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Der neue Brennstoffzellen-Hype hilft dieser Firma aus der Krise

Das neue Interesse an der Technologie verschafft dem Spezialisten SFC Spielraum für die Expansion. Doch Firmenchef Peter Podesser bleibt vorsichtig.

Die Erleichterung ist Peter Podesser deutlich anzumerken. „Wir sind einer der letzten Überlebenden. Und auch bei uns war es zeitweise knapp“, sagt der Manager. „Aber seit einiger Zeit spüren wir gesellschaftlichen und politischen Rückenwind.“

Podesser ist CEO der börsennotierten SFC Energy AG, einem Spezialisten für Brennstoffzellen. Seit 2006 schon arbeitet er für die Firma und brachte diese 2006 an die Börse – zunächst in den sogenannten Freiverkehr. 2007 folgte dann der Wechsel in den stärker regulierten Prime Standard.

Wer die Entwicklung der Brennstoffzellentechnologie in den zurückliegenden rund zehn Jahren mit einem Blick erfassen will, muss nur auf den Aktienkurs von SFC schauen. 2007 war das Thema ganz oben auf der Agenda, die Erwartungen waren gewaltig. Zwischen 32 und 39 Euro konnte die Firma beim Wechsel in den Prime Standard pro Aktie aufrufen.

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Recht bald danach ging es mit dem Kurs bergab. Ende 2016 war das Papier nur noch weniger als zwei Euro wert. „Das Thema Brennstoffzelle war einfach verschwunden, technologisch wie politisch. Also interessierte sich auch niemand mehr für uns“, erinnert sich Podesser an schwierige Zeiten. Firmen wie Heliocentris oder das Nachfolgeunternehmen Odasco Heliocentris mussten Insolvenz anmelden. SFC hielt durch. Mittlerweile liegt der Kurs wieder bei fast 13 Euro.

Dass es SFC noch gibt, erklärt Podesser nicht zuletzt mit einer Entscheidung. „Wir haben nur deshalb überlebt, weil wir bewusst nicht auf das Thema Mobilität gesetzt haben.“ Immer wieder haben Autohersteller in der Vergangenheit Brennstoffzellen-Fahrzeuge angekündigt, sie dann aber nicht geliefert. Aktuell läuft wieder eine hitzige Debatte über die Chancen dieser Antriebstechnologie für den Individualverkehr. Doch Experten sind skeptisch.

„Keine nachhaltige Volkswirtschaft kann es sich erlauben, die doppelte Menge an regenerativer Energie zu verwenden, um mit Brennstoffzellen-Pkw anstatt mit Batteriefahrzeugen zu fahren“, warnt etwa Dietmar Voggenreiter, ehemaliger Audi-Vorstand und Berater bei Horváth & Partner GmbH, vor Euphorie: „Die Brennstoffzelle eignet sich für die Anwendung im Langstreckenlastverkehr und in spezifischen Segmenten, bei denen eine große Batteriekapazität nötig wäre.“

Anwendungsgebiet seien die Segmente, bei denen die Ladezeit eine große Rolle bei der Wirtschaftlichkeit spiele, wie etwa bei Lastverkehren über eine lange Strecke oder Baumaschinen.

Argumente, die SFC-Chef Podesser grundsätzlich teilt. Von Beginn an setzte die Firma auf Anwendungen im stationären Bereich. Die Strategie lautete: Überall dort, wo Energie zuverlässig benötigt wird, der Netzanschluss aber schwer zu realisieren ist, ist eine Nische für die Brennstoffzelle.

Mobilität ist dabei zwar nicht ausgeschlossen, aber sie ist in anderer Form Teil der Strategie. So versorgen die SFC-Zellen etwa Wohnmobile oder Boote mit Energie.

Kapitalerhöhung zeigt gesteigertes Interesse

Auch im militärischen Bereich werden die Produkte von SFC eingesetzt. Soldaten der Bundeswehr etwa nutzten kleine tragbare Brennstoffzellen, die wesentlich leichter sind als herkömmliche Batterien. Ein großer Kunde ist zudem ausgerechnet die fossile Energiebranche, genauer die Öl- und Gasindustrie. Deren Förderanlagen, häufig abgelegen und fern vom Stromnetz, müssen überwacht werden. Dazu braucht es Strom.

Die „Renaissance“ – wie Podesser die aktuelle Phase gerne nennt – hat Gründe. Die Klimadebatte läuft auf Hochtouren, auf der Straße wird das Ende des Verbrenners eingeläutet, und in der Energieversorgung läuft seit längerem schon die Wende. All das bringt auch den Energieträger Brennstoffzelle zurück auf die Agenda.

Der SFC-Chef will das für die Expansion nutzen. Gerade hat die Firma über eine Kapitalerhöhung 27 Millionen Euro eingenommen. Das ist mehr als erwartet und zeigt das wieder gestiegene Interesse an dem Thema. Die drei größten SFC-Aktionäre HPE, Havensight und Conduit Ventures – sie kommen addiert auf einen Anteil von 41,7 Prozent an dem Unternehmen – verzichten dabei auf ihre Bezugsrechte. Das hat Platz für neue Investoren geschaffen, die es offensichtlich auch reichlich gibt.

Das Geld will SFC in organisches Wachstum, die Internationalisierung und die Wasserstofftechnologie stecken. Bislang nutzt die Firma für ihre Brennstoffzellen nämlich als „Treibstoff“ Methanol. Die entsprechenden Zellen sind zwar teurer als die mit Wasserstoff betriebenen. Aber Methanol ist besser verfügbar und einfacher zu handhaben.

Für die Expansion in den Wasserstoff hat SFC kürzlich eine Entwicklungspartnerschaft mit der adKor GmbH geschlossen. Auch Zukäufe hält Podesser in diesem Bereich für möglich.

Brennstoffzelle ist kein Allheilmittel

Dennoch bleibt ein Thema weiterhin außen vor: die Brennstoffzelle für das Auto. Im Mobilitätsbereich sieht der SFC-Chef vorerst vor allem bei Spezialfahrzeugen einen Markt. Und natürlich beim Thema Fertigung der Fahrzeuge. Unternehmen wie Bosch, Daimler, BMW oder VW haben bereits angekündigt, in Zukunft CO2-frei produzieren zu wollen. Das Thema E-Mobilität sei allenfalls eines für die ferne Zukunft, so Podesser.

SFC geht Märkte dabei pragmatisch an. Die Brennstoffzelle als Allheilmittel zu verkaufen, ist nicht die Sache von Podesser: „Wir sind nicht missionarisch unterwegs. Wir bieten die Brennstoffzelle als Ergänzung zur Batterie an, auch in Verbindung mit Solar, sofern dies sinnvoll ist.“

Auch dieses hybride Modell habe letztlich das Überleben der SFC gesichert. „Mit der Digitalisierung und dem Funkstandard 5G kommen neue Märkte dazu“, ist der CEO überzeugt. All die neuen Sendemasten bräuchten eine zuverlässige Stromversorgung. In Bayern und Baden-Württemberg wiederum soll der neue Behördenfunk mit der Brennstoffzelle versorgt werden. „Mit dem gesellschaftlichen Druck treibt die Politik das Thema verstärkt, das hilft sehr“, sagt Podesser.

Mittelfristig soll der Umsatz von SFC von 61,7 Millionen Euro im Jahr 2018 auf rund 100 Millionen Euro steigen. Die Profitabilität soll ebenfalls wachsen. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll in diesem Jahr von 2,6 auf sechs Millionen Euro steigen.