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Notenbanker stochern im Datennebel: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Alexander Weber über komplexe Entscheidungsgrundlagen. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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Gemischter Datensalat

In dieser Woche werden Notenbanker und andere Interessierte mit Daten zur europäischen Wirtschaft geradezu überschüttet. Gestern ging es um das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal. Das Ergebnis: Stagnation in der Eurozone, Rezession nur knapp vermieden. Deutschland war die erwartete Schwachstelle, Spanien und Italien erholten sich. Das war zusammengenommen zwar schwächer als noch im Dezember von der Europäischen Zentralbank prognostiziert. Ein echter Konjunktureinbruch sieht aber anders aus, so dass diese Zahlen allein keinen großen Einfluss auf den Kurs der Währungshüter haben dürften.

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Damit rückt die Januar-Inflation in den Fokus, zu der ebenfalls die Daten eintrudeln. Doch auch hier zeigt sich ein uneinheitliches Bild. In Spanien blieb der Preisauftrieb stärker als erwartet, während in Frankreich das Gegenteil der Fall war. Die deutschen Zahlen werden um 14:00 Uhr veröffentlicht, die Zahlen für die Eurozone folgen morgen. Für den gesamten Euroraum wird ein Rückgang der Inflationsrate auf 2,7% erwartet, nach 2,9% im Dezember. Allerdings ist die Unsicherheit aufgrund der zahlreichen Umstellungen zu Jahresbeginn höher als sonst.

So bleibt der EZB nicht viel anderes übrig, als in ihrer vielbeschworenen Datenabhängigkeit zu verharren und abzuwarten, bis sich der Nebel weiter lichtet. Das bestätigte am Dienstag auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel. “Wir werden uns auf die Daten konzentrieren, die demnächst eintreffen”, sagte er. “Ich unterstütze die Mitteilung nach der letzten Sitzung voll und ganz — dass wir von Sitzung zu Sitzung vorgehen, die Situation analysieren und dann entscheiden werden.”

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell, Stephan Kahl und Verena Sepp: Novartis enttäuscht, Klimagas unter dem Meer, IPOs in Sicht, KI liefert nicht, und das schöne Geld.

Novartis enttäuscht

Novartis hat vorwärts blickend das Schaufenster hübsch dekoriert: Der Gewinn soll in diesem Jahr im hohen einstelligen Prozentbereich wachsen, der Umsatz dank starker Nachfrage nach Medikamenten gegen Schuppenflechte, Multiple Sklerose und Brustkrebs im mittleren einstelligen Prozentbereich. Weil aber der Gewinn je Aktie im Schlussquartal mit 1,53 Dollar unter den Schätzungen von 1,66 Dollar lag, brach der Basler Pharmakonzern an der Börse dennoch um bis zu 5,3% ein — der stärkste untertägige Absturz seit fast zwei Jahren. Der Umsatz mit dem Prostatakrebsmedikament Pluvicto blieb wegen Lieferengpässen unter den Erwartungen, gleichzeitig stiegen die Forschungsausgaben. Immerhin hält BI den Ausblick für konservativ. Ein fettes Plus erwartet Novo Nordisk für dieses Jahr. Der Adipositas-Kassenschlager Wegovy soll seinen Siegeszug auf der ganzen Welt fortsetzen und 26% mehr Umsatz sowie bis zu 29% mehr Gewinn in die Kassen spülen. Die Aktien stiegen im frühen Handel um 4,1%, was den Novo-Marktwert über 500 Milliarden Dollar katapultierte. Außer LVMH hat das noch kein europäisches Unternehmen geschafft.

Klimagas unter dem Meer

Nur ein Dutzend Lagertanks auf der Nordseeinsel Blomoyna machen ein 2,6 Milliarden-Dollar-Projekt der norwegischen Regierung sichtbar. Der Plan: CO2-Abfall unter dem Meer verschwinden zu lassen. Als Europas größter Umweltsünder zählt auch Deutschland inzwischen zu den Unterstützern — aber nur, wenn die Anlage für Sektoren wie Zement und Düngemittel, und nicht für die Verbrennung von mehr Öl und Gas genutzt wird. Die EU bejaht einen breiteren Einsatz. Um die 2050er-Ziele zu erreichen, müssten jährlich bis zu 450 Millionen Tonnen CO2 abgeschieden werden. Realistisch sind diese Pläne wegen Kosten- und Machbarkeitsproblemen bis dato nicht. Dies macht das Projekt zu einem wichtigen Testfall, der den Weg für einen neuen internationalen Handel mit Industrieemissionen ebnen könnte. Die ersten Einleitungen könnten bereits 2025 beginnen, Heidelberg Materials darf an erster Stelle Emissionen durch das Longship-Netz schicken. Das heißt, wenn der Schadstoff sauber aufgefangen, legal über ein noch nicht getestetes Netz transportiert und zuverlässig in großem Umfang gespeichert werden kann. Das sind viele Wenns.

