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Maschmeyer erwägt Öffnung seiner Fonds: Erstes Einhorn soll Investoren locken

Der Milliardär prüft, wie groß das Interesse potenzieller Investoren an seinen Privatfonds ist. Öffnet er sie für weitere Geldgeber, könnte Maschmeyer in die Investoren-Oberliga aufsteigen.

Der Start-up-Investor Carsten Maschmeyer erwägt, seine Fonds für weitere Investoren zu öffnen. Bislang tätigt der 61-Jährige die meisten Investments in junge Unternehmen auf eigene Rechnung. In den kommenden Monaten wolle er zusammen mit seinen Söhnen entscheiden, ob er seine privaten Fonds entsprechend öffnet und ausweitet, sagte Maschmeyer dem Handelsblatt. Das betrifft sowohl Aktivitäten in Europa als auch in Amerika.

Maschmeyer testet mit der Ankündigung, wie groß das Interesse potenzieller Investoren ist. Rückenwind bekommt er dabei durch einen aktuellen Erfolg in den USA: Als erstes Start-up in Maschmeyers Portfolio erhält das Unternehmen Modern Health durch eine neue Finanzierungsrunde eine Bewertung in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar. Damit bekommt es in der Szene den prestigeträchtigen Titel Einhorn. Prestige verleiht zusätzlich der neue Investor: Es ist der Founders Fund des Paypal-Gründers Peter Thiel.

Maschmeyer ist einer breiten Öffentlichkeit vor allem durch die Vox-Sendung „Höhle der Löwen“ als Start-up-Investor bekannt. Der Mitgründer des 2007 verkauften Finanzberatungsunternehmens AWD hat inzwischen drei Finanzierungsvehikel. Davon steht bislang nur eines Dritten offen. Dadurch erreicht Maschmeyer bislang nicht die Wirkung größerer deutscher Start-up-Fonds wie HV Capital oder Eventures.

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Eine breite Öffnung könnte ihn in die Oberliga der deutschen Start-up-Financiers bringen. Doch: „Für die Entscheidung gibt es überhaupt keine Eile“, zögert Maschmeyer. Ohnehin sei die Corona-Zeit nicht besonders geeignet, um potenzielle Mitinvestoren auszuwählen.

Daher wolle er in jedem Fall bis Ende 2021 oder Anfang 2022 warten. „Ich muss mir überlegen: Wie stark der Vorteil ist, andere interessierte Investoren aufzunehmen– und was hat unser Unternehmen davon“, erläutert Maschmeyer. Einerseits könne er mit weiteren Investoren die Fonds deutlich vergrößern, andererseits steige der Verwaltungsaufwand – und er müsse Renditen teilen. Er könnte andererseits mit Einnahmen aus der Geldverwaltung rechnen.

Dafür will er jetzt das Interesse von Investoren prüfen. „Wir bekommen besonders Anfragen von Konzernen, die sich über uns an Start-ups beteiligen wollen, weil sie direkt nicht den Zugang zu den besten Gründern bekommen“, sagt Maschmeyer. Mit seinen drei Investmentgesellschaften könne er Anlegern eine breite Wahl geben zwischen Frühphasen- und Wachstumsfonds beziehungsweise einem Fokus auf Europa oder die USA.

Drei Vehikel

Als einziges der drei Vehikel ist der Wachstumskapitalgeber Alstin Capital geöffnet. Der investiert vor allem in B2B-Modelle wie die Bauplanungsplattform Reinvent und die Onlineversicherung Neodigital. An seinem über 100 Millionen Euro schweren Fonds Alstin II hat Maschmeyer dabei 30 Partner beteiligt.

Im Mittelpunkt seiner neuen Überlegungen stehen die US-Gesellschaft Maschmeyer Group Ventures (MGV) sowie in Deutschland der Frühphaseninvestor Seed+Speed. Anders als beim Wachstumsfinancier Alstin investiert Maschmeyer dort zu einem sehr frühen Zeitpunkt in Start-ups. Bei Seed+Speed sind auch seine Investments aus der TV-Sendung angesiedelt, etwa Finanzguru und SmartSleep.

Diese Show-Deals würde Maschmeyer auch weiterhin allein machen: „Wir entscheiden in der ,Höhle der Löwen‘ durchschnittlich innerhalb von 60 Minuten über ein Investment. Diesen schnellen Prozess kann man nicht mit dem Geld Dritter machen.“

Anders sei es bei den übrigen Projekten des Investors. Hier sei Zeit für eine längere Prüfung. Fünfzehn solcher Start-ups listet Seed+Speed auf. Dabei will Maschmeyer vor allem solche Gründer mit bis zu einer Million Euro unterstützen, denen er mit Vertriebs-Know-how weiterhelfen kann.

Maschmeyer versteht sich aus seiner Zeit als Chef von AWD als Vertriebsprofi. Ab 1988 baute Maschmeyer den Finanzvertrieb auf, den er 2007 an Swiss Life verkaufte. An der AWD-Spitze musste sich Maschmeyer mediale Kritik an robusten Vertriebsmethoden anhören, während im Hannoveraner Landtag über seine Nähe zur Politik, etwa zu Altkanzler Gerhard Schröder, debattiert wurde.

