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„Aber niemand hat einen Besen“

Nach dem Wintereinbruch beklagen Güterbahnen „ein organisatorisches Versagen“ des Infrastrukturbetreibers DB Netz. Mitunter wurden Weichenheizungen einfach abgeklemmt. Dass es besser geht, zeigten zwei Länder in Europa.

Eine Schneeschleuder der Deutschen Bahn befreit die Zugstrecke Braunschweig - Wolfenbüttel von Schneemassen. Foto: dpa
Eine Schneeschleuder der Deutschen Bahn befreit die Zugstrecke Braunschweig - Wolfenbüttel von Schneemassen. Foto: dpa

Die Deutsche Bahn hatte ihre Schneestrategie schon vorzeitig angepasst. Im Fernverkehr etwa ließ der Konzern die ICE-Züge vorsorglich im Depot, um vom angekündigten Wintereinbruch nicht überrascht zu werden und Züge auf der Strecke evakuieren zu müssen. Die Kältetaktik ist nachvollziehbar und ging im Personenverkehr auf – sagt aber kaum etwas über die Schneeleistung des Netzbetreibers.

Die DB Netz AG soll dafür sorgen, dass der Verkehr auf der Schiene bei jedem Wetter möglichst reibungslos funktioniert – auch bei Kälte, Wind und Schnee. Doch einige Eisenbahnen äußern nun erhebliche Zweifel, dass DB Netz noch Herr der Lage ist. Zumindest beim Wintereinbruch vor wenigen Tagen habe die Bahntochter teilweise versagt.

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Vor allem die Güterbahnen litten offenbar stärker als befürchtet unter dem Schneechaos der letzten Tage. Das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE), ein Verband, der private Güterbahnen vertritt, spricht in einem Brief an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) vom „organisatorischen Versagen“ bei DB Netz. „Viele Länder im europäischen Umfeld zeigen, dass der bei Eis und Glätte grundsätzlich besonders sichere Schienenverkehr auch unter deutlich extremeren Wetterbedingungen betrieben werden kann.“

Der WirtschaftsWoche liegen einige Beschwerden vor, die verschiedene Güterbahnen untereinander geteilt oder gegenüber dem Netzbetreiber der Deutschen Bahn kommuniziert haben. So seien etwa „diverse Weichenheizungen außer Betrieb“ gewesen, heißt es bei einer Güterbahn, konkret in den Güterbahnhöfen in Fulda und Göttingen. An verschiedenen Stellen seien außerdem „die Weichenheizungen abgeklemmt“ worden.

Auch sonst macht DB Netz gegenüber den Güterbahnen offenbar einen wenig überzeugenden Eindruck. Es seien „viel zu wenig Kräfte zum Weichenfreifegen“ vor Ort gewesen, heißt es etwa bei einer Güterbahn in Leipzig. Dort sei es sogar vorgekommen, dass Räumtrupps herbeigeholt wurden, „aber niemand hat einen Besen“. Vor allem in der Netzregion Südost seien „Brenner und anderes Gerät nur ungenügend vorhanden“ gewesen.

Auch bei der Kommunikation haperte es scheinbar gewaltig. Der Arbeitsstab Infrastruktur sei stundenlang „nicht erreichbar“ gewesen. Schneepflüge hätten zwar mit Loks einsatzbereit vor Ort gestanden, konnten aber „nicht loslegen, weil geprüftes Schneepflugbedienpersonal fehlt“. Im Großraum Hannover seien darüber hinaus Loks für Spurfahrten bei privaten Eisenbahnunternehmen angefragt und wieder abgesagt worden. Als man sich dann doch über einen Preis einigte und die Lok zur Verfügung stand, fehlte das Einsatzpersonal. Einige Strecken auf dem Nebenfernnetz seien tagelang überhaupt nicht befahrbar gewesen.

Die Deutsche Bahn räumt ein, dass auch am Tag fünf nach dem Wintereinbruch nicht alle Strecken frei lagen. Tausende DB-Mitarbeiter hätten aber „rund um die Uhr“ gearbeitet, um den Fahrgästen und Unternehmen wieder einen verlässlichen und stabilen Bahnverkehr anzubieten. Mehr als 22.000 Mal seien Schneeräumkräfte ausgerückt, um Bahnhöfe schnee- und eisfrei zu machen. Rund 95 Prozent des Streckennetzes seien am Donnerstag wieder befahrbar gewesen – „allerdings häufig mit Einschränkungen und teils hohen Verspätungen“. Schnee, vereiste Oberleitungen und Temperaturen bis zu minus 26 Grad Celsius erschwerten weiterhin den Räum- und Reparaturtrupps die Arbeit. Es käme weiterhin zu großen Einschränkungen im Harz-Weser-Netz und in Thüringen.

Zahlreiche Güterbahnzüge standen daher auch am fünften Tag nach dem Wintereinbruch weiterhin auf der Strecke. Das NEE twitterte dazu: „Danke an alle Einsatzkräfte, nicht aber ans Top-Management.“ Die Einsatzkapazitäten reichten nicht. „Deutschland braucht Einsatzpläne, Personal und Technik, wie sie in der Schweiz, Schweden oder Russland existieren!“

Mehr zum Thema: Bislang lautete das Motto der Deutschen Bahn bei einem Wintereinbruch: Wir fahren, solange es geht. Nun hat sie ihre Strategie verändert – die Folgen zeigen sich jetzt.