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Lufthansa-Rettung bleibt offen – Bund und Großaktionär schweigen nach Spitzentreffen

Der Großaktionär Thiele hat beim Treffen mit Finanzminister Scholz und Konzernchef Spohr seine Pläne geheim gehalten. Das Bangen um Lufthansa geht weiter.

Die Hansa muss weiter bangen, Großaktionär Thiele schweigt sich zu seinen Plänen aus. Foto: dpa
Die Hansa muss weiter bangen, Großaktionär Thiele schweigt sich zu seinen Plänen aus. Foto: dpa

Eineinhalb Stunden dauerte das Treffen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Großaktionär Heinz Hermann Thiele. Was genau besprochen wurde, darüber schweigen die Beteiligten. Ein Ergebnis, eine Art von Kompromiss soll es aber bislang nicht geben, heißt es im Umfeld der Teilnehmer.

Damit bleibt die Lage drei Tage vor der entscheidenden Hauptversammlung von Lufthansa unklar. Thiele kann eine Zustimmung zum Rettungspaket der Bundesregierung mit einem Volumen von neun Milliarden Euro blockieren. Denn es steht bereits fest: Bei dem Aktionärstreffen werden weniger als 38 Prozent des Grundkapitals vertreten sein. Thiele hat also die Möglichkeit, mit seinem Anteil von zuletzt gemeldeten 15,52 Prozent die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit verhindern.

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Die beiden Minister hätten viel Überzeugungsarbeit geleistet, heißt es aus dem Umfeld der Teilnehmer des „Gipfeltreffens“. Thiele habe sich aber zu keiner Minute in die Karten schauen lassen. Es bleibt also unklar, was der 79-Jährige genau vorhat. Nach dem Gespräch würde man sich auch in Berlin gemeinsam mit der Staatsbank KfW auf Hochtouren darauf vorbereiten, für den Fall der Fälle kurzfristig einen Massekredit stellen zu können, heißt es in Regierungskreisen.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hatte vor dem Treffen mit Thiele und Spohr auf einer Konferenz in Frankfurt, zu der der Bundesfinanzminister zugeschaltet war, gesagt: „Wir hatten eine sehr gute Diskussion mit dem Lufthansa-Management und haben einen sehr guten Plan entwickelt, über den es auch Einigung mit Brüssel gibt“, so Scholz. Nun gelte es, durch Gespräche einen Konsens zu erzielen.

Doch so ausgewogen, wie der SPD-Politiker das neun Milliarden Euro schwere Stabilisierungspaket sieht, ist es in Wahrheit nicht. Denn eine Gruppe wurde in der ganzen Gemengelage bei dem Deal komplett übergangen: die Altaktionäre. Sie sind dazu verdonnert, vom Spielfeldrand zuzuschauen. Bis jetzt.

Thiele hat einen langen Atem

Denn auch wenn Thiele sicherlich vor allem seine eigenen Ziele im Kopf hat, mit seinem Aktienpaket und der deutlichen Kritik an dem Rettungspaket hat der Münchener Unternehmer die Bestandsaktionäre wieder zurück an den Verhandlungstisch geholt. Das dürfte die eigentliche Botschaft des Treffens am Montag sein. Daran ändert auch nichts, dass das Ergebnis der Gespräche auf den ersten Blick eher bescheiden aussieht.

Thiele ist jemand, der Geduld hat. Er wird nicht lockerlassen. Damit wird er nun nicht nur zur Stimme der Altaktionäre. Er hilft trotz seiner Kritik an der Verhandlungstaktik des Lufthansa-Managements auch Konzernchef Spohr. Der ist dank Thiele wieder in einer etwas stärkeren Verhandlungsposition als bisher.

Der Bund stützt Lufthansa zum einen durch einen Kredit der Staatsbank KfW in Höhe von drei Milliarden Euro. Dazu kommt eine stille Einlage in Höhe von 5,7 Milliarden Euro. Ein Teil davon kann in Aktien gewandelt werden – wenn sich eine feindliche Übernahme der „Hansa“ abzeichnet oder das Unternehmen vereinbarte Tilgungen nicht begleicht.

Zusammen mit der ebenfalls zum Rettungspaket gehörenden direkten Beteiligung von 20 Prozent könnte der Bund in Zukunft im Fall aller Fälle mit bis zu 30 Prozent an der Airline-Gruppe beteiligt sein.

Das stört Thiele, der unter anderem fürchtet, der Bund könnte harte Sanierungsmaßnahmen im Unternehmen verhindern oder erschweren. Und auch Spohr hatte bei den Verhandlungen immer wieder vor einem zu großen Staatseinfluss auf das Unternehmen gewarnt. Der Lufthansa-CEO hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er nichts gegen einen Ankeraktionär hat. Thiele hat er sich zwar nicht selbst als Großaktionär ausgesucht. Aber er kommt in der aktuellen Situation nicht ungelegen.

Der Münchener Unternehmer, der Mehrheitsaktionär bei dem Bremsenspezialisten Knorr-Bremse und beim Schienen-Unternehmen Vossloh ist, ist kein Zocker. Thiele betreibt in erster Linie die Sicherung seines Investments. Davon werden im besten Fall auch die rund 480.000 anderen Aktionäre profitieren.

Wie Thiele sehen sie, dass der Bund zu günstigen Konditionen einsteigt und sich mehr oder minder Kursgewinne schon beim Aktienerwerb gesichert hat. So soll der Bezugspreis für die Aktien, die der Bund bekommt, 2,56 Euro betragen. Am Montagmittag kostete die Lufthansa-Aktie, die zu Wochenbeginn aus dem Dax in den M-Dax abgestiegen ist, knapp zehn Euro.

Die Anteile der Altaktionäre werden dagegen deutlich verwässert. Und Dividende wird es in den kommenden Jahren auch keine geben. Die im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland eh schon eher schwach ausgebildete Aktienkultur dürfte darunter weiter leiden.

Weil der Unternehmer sein Engagement bei Lufthansa schützen muss, ist es schwer vorstellbar, dass er am Donnerstag tatsächlich die Insolvenz des Unternehmens in Kauf nimmt und gegen das Rettungspaket stimmen wird. Ausgeschlossen ist das aber auch nicht. Nach wie vor ist in der Branche zu hören, dass Thiele Unterstützung eines großen US-Investors hat. Wer das sein könnte, bleibt aber ungewiss.

Thiele könnte im Insolvenzfall anbieten, den Massekredit zu stellen und diesen später in Anteile wandeln. Doch das Risiko, dass diese Rechnung nicht aufgeht, ist groß. Denn bei einem Schutzschirmverfahren, einer Sonderform der Insolvenz, ist ein Sachwalter für alle Angelegenheiten rund um die „Masse“ verantwortlich. Zudem kann, sollte die Sanierung nicht gelingen, den Aktionären der Totalverlust drohen.

Denkbar ist deshalb, dass der 79-Jährige auf die juristische Karte setzt. In dem Fall könnte er sich am Donnerstag enthalten. Das Rettungspaket würde dann wahrscheinlich die Zustimmung der übrigen Anteilseigner bekommen. Denn bei einer Enthaltung werden seine Stimmen nicht mit ausgezählt. Andere Investoren wie Union Investment oder DWS haben aber bereits erklärt, trotz Bedenken für das Rettungspaket zustimmen zu wollen.

Um seine Machtposition bei Lufthansa – Thiele schätzt das Unternehmen und hat erklärt, es retten zu wollen – zu festigen, könnte er dann auf mittlere Sicht Anteile des Bundes übernehmen. Der hat erklärt, sich, so schnell es geht, wieder von Lufthansa trennen zu wollen, also nur kurzzeitig dort engagiert zu sein.