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Munich Re lockt mit Gewinnwende

Der Münchner Rückversicherer verspricht auf der Hauptversammlung den Aktionären wieder Wachstum. Doch nicht alle Investoren sind zufrieden.

Lampenfieber ist Joachim Wenning nicht anzumerken. Der Ton ist ruhig, die Gestik behutsam, als der neue Vorstandschef des Rückversicherers Munich Re am Mittwoch zum ersten Mal vor die Anleger tritt. Mit dem massiven Gewinneinbruch des vergangenen Jahres in Folge der hohen Naturkatastrophen hält sich der Topmanager, der mit graublauem Hemd und roter Krawatte auf der Hauptversammlung an das Rednerpult geht, nicht lange auf.

Stattdessen richtet Wenning den Blick lieber nach vorn und verspricht den Aktionären bessere Zeiten. „Munich Re ist wieder auf Wachstumskurs“, ruft der 53-Jährige den rund 2.700 Aktionären in der Messehalle in München zu. In der Rückversicherung und bei Konzernfunktionen würden zudem Strukturen und Abläufe vereinfacht, teilweise gestrichen. „Wir rechnen mit Einsparungen von über 200 Millionen Euro pro Jahr vor Steuern.“

Wenning weiß, dass er Überzeugungsarbeit bei den Aktionären leisten muss. Im vergangenen Jahr fuhr der Dax-Konzern das schlechteste Ergebnis seit 14 Jahren ein: Der Konzernüberschuss stürzte um 85 Prozent auf 392 Millionen Euro ab. Schwere Belastungen aus Naturkatastrophen sowie eine massive Hurrikan-Saison ließen den Gewinn – wie bei vielen anderen Konkurrenten auch – deutlich schrumpfen. Die Investoren sollen darunter allerdings nicht leiden.

Die Dividende will der Konzern trotz des Ergebniseinbruchs bei 8,60 Euro stabil halten. Der neue Vorstandschef, der Ende April 2017 antrat, hätte sich jedoch sicher einen anderen Einstand gewünscht. Es gebe Jahre, mit denen „man selbstkritisch nicht zufrieden sein“ könne. 2017 gehöre aber nicht dazu. Die Schäden hätten sich im Rahmen der Risikotoleranz bewegt, behauptet er. Doch lieber als mit der Rückschau beschäftigt sich der Vorstandschef mit dem Ausblick des Unternehmens.

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So startete der Konzern ins laufende Jahr mit einem Gewinnsprung, wie die Munich Re unmittelbar vor dem Aktionärstreffen verkündete. Weil große Naturkatastrophen und andere Großschäden bisher „zufallsbedingt“ ausblieben, erwirtschaftete der zweitgrößte Rückversicherer der Welt im ersten Quartal einen Nettogewinn von mehr als 800 Millionen Euro, nach 557 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das ist ein Zuwachs von gut 40 Prozent.

Die Münchener sehen sich damit auf gutem Weg zu ihrem Ziel, im laufenden Jahr auf einen Nettogewinn von rund 2,3 Milliarden Euro zu kommen – mit einer Schwankungsbreite von 200 Millionen Euro nach oben und unten. Auch Übernahmen könne sich der Konzern leisten. „Unsere starke Bilanz erlaubt uns Wachstum aus eigener Kraft und durch Zukäufe“, sagte der Vorstandschef. Doch nicht alle Investoren sind zufrieden.

Daniela Bergdolt von der Aktionärsvereinigung DSW spricht es offen aus. „Wir erwarten frischen Wind von Ihnen“, ruft sie dem Vorstandschef in München zu. Wenn sich in der altehrwürdigen Munich Re etwas Staub angesammelt habe, dann müsse der Vorstandschef an diesen Stellen „kräftig durchkehren“. Auch Hendrik Schmidt von der Fondsgesellschaft DWS erwartet von Wenning, dass er den Konzern schlanker macht. Der Konzern gebe für Verwaltungskosten mehr aus als viele Konkurrenten. „Die Senkung der Kostenquote ist notwendig“, forderte Schmidt.

„Er muss vor allem bei den Wachstumsthemen liefern“, sagt dagegen Union-Investment-Fondsmanager Reiner Klöcker dem Handelsblatt. „Die Investoren erwarten von ihm, dass er bei der Munich Re wieder die Bruttobeiträge deutlich steigert.“ Union Investment zählt zu den Topinvestoren des Dax-Konzerns.

Die Fondsmanager treffen einen wunden Punkt. Denn wie der Bilanzcheck des Handelsblatts diese Woche offenlegte, zeigen wichtige Kennziffern des Konzerns im vergangenen Jahr in die falsche Richtung. So befindet sich das Konzernergebnis seit mehreren Jahren im Sinkflug und ist von einstigen Höhen weit entfernt. Auch die Kostenquote des zweitgrößten Rückversicherers der Welt fällt im Vergleich zu seinen Konkurrenten durchaus üppig aus.

Doch Wenning verspricht, diese Themen nun verstärkt anzugehen. So steht dem Rückversicherer ein Sparprogramm bevor, das die Kosten um etwa 200 Millionen Euro pro Jahr senken soll. Der Vorstand will dabei 900 Stellen streichen, je zur Hälfte im Ausland und in München. „Wir haben erkannt, dass wir in der Rückversicherung und dem Konzern schadlos Strukturen und Abläufe vereinfachen, vereinzelt sogar streichen können“, betonte Wenning. „Im Ergebnis werden wir auf diese Weise ein wachsendes Geschäft mit weniger Aufwand betreiben können.“

Künftig will der zweitgrößte Rückversicherer der Welt von der anhaltenden Nachfrage nach großen und komplexen Rückversicherungsprogrammen profitieren. „Wir werden unsere Bereitschaft, Risiken einzugehen, an ausgewählten Stellen gezielt erhöhen“, kündigte der Vorstandschef eine leichte Kurskorrektur bei der Zeichnungspolitik an.

Der weltweite Rückversicherungsmarkt gilt allerdings als übersättigt, weil viele Hedgefonds und andere Finanzinvestoren auf der Suche nach Rendite Milliarden in den Markt pumpen. Eine Welle von Naturkatastrophen ließ deshalb die Nachfrage zwar steigen, führte aber in Summe nur zu marginal steigenden Preisen.

Fondsmanager Klöcker sieht Wenning vor diesem Hintergrund durchaus auf Kurs. „Ich würde Herrn Wenning in seinem ersten Jahr die Note zwei bis drei geben“, sagte der Manager der Union Investment diese Woche. Dennoch legt der Großinvestor für den Munich-Re-Vorstandschef die Latte noch ein klein wenig höher. Die Konsensschätzungen bis 2020 der Analysten hätten Wennings Vorhaben schon eingepreist. „Will er noch positiv überraschen, dann muss er sich beim Wachstum und bei den Kosten noch mehr anstrengen“, fordert Klöcker.

Wenning weiß spätestens jetzt, dass die Investoren ihn nicht an Worten, sondern vor allem an Resultaten messen werden.