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Mehrwegflaschen oder Einweg-Plastikflaschen? Von diesen Faktoren hängt ihre Ökobilanz ab

Eine Mehrwegflasche aus Glas hat nicht zwangsläufig eine bessere Ökobilanz als eine Einweg-Plastikflasche. Es müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein.

Female hand taking bottle of mineral water from supermarket shelf
Symbolbild: Getty Images (mediaphotos via Getty Images)

Wenn die Praxis doch die Theorie erfüllen würde. Tut sie aber nicht. Viele von uns glauben zu wissen, dass Mehrwegflaschen aus Glas und auch Kunststoff eine weitaus bessere Ökobilanz hätten als Plastik-Einwegflaschen. Aus naheliegenden, nachfolgend ausgeführten Gründen. Und doch sieht die Realität anders aus. Denn: Es gibt Faktoren, die jede Berechnung, jede Gewissheit durchkreuzen. Faktoren, die etwa aus einer umweltfreundlicheren Glasflasche einen Umweltsünder machen können und andererseits eine einmal verwendete Plastikflasche in Sachen Ökobilanz in einem besseren Licht erscheinen lassen. Doch von Anfang an.

Was ist der Unterschied zwischen Mehrweg- und Einwegflasche?

Der Begriff "Mehrweg" bezeichnet Glasflaschen und Flaschen aus hartem, stabilem Plastik. Dagegen fallen unter "Einweg" Flaschen aus dünnem, leichtem Kunststoff. Mehrwegflaschen haben keine einheitliche Kennzeichnung, Einwegbehälter sind anhand eines Pfand-Logos zu erkennen. Pfand wird aber sowohl auf Mehrweg- als auch auf Einwegflaschen erhoben. Das Geld bekommt der Verbraucher erstattet, wenn er die Flaschen zurück ins Geschäft bringt. Die Höhe beträgt bei Einwegverpackungen 25 Cent, bei den Mehrweg-Flaschensorten variiert auch der Preis, zwischen 8 Cent (für Bierflaschen) und 15 Cent.

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Nomen est omen. "Mehrweg" und "Einweg" sind sprechende Begriffe, sie bezeichnen die Vorgänge hinter den entsprechenden Behältertypen. Mehrwegflaschen gehen "mehrere Wege", sie werden also mehrfach befüllt, Glasflaschen rund 50 Mal, PET-Flaschen kommen auf mindestens 15 Umläufe. Einwegverpackungen gehen nur einen "Weg", bevor sie im Idealfall zurückgegeben werden und dann recycelt, also geschreddert, eingeschmolzen und zu neuen Flaschen gemacht werden; auch hier muss angefügt werden: idealerweise, denn eine Selbstverständlichkeit ist Recycling auch in Deutschland nicht.

Was ist das Wenn, wie lautet das Aber?

So gesehen dürfte auf der Hand liegen, welches Pfandsystem und welche Behälterart die bessere Ökobilanz hat: das Mehrweg-System im Allgemeinen und die Glasflasche im Besonderen. Denn je öfter eine Verpackung wiederverwertet wird, desto weniger Ressourcen werden benötigt und desto weniger Abfall wird verursacht. Entsprechend lautet das Urteil der Verbraucherzentrale: "Egal ob Kunststoff- oder Glasflasche, gegenüber Einwegdosen und -flaschen haben diese Verpackungen deutliche Vorteile." Und: Einwegflaschen und Dosen seien die "ökologischen Schlusslichter."

Glasflaschen sind oft kleiner - und schwerer - als PET-Einwegflaschen und das ist ihr ökologischer Nachteil. (Symbolbild: Getty Images)
Glasflaschen sind oft kleiner - und schwerer - als PET-Einwegflaschen und das ist ihr ökologischer Nachteil. (Symbolbild: Getty Images) (Ghislain & Marie David de Lossy via Getty Images)

Dieselbe Organisation schreibt im selben Text aber auch: "Mit Mehrweg-Flaschen, die in der Region abgefüllt wurden, sind Sie aus Umweltsicht immer auf der sicheren Seite". Auf die Formulierung "in der Region" kommt es uns an. Sie markiert das Aber, die Einschränkung, die eingangs erwähnt wurde, den Faktor, der die Theorie an der Praxis scheitern lassen kann. Denn: Mögen die Mehrwegflaschen und besonders die Glasflaschen im Hinblick auf Verwendungshäufigkeit und Material einerseits umweltfreundlicher sein, sie verlieren andererseits diesen Vorteil, wenn ihr zu lang ist.