In den vergangenen Jahren erfand sich Maschmeyer, dessen Vermögen auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt wird, als Start-up-Investor neu. Zu seinen bekannteren Investments gehören der Berliner Limousinendienst Blacklane, an dem auch Daimler beteiligt ist und der einen Börsengang prüft, und das Kassensystem Orderbird. Sollte Maschmeyer seine Fonds mithilfe von weiteren Investoren ausbauen, soll auch das Team wachsen. Bislang unterstützen ihn insgesamt 40 Mitarbeiter.

„Höhle der Löwen“ hilft gleich mehrfach

Auch sein TV-Engagement trug dazu bei, sein Image zu korrigieren. „Die ‚Höhle der Löwen‘ bringt mir nur Vorteile – und den Gründern. Die Prominenz hilft beim Vertrieb auch denjenigen meiner Start-ups, die gar nicht in der Sendung waren“, sagt er.

Besonders stolz ist er darauf, in den USA seit 2018 den Investor MGV aufgebaut zu haben. Grundlage dafür sei gewesen, dass er mit seiner Frau, der Schauspielerin Veronica Ferres, zeitweise dort gelebt habe. Ähnlich wie Ferres in Hollywood nicht bekannt gewesen sei, habe er sich im Silicon Valley erst bekannt machen müssen, sagt Maschmeyer.

Sein Mann in San Francisco ist Marc Schröder. Der in der deutschen Start-up-Szene kaum bekannte Vertriebsexperte ist bereits seit 2011 bei Maschmeyer, unter anderem bei Seed+Speed. Er begleitete den Investor in die USA und pendelt inzwischen von München nach San Francisco und zurück. „Wir haben uns beide verliebt in das Gründer-Ökosystem in den USA“, sagt Schröder.

„Man muss im Silicon Valley vor Ort mit Team und Büro sein, sonst hat man keine Chance. Wir können dort nicht bloß dann und wann einreisende Touristen sein.“ Derzeit nimmt Schröder daher in der Bay Area am Kauffman-Fellowship teil, einem zweijährigen Programm für Venture-Capital-Manager.

„Bislang hat keines unserer Start-ups in den USA aufgeben müssen. Das ist bei 27 Start-ups seit 2018 ein ungewöhnlicher Erfolg“, erläutert Maschmeyer. Für den ersten Investment-Jahrgang sieht sein Manager Schröder das Unternehmen MGV im obersten Viertel der US-Risikokapitalfonds, gemessen am Verhältnis der Unternehmenswerte zum eingezahlten Kapital (TVPI).

Nach Zahlen von Cambridge Associates bedeutet dies, dass die Kennzahl für den noch recht jungen Jahrgang 2018 über 4,4 Prozent liegt. Nach eigenen Angaben liegt sie für MGV sogar „deutlich“ darüber. Fast alle Unternehmen aus der ersten beiden Jahrgängen haben demnach bereits Anschlussinvestitionen erhalten. Die Geschäftsberichte sind, wie bei privaten Investoren üblich, nicht einsehbar.

„Wir sind ein Stück weit Corona-Gewinner“, sagt Maschmeyer über die digitalen Geschäftsmodelle. Wie in Deutschland soll auch in den USA sein Team den Gründern in der Frühphase neben Geld vor allem Unterstützung im Vertrieb bieten – und zusätzlich ein Netzwerk nach Europa.

Besonders angetan hat Maschmeyer sein Investment in Modern Health, dem neuen Einhorn. Das Start-up richtet sich an Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern über den Service psychologische Beratung anbieten können. Die jüngste Finanzierungsrunde von Thiels Founders Fund in Höhe von 172 Millionen Dollar bewertet das Unternehmen rechnerisch mit 1,17 Milliarden Dollar. Es hat Kunden wie Pixar, Lyft und Rakuten – der Vertrieb ist Vorstandschefin Alyson Watson offensichtlich gelungen.

Das erste Einhorn ist ein Erfolg

Vor drei Jahren sei er bei einer Bewertung von zehn Millionen Dollar bei Modern Health eingestiegen, sagt Maschmeyer. Er war 2018 mit mehreren anderen Geldgebern an einer Anschubfinanzierung von insgesamt 2,26 Millionen Euro beteiligt. Ihm gehört also ein kleiner Minderheitsanteil. Die Gründerinnen stammen aus dem Gründerzentrum Y Combinator in Mountain View. „Modern Health war erst der zweite Deal, den wir in den USA überhaupt gemacht haben“, sagt Maschmeyers US-Chef Schröder.

Neue Investitionen tätige der US-Investor nur, wenn das fünfköpfige Team einstimmig zustimme. Dabei könne MVG autonom von der Münchener Maschmeyer-Zentrale entscheiden, um schnelle Investitionszusagen geben zu können.

„Im Silicon Valley müssen die Investoren um die guten Gründer werben“, sagt Maschmeyer. Am schwersten seien daher die ersten Investments gewesen. Inzwischen spreche sich sein Name in der Szene herum, das helfe: „Die beste Quelle für neue Deals sind Empfehlungen von Gründern an andere Gründer.“

Seine Familie wolle sich langfristig für Start-ups engagieren, sagte Maschmeyer. Die nächste Generation steht bereit: Sein Sohn Marcel betreibt den aktienbasierten Investmentfonds Paladin One. Sicher ist für Maschmeyer zudem, dass er bei Alstin einen dritten Fonds auflegen wird, der wiederum für Investoren offensteht. Alstin meldete zuletzt ebenfalls Erfolge: Die Beteiligung Pflege.de wurde an das Medizinunternehmen Hartmann-Gruppe verkauft, das Münchener Softwareunternehmen Usercentrics bekam eine Wachstumsfinanzierung.