollar zur Stabilisierung der Energieversorgung auf dem Kontinent konnte dieses Bild nicht mehr entscheidend korrigieren. Derzeit haben mehr als zwei Drittel der Menschen im Afrika südlich der Sahara keinen Strom.

Andererseits tat der US-Präsident auch gut daran, die hohen Erwartungen an seine Person frühzeitig zu dämpfen – und die Afrikaner daran zu erinnern, dass sie allein die Zukunft ihres Kontinents in den Händen hielten. Anders als viele andere westliche Politiker und Rockstars, die Afrikas Genesung an die Vergabe immer neuer Hilfsgelder knüpfen, ortete Obama das Grundübel des Kontinents von Beginn an woanders: in seinen korrupten, machthungrigen Eliten.

Appell an die Selbstständigkeit

Erfrischend deutlich hatte er im Verlauf seiner Amtszeit deshalb auch immer wieder die schlechte Regierungsführung in Afrika kritisiert und die fehlende Bereitschaft seiner Menschen, mehr Verantwortung für das eigene Schicksal zu übernehmen. Obamas selbstbewusste Ansprache bedeutet jedenfalls nichts anderes, als dass sich der schwarze Kontinent selbstständig verändern müsse.

Die immer wieder von Afrikas Führern ins Feld geführte koloniale Vergangenheit wollte Obama nie als einfache Ausrede gelten lassen. Gerade hier, so betonte er am Dienstag, sei Mandela ebenfalls einzigartig gewesen. Im Gegensatz zu fast allen anderen afrikanischen Gründervätern sei er nach nur einer Amtszeit zurückgetreten – und habe damit ein Beispiel gesetzt, dass er in Afrika bis heute zu den großen Ausnahmen zähle.