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BER: Neuer Hauptstadtflughafen weckt Hoffnungen bei der Wirtschaft

Dreimal so teuer und mit jahrelanger Verzögerung: Der neue Hauptstadtflughafen BER ist eröffnet. Das bringt für Berlin neue Zukunftsperspektiven.

Wegen des Einbruchs im Flugverkehr schreibt der BER wohl auf Jahre hinaus Verluste und benötigt staatliche Hilfen. Foto: dpa
Wegen des Einbruchs im Flugverkehr schreibt der BER wohl auf Jahre hinaus Verluste und benötigt staatliche Hilfen. Foto: dpa

Nach der Eröffnung des neuen Flughafens Berlin Brandenburg (BER) checken an diesem Sonntag erstmals Passagiere am Hauptterminal ein. Am frühen Morgen hob eine Maschine der britischen Billigairline Easyjet nach London ab.

Am Samstag waren die ersten ankommenden Fluggäste aus München und Berlin begrüßt worden. Um kurz nach 14 Uhr landete eine Easyjet-Maschine und kurz danach ein Flieger der Lufthansa am BER. Schlechtes Wetter verhinderte die geplante parallele Landung, doch viel mehr an Problemen gab es zur Eröffnung des Flughafens „Berlin Brandenburg Willy Brandt“ nicht.

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Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach von einem „historischen Tag“. „Ich kann's noch gar nicht ganz glauben“, scherzte Spohr in München kurz vor dem Start des Lufthansa-Sonderflugs zur Eröffnung nach Berlin. Die Lufthansa sei in Berlin gegründet worden und freue sich, dass es dort nun einen Flughafen gebe, der „unserem Land auch gerecht wird“. „Ein bisschen später als geplant, aber trotzdem gut hier zu sein“, erklärte Spohr unmittelbar nach der Landung.

Der britische Billigflieger Easyjet sieht große Chancen mit der Eröffnung des Großflughafens verbunden. „Als Berlins größte Fluggesellschaft freuen wir uns sehr, unseren Berlin-Betrieb am BER unter einem Dach zusammenzuführen“, sagte Konzernchef Johan Lundgren. Die Lufthansa und Easyjet sind die größten Fluggesellschaften in Berlin. Der BER selbst ist der drittgrößte Flughafen Deutschlands, nach Frankfurt und München.

Als Planungsdesaster und Milliardengrab hat der Flughafen weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Der BER gilt als Synonym für Fehlplanung, Missmanagement, Aufsichtsversagen und milliardenschwere Verschwendung von Steuergeldern. Aus diesem Grund verzichten die Betreiber und die Eigentümer Berlin, Brandenburg und der Bund auf eine große Party.

Dennoch wurde der Flughafen mit prominenten Gästen feierlich eingeweiht, darunter Lufthansa-Chef Spohr, Easyjet-Chef Lundgren, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).

„Heute ist kein historischer Tag“, sagte Flughafen-Chef Engelbert Lütke Daldrup und widersprach damit ein wenig Lufthansa-Chef Spohr. „Aber ein ganz wichtiger Tag.“ Trotz der bedrückenden Pandemie „freuen wir uns alle sehr, Sie hier begrüßen zu können. Endlich können wir unseren Flughafen in Betrieb nehmen, endlich.“ Es sei kein einfacher Weg gewesen, sagte Lütke Daldrup, der von mitunter „frustrierenden Rückschlägen“ sprach. In dieser überregulierten Welt nehme das Bauen häufig einen sehr langen Zeitraum in Anspruch. Jetzt aber sei der BER der sicherste Flughafen Europas.

„Wir haben gelernt, dass es sich lohnt, durchzuhalten“, sagte Lütke Daldrup, der 2017 die Führung des Pannenprojekts übernommen hatte und an diesem Samstag 64 Jahre alt wurde. Jetzt müsse man gemeinsam durch die Coronakrise kommen, dann gehe es darum, das Thema interkontinentale Verbindungen anzugehen.

