Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 2 Stunden 20 Minuten
  • Nikkei 225

    37.932,55
    +304,07 (+0,81%)
     
  • Dow Jones 30

    38.085,80
    -375,12 (-0,98%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.939,57
    -48,83 (-0,08%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.386,63
    +4,06 (+0,29%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.611,76
    -100,99 (-0,64%)
     
  • S&P 500

    5.048,42
    -23,21 (-0,46%)
     

Lidl und die brennende Altstadt von Bad Wimpfen

Der Discounter Lidl plant einen computergesteuerten Shuttle-Bus für die Mitarbeiter seiner neuen Zentrale. Doch das sieben km/h schnelle Gefährt löst schon vor dem Bau Bedenken aus. Über eine deutsche Innovationsposse.

Ein paar Cafés, Touristenshops und kleinere Geschäfte säumen den historischen Kern von Bad Wimpfen. Bald schon werden hier wieder die Choräle der Turmbläser erklingen und die Buden auf dem traditionsreichen Weihnachtsmarkt Glühwein und Lebkuchen verkaufen. Doch von einem geruhsamen Start in die Adventszeit ist die beschauliche Kurstadt derzeit weit entfernt: Lidl erhitzt die Gemüter.

Der Discounter baut in Bad Wimpfen gerade seine neue Deutschlandzentrale und investiert einen dreistelligen Millionenbetrag, um ein terrassenförmiges Gebäudeensemble für rund 1300 Mitarbeiter hochzuziehen. Damit die entspannt zur Arbeit kommen und weil das Areal etwas entfernt vom Bahnhof liegt, ist auch ein Busshuttle für die Lidl-Mitarbeiter geplant.

Schön wäre es, so dachten es sich Bad Wimpfens Bürgermeister Claus Brechter und die Manager des Discounters, den innovativen Neubau mit einem innovativen Verkehrskonzept zu krönen und Lidls Mitarbeiter künftig auch per autonom fahrendem Shuttle-Bus zu ihren Büros zu bringen. Er halte das für einen „vielversprechenden Ansatz“, um zu einer „klimafreundlichen Mobilität“ zu gelangen, sagte Brechter der „Heilbronner Stimme“. Geplant ist der Einsatz eines computergesteuerten Gefährts, das jeweils zehn bis 15 Personen zur Lidl-Zentrale gondeln soll.

WERBUNG

Sorgen um Feuerwehreinsätze und Weihnachtsmarkt

Mit gemächlichen sieben Kilometern pro Stunde und ohne Fahrer