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Neue Bezahlfunktion macht Ebay-Kleinanzeigen zur Konkurrenz für Ebay

Ebay kämpft bald nicht mehr nur gegen Amazon. Auch die eigene Kleinanzeigensparte, die verkauft werden soll, wird immer mehr zum Wettbewerber.

Für viele Kunden ist es ein Service, auf den sie lange gewartet haben. Das Portal Ebay Kleinanzeigen führt in Deutschland eine eigene Bezahlfunktion ein. Käufer können jetzt das Geld auf ein Treuhandkonto überweisen. Weitergeleitet wird es erst, wenn die Ware angekommen ist.

Im Grunde ist diese Entwicklung eine Reaktion auf die Coronakrise. Früher war es üblich, dass Käufer die Waren, die sie auf Ebay Kleinanzeigen gekauft hatten, direkt beim Verkäufer abholten und vor Ort bezahlten.

In Zeiten der Pandemie jedoch scheuen viele Verkäufer den Kontakt zu Fremden und wollen zunehmend die Ware per Post verschicken. Das aber macht den Verkauf für beide Seiten zum Risiko. „Die Möglichkeit, die Bezahlung über die Plattform abzuwickeln, bietet sowohl für Käufer als auch Verkäufer ein Plus an Sicherheit“, erklärt Paul Heimann, Geschäftsführer von Ebay Kleinanzeigen.

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Für das Portal selbst ist der neue Service der erste Schritt zur Erweiterung des Geschäftsmodells. Damit macht es sich auf den Weg vom Nachbarschaftshändler zur vollständigen Versandhandelsplattform.

Und der nächste Schritt aus dem Lokalen heraus dürfte bald folgen. So gibt es Unternehmenskreisen zufolge Planungen, im kommenden Jahr auch einen eigenen Versandservice in die Plattform zu integrieren. Damit wird Ebay Kleinanzeigen zunehmend zum direkten Konkurrenten für die Schwesterplattform Ebay.

Der Zeitpunkt für diese Entwicklung ist bemerkenswert. Denn Ebay hat Ende Juli bekanntgegeben, sein Kleinanzeigengeschäft für 9,2 Milliarden US-Dollar an das norwegische Unternehmen Adevinta zu verkaufen.

Eine Milliarde Dollar Umsatz mit Kleinanzeigen

Zwar hat sich Ebay im Gegenzug eine Beteiligung an Adevinta gesichert. Trotzdem wird dadurch Ebay Kleinanzeigen zum externen Konkurrenten für das Kerngeschäft von Ebay. Eine mögliche Kannibalisierung wäre dann nicht mehr nur eine Verschiebung innerhalb des Konzerns, sondern ein Verlust an Umsatz.

Dazu kommt: Bisher erzielt Ebay Synergien mit dem Kleinanzeigenportal, weil das Angebot untereinander verknüpft ist und die beiden Plattformen sich so gegenseitig Kunden zuführen. Das dürfte künftig in der Form nicht mehr möglich sein. Ebay Kleinanzeigen ist in Deutschland mit mehr als 35 Millionen Nutzern (Unique Users) das reichweitenstärkste Portal in Deutschland, noch vor T-Online und Focus Online.

Das Kleinanzeigengeschäft hat Ebay im vergangenen Jahr einen Umsatz von etwas mehr als einer Milliarde US-Dollar gebracht. In den ersten beiden Quartalen dieses Jahres war das Geschäft jedoch leicht rückläufig. Zu dem Bereich, den Ebay bisher unter der Bezeichnung Classifieds führt, gehören neben den deutschen Angeboten Ebay Kleinanzeigen und mobile.de noch Portale wie kijiji aus den USA, Bilbasen aus Dänemark und der niederländische Marktplaats.

Aus den Niederlanden kommt auch die neue Bezahlfunktion von Ebay Kleinanzeigen. Sie wird bereitgestellt von Online Payment Platform (OPP), einem niederländischen Unternehmen, das bereits Zahlungen für mehr als 170 Plattformen in ganz Europa abwickelt. Auch die Ebay-Schwester Marktplaats nutzt seit 2017 OPP als Partner für Zahlungsdienstleistung, Zahlungsabwicklung und Käuferschutz.

Die Nutzung des neues Service „Sicherbezahlen“ ist freiwillig. Sie wird bisher nur für ausgewählte Kategorien angeboten, darunter Spielzeug, Handys oder Notebooks. Als Zahlungsmethoden stehen zu Beginn neben der klassischen Überweisung auch Sofort-Überweisung sowie Zahlung per Kreditkarte zur Verfügung.

Für Verkäufer ist die neue Treuhandlösung kostenlos. Sie müssen den Artikel dazu lediglich versichert (mit Nachweis) an den Käufer schicken. Wenn Käufer den Service nutzen wollen, müssen sie eine Gebühr in Abhängigkeit von der vereinbarten Kaufsumme zahlen.

Neue Services im Kampf gegen Amazon

„Mit der Einführung der Bezahlfunktion reagieren wir auf oft geäußerte Wünsche unserer Nutzer“, erklärt Geschäftsführer Heimann. Ebay Kleinanzeigen sichert sich so aber auch eine neue Einnahmequelle. Auch die Entscheidung für den externen Dienstleister ist ein weiterer Schritt von Ebay weg. Denn Ebay hat vor Kurzem selbst eine eigene zentrale Zahlungsabwicklung eingeführt, aber über den Dienstleister Adyen.

Ebay hatte auf Druck von aktivistischen Investoren wie dem Hedgefonds Elliott, hinter dem der Milliardär Paul Singer steht, entschieden, sich von Unternehmensteilen zu trennen. So war im vergangenen Jahr schon die Ticketbörse Stubhub an das Schweizer Unternehmen Viagogo verkauft worden.

Ebay will sich künftig mit der schlankeren Konzernstruktur wieder auf sein Kerngeschäft konzentrieren, mit dem es in den vergangenen Jahren deutlich gegenüber Konkurrenten wie Amazon zurückgefallen ist. Unter dem seit April amtierenden Konzernchef Jamie Iannone haben sich die Zahlen in den vergangenen Monaten zumindest wieder erholt.

So konnte Ebay im dritten Quartal den Umsatz verglichen mit dem Vorjahreswert um ein Viertel auf 2,6 Milliarden Dollar (2,2 Milliarden Euro) steigern, wie das Unternehmen am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Das gesamte abgewickelte Verkaufsvolumen nahm um 22 Prozent auf 25 Milliarden Dollar zu. Auch der Gewinn stieg von 411 Millionen auf 621 Millionen Dollar.

Ebay will seinen Marktplatz durch zusätzliche Services wie Zahlungsabwicklung und eigene Versandlogistik auch in Deutschland im Kampf gegen Amazon strategisch neu positionieren, wie Ebay-Deutschlandchef Oliver Klinck im Handelsblatt-Interview sagte. Mit Ebay Kleinanzeigen hat das Unternehmen künftig einen Konkurrenten mehr.

Mehr: Ebay-Deutschlandchef im Interview: „Wir wollen keine Kopie von Amazon werden.“