Bundesverkehrsminister Scheuer erklärte, als er sich die BER-Baustelle nach seinem Amtsantritt 2018 angeschaut habe, sei er „geschockt“ gewesen. „Der BER hat uns verärgert, enttäuscht, bewegt – aber jetzt dürfen wir uns auch freuen.“ Die Zeit der Witze über den BER sollte jetzt vorbei sein. Und er bat: „Jetzt reden wir heute bitte nicht übers Geld.“

Die Eröffnung, die 2012 unter großem Aufsehen kurzfristig verschoben wurde, fällt nun mitten in die Coronakrise. Wegen des Einbruchs im Flugverkehr schreibt der BER wohl auf Jahre hinaus Verluste und benötigt staatliche Hilfen. Dabei hat das Projekt die Kassen der öffentlichen Hand bereits arg strapaziert: Die Kosten stiegen von ursprünglich gut zwei Milliarden auf mehr als sechs Milliarden Euro, nicht nur aufgrund der Bauverzögerung, sondern auch wegen zahlreicher Umplanungen und Vergrößerungen des Airports.

Mit der BER-Eröffnung soll der innerstädtische West-Berliner Flughafen Tegel am 8. November schließen. Der alte DDR-Airport Schönefeld wird als Terminal 5 zunächst in den BER integriert, soll aber langfristig geschlossen werden.

Schwierige finanzielle Lage

Während sich viele freuen, dass es mit dem BER nun endlich losgeht, sind andere darüber gar nicht glücklich. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Anton Hofreiter, erinnerte erneut an die finanziellen Schwierigkeiten der Flughafengesellschaft. „Der BER wird die öffentlichen Kassen des Bundes und der Bundesländer Berlin und Brandenburg auch in den kommenden Jahren stark belasten“, sagte er.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler ergänzte: „Das Problem ist, dass der BER auch im Betrieb ein Milliardengrab zu werden droht, weil einfach die Kosten nicht gedeckt werden können durch die Einnahmen.“ Und auch der FDP-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, Sebastian Czaja, meinte: „Mit Blick auf die aktuelle Finanzlage der FBB (Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, Anm.d.Red.) bekommt man ein flaues Gefühl für die Zeit nach der BER-Eröffnung.“

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, warnte vor einer Überdramatisierung der finanziellen Probleme des Hauptstadtflughafens. „Es ist nicht überraschend, dass in einer so tiefen wirtschaftlichen Krise der Flughafen BER Verluste macht, das geht fast allen anderen Flughäfen auch so“, sagte Fratzscher dem Handelsblatt. Es gebe keinen Grund, an der Zukunftsfähigkeit des BER zu zweifeln.

Das sieht auch Brandenburgs Ministerpräsident Woidke so. „Der BER wird ein starker Antreiber für das wirtschaftliche Wachstum und den Arbeitsmarkt der Region und für ganz Ostdeutschland sein“, sagte er. Berlins Regierender Bürgermeister Müller äußerte die Hoffnung, dass der neue Airport auch „neue Perspektiven für internationale Verbindungen und Direktflüge bieten wird. Dies ist von strategischer Bedeutung für Berlin als Wirtschafts- und Tourismusstandort.“

Verkehrsminister gibt Versprechen ab

DIW-Chef Fratzscher riet den Flughafen-Eigentümern Berlin, Brandenburg und dem Bund denn auch, jetzt eine „klare Vision“ zu entwickeln, wie sie den Flughafen zu einem europäischen Drehkreuz ausbauen wollen. Zumal Berlin als Wirtschaftsstandort stetig an Bedeutung gewinne, wie auch die Ansiedlung von Tesla südöstlich der Hauptstadt zeige.

Auch die die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK), Beatrice Kramm, setzt große Erwartungen in den BER. Zu den Fehlern der Vergangenheit sei alles gesagt, sagte sie. „Jetzt heißt es nach vorne zu blicken und den Flughafen zum Erfolg zu führen.“

Bundesverkehrsminister Scheuer gab in dieser Hinsicht schon mal ein Versprechen ab. „Als Verkehrsminister ist es mir ein Anliegen, dass der BER zum internationalen Drehkreuz wird.“ Ob das gelingt, muss die Zukunft zeigen.

Denn der BER hat vorher noch ganz andere Probleme zu bewältigen, wie Rainer Bretschneider, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, betonte. „Jetzt gilt es, die neuen Herausforderungen zu meistern, sei es beim Betrieb wie der Sicherstellung der Finanzierung in Corona-Zeiten.“

Den vollständigen Betrieb nimmt der Hauptstadtflughafen am kommenden Mittwoch auf. Dann werden auch Flugzeuge von der neuen Südbahn starten. Bis dahin nutzen die Flieger nur die ältere Nordbahn des alten Flughafens Schönefeld.