IPOs in Sicht

Für Börsengänge war es zuletzt nicht einfach. Ausgebremst von steigenden Zinsen und geopolitischen Unsicherheiten war 2023 das schwächste Jahr für IPOs seit über einem Jahrzehnt, zeigen Bloomberg-Daten. Das könnte sich auf absehbare Zeit ändern. Nazim Cetin, Chef des Allianz-Wagniskapitalgebers Allianz X, glaubt dabei, dass der IPO-Markt zuerst in den USA wieder an Fahrt gewinnen wird. Dort sei der Kapitalmarkt tiefer und größer, erklärte er in einem Gespräch mit Bloomberg News. Damit könnten sich auch für Allianz X, das Minderheitsbeteiligungen an 26 jungen Firmen auf beiden Seiten des Atlantiks hält, Chancen ergeben, um Gewinne einzustreichen. “Ich gehe davon aus, dass wir Ende des laufenden Jahres oder im nächsten Jahr weitere Früchte unserer Arbeit ernten werden”, sagt Cetin, ohne jedoch konkrete Namen zu nennen. Im Portfolio von Allianz X finden sich viele prominente Firmen, darunter der digitale Versicherungsmakler Clark, die Neobank N26 und der Digitalversicherer Next Insurance. Das eine oder andere Portfolio-Unternehmen ist einem IPO sicher nicht abgeneigt. N26 beispielsweise hatte in der Vergangenheit bereits Vorbereitungen für einen Börsengang getroffen.

KI liefert nicht

Microsoft, Google und AMD — drei Unternehmen, die wie kaum ein anderes daran arbeiten, künstliche Intelligenz in ihre Produkte zu integrieren — müssen nun feststellen, dass die Erwartungen der Anleger an diese Technologie kaum zu erfüllen sind. Die Aktien der Tech-Giganten rutschten am Dienstag im späten Handel ab, nachdem sie ihre Ergebnisse für das Schlussquartal 2023 und ihre Prognosen für das laufende Quartal vorgelegt hatten. Anleger hatten die Aktien der Unternehmen in den letzten Wochen auf Rekordhöhen getrieben, weil sie darauf wetteten, dass der KI-Boom schnell gute Zahlen zeitigen würde. Was sie am Dienstag hörten, reichte dafür nicht aus. “Wir sehen nicht wirklich viele direkte Auswirkungen auf die Gewinne von Meta, Alphabet oder sogar Microsoft — sie sind sehr, sehr gering”, sagte Dan Morgan von Synovus Trust. Dabei hat die KI-Phantasie zu einer gefährlichen Konzentration an den US-Börsen beigetragen, wie die quantitativen Strategen von JPMorgan feststellten. Im Pharmabereich bringt KI Geschwindigkeit in die Arzneimittelentwicklung, aber noch keinen klinischen Erfolg. Es ist keineswegs sicher, dass KI-entwickelte Medikamente den Patienten besser helfen als von Menschen entwickelte.

Das schöne Geld

Fünfundfünzigtausend Millionen Dollar sind zuviel! Eine Richterin in Delaware hat das Vergütungspaket von Tesla-Chef Elon Musk für ungültig erklärt, nachdem ein Aktionär Anstoß genommen und geklagt hatte. Das Paket aus dem Jahr 2018 und seine Performance-Kriterien seien nicht angemessen offengelegt worden, hieß es. Zudem habe es Interessenkonflikte gegeben. Ohne die umstrittenen Aktienoptionen im Wert von reichlich 50 Milliarden Dollar würde das Vermögen Musks auf 154 Milliarden schrumpfen und seine Position als reichster Mensch der Welt wäre dahin. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte er das Urteil anfechten. Derweil drängt er das “großartige” Tesla-Board bereits zu einem weiteren massiven Optionspaket. Musks Argument: Ohne ein Viertel der Stimmrechte würde er seine KI- und Robotik-Ambitionen statt bei Tesla lieber anderswo ausleben.

Was sonst noch so passiert ist

  • UBS speckt ab

  • Union Investment verkauft

  • Cum-Ex-Anwalt verknackt

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