Voraussetzungen Transportweg und Verpackungsgröße

Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie des IFEU, des Instituts für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg. Zum Vergleich zwischen Mehrweg-Glasflaschen und Einweg-Plastikflaschen bzw. -Dosen gleichen Volumens heißt es dort, erstere seien den anderen "ökologisch überlegen". Die Voraussetzung sei jedoch, dass der Transport von den Abfüllern zum Handel regional erfolge "und nicht quer durch die Republik". Denn: "Bei sehr großen Distributionsstrecken gleichen sich die Ökobilanzergebnisse von Getränkedosen und Glas-Mehrwegflaschen zunehmend an."

IFEU nennt eine zweite Einschränkung, die mit der Formulierung "gleiches Volumen" schon angerissen wurde: Die Ökobilanz eines Behälters hängt auch von seiner Größe ab. "Auch unterschiedliche Verpackungsgrößen haben einen Einfluss auf die Ökobilanzen, da das Verhältnis zwischen Verpackung und Inhalt mit zunehmender Größe üblicherweise besser wird." Damit kann selbst die Plastik-Einwegflasche ihren schlechten Ruf aufpolieren. Sie hat, so das Institut, einen "Volumenvorteil", da sie in ihrer Kategorie "am häufigsten" als 1,5 Liter-Flasche verkauft wird, während die Glasflaschen und die PET-Mehrwegflaschen meist in den Größen 0,7 Liter bzw. 1,0 Liter angeboten werden.

Closeup on mineral water green bottles in raw and lines
Nicht umsonst wird auf Plastik-Einwegflaschen das größte Pfand erhoben, sie belasten die Umwelt am meisten. (Symbolbild: Getty Images) (yanik88 via Getty Images)

Die Realität sieht anders aus

"In der aktuellen Ökobilanz konnte bezüglich der 1,5L PET-Einwegflasche für karbonisierte Getränke kein eindeutiger ökologischer Vor- oder Nachteil gegenüber der 0,7L Glas-Mehrwegflasche festgestellt werden", so das Institut. "Dies liegt daran, dass im Mittel eine Reihe von Verbesserungen in PET-Einwegsystemen stattgefunden hat. Um dieses bessere Ergebnis erreichen zu können, muss die PET-Einwegflasche sehr leicht sein, einen relativ hohen Rezyklat-Anteil enthalten [möglichst viele Exemplare müssen also recycelt werden] und die Distributionslogistik muss optimiert sein."

Die Realität sieht jedoch anders aus. Denn erstens "erfüllen nicht alle PET-Einwegprodukte diese Anforderungen", wie das IFEU feststellt. Und zweitens werden die Plastikflaschen zwar gesammelt, "doch ein vollständiges Recycling der Flaschen gibt es in Deutschland nicht", berichtet das Verbraucher-Magazin Utopia. Die Gründe: zu aufwendig, zu teuer.

Fazit und Plädoyer

Doch selbst wenn Einweg-Plastikflaschen dem Ideal entsprächen, wäre dieser Text kein Versuch ihrer Ehrenrettung. Es gilt der Satz der Verbraucherzentrale: "Von allen Getränkeverpackungen belasten sie das Klima am meisten, verbrauchen mehr Energie und verursachen mehr Abfall." Von den gesundheitlichen Schäden, die sie verursachen können, ganz zu schweigen.

Nein, hiermit soll nichts auf den Kopf gestellt werden, es handelt sich um ein Plädoyer – nämlich für bewusste, Faktoren berücksichtigende Kaufentscheidungen. Es gilt beim Kauf eines Getränks nicht nur zu beachten, in welchem Behälter das Getränk angeboten wird und wie oft dieser Behälter im Umlauf ist. Zu berücksichtigen ist außerdem die Größe des Behälters sowie die Entfernung, die er vom Abfüllort bis zum Geschäft zurückgelegt hat. Die Ökobilanz eines Getränks steht und fällt auch mit seinem Transportweg und dem Volumen seines Behälters.

VIDEO: FDP und Grüne wollen Strafen für "Containern" mindern