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In London droht Wasserrationierung bei anhaltender Trockenheit

(Bloomberg) -- Die Kew Gardens im Südwesten Londons bergen die weltweit größte Sammlung lebender Pflanzen und normalerweise auch jede Menge grünes Gras. Dieser Tage indessen ist der englische Rasen braun.

In einem der heißesten und trockensten Sommer aller Zeiten müssen die Gärtner der Touristenattraktion mit mehr als einer Million Besucher im Jahr sorgfältig abwägen, wie und wann sie Tausende von Pflanzen- und Baumarten bewässern. In der waldreichen Hampstead Heath, einem Park im Norden der Stadt, haben die Mitarbeiter eine Reihe von Bäumen eingezäunt, um sie vor Bränden zu schützen.

In ganz London - und den meisten Teilen Englands - stresst die beispiellose Hitze diesen Sommers die Pflanzenwelt, die Infrastruktur und die Bewohner. Laub fällt bereits zu Boden. Abgestorbenes Gras knirscht, wenn man durch den Park geht. Mancherorts hat man das Gefühl, in einer Wüste zu sein. Die hohen Temperaturen lösen Brände aus. Bahnbetreiber warnen vor sich verformenden Gleisen. Gaspipelines haben wegen der hohen Temperaturen die Mengen gedrosselt.

“Die Farbe des Grases ist ein guter Indikator dafür, wie viel es in letzter Zeit geregnet hat”, sagt Barnaby Dobson, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Projekts Community Water Management for a Liveable London am Imperial College London.

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In London hat es schon seit Wochen nicht mehr richtig geregnet. Wassermangel ist ungewöhnliche für eine Stadt und ein Land, in dem das Nieselwetter früher ebenso Wahrzeichen war wie der Big Ben. Es ist ein weiterer Indikator dafür, dass sich das Klima in Großbritannien verändert. Im Juli stiegen die Temparaturen zum ersten Mal überhaupt auf mehr als 40 Grad.

Wasser wird bereits rationiert. Southern Water wird am Freitag in Hampshire und auf der Isle of Wight das erste “Schlauchverbot” im Südosten Englands durchsetzen. Bewohner, die ihren Garten wässern wollen, müssen dann Gießkannen verwenden oder riskieren eine Geldstrafe von bis zu 1.000 Pfund. South East Water Ltd. wird ab dem 12. August ein ähnliches Verbot in Kent und Sussex verhängen.

Die gleißende Hitze wirft die Frage auf, ob das auch in London passieren kann. Die Entscheidung darüber liegt bei der Thames Water Utilities Ltd. Das Unternehmen erklärte, es sei bereit, den Wasserverbrauch einzuschränken, wenn die ungewöhnlich lange Trockenperiode anhält. Es verfügt derzeit über einen “gesetzlichen Dürreplan”, in dem entsprechende Maßnahmen festgelegt sind.

“Wir wissen, dass das in unseren Reservoirs gespeicherte Wasser weiter abnehmen wird. Wenn wir in den kommenden Monaten keine annähernd oder überdurchschnittlich hohen Niederschläge bekommen, kann das dazu führen, dass wir weitere Wassersparmaßnahmen, einschließlich Einschränkungen, ergreifen müssen”, so ein Sprecher von Thames Water.

Dennoch ist ein Schlauchverbot in London vorerst unwahrscheinlich. Die großen Reservoirs der Hauptstadt, die die Stadt für Hunderte von Tagen versorgen können, befinden sich laut Dobson derzeit auf einem “sehr komfortablen Niveau”. Ende Juni, vor der Hitzewelle, waren sie zu 91% gefüllt.

Wasserrationierung ist eine der letzten Maßnahmen, die erst kommen würde, wenn Sensibilisierungskampagnen und Schlauchverbote nicht ausreichen.

Niederschläge lassen auf sich warten: England verzeichnet den trockensten Juli seit 87 Jahren. Einer vorläufigen Analyse zufolge könnte es während der Hitzewelle im vergangenen Monat in England und Wales 844 zusätzliche Todesfälle gegeben haben. Das Met Office rechnet damit, dass die Temperaturen in der nächsten Woche wieder ansteigen und in einigen Gebieten im Süden 30 Grad erreichen werden.

Die Auswirkungen auf Menschen, Umwelt, Landwirtschaft und Unternehmen sind unterschiedlich. Manche Dürreperioden sind kurz und intensiv - es kann sich zum Beispiel um einen einzigen heißen, trockenen Sommer handeln. Andere wiederum dauern lange und entwickeln sich über Jahreszeiten.

Im Vereinigten Königreich hat es auch früher schwere Dürren gegeben - zuletzt 2018 und 2019. Aber noch keine war so dramatisch wie die im Jahr 1976. Damals sorgte ungewöhnlich trockenes Wetter über 16 Monate dafür, dass die Stauseen nicht genug Wasser speichern konnten. Es war so schlimm, dass die Menschen für Wasser auf der Straße Schlange stehen mussten.

In ganz Europa hat die Dürre in diesem Jahr Flüsse ausgetrocknete und Ernten dezimiert. Italien rief im Juli den nationaler Notstand aus.

“Leider deuten Klimamodelle und Prognosen darauf hin, dass solche Wetterextreme in den nächsten 50 Jahren zur Norm werden könnten”, sagte Richard Barley von den Royal Botanic Gardens, Kew.

Das bedeutet, dass sich die Besucher der kilometerlangen Gärten von Kew möglicherweise an vertrockneten Rasen gewöhnen müssen.

“Unsere Priorität ist jetzt, Pflanzen zu schützen, die einen hohen Erhaltungswert haben oder von historischer Bedeutung sind”, sagte er. “Botanische Gärten auf der ganzen Welt müssen ihre Strategien anpassen. Kew ist da keine Ausnahme.”

Überschrift des Artikels im Original:

London Is Teetering Toward Water Rationing If Drought Persists

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©2022 Bloomberg L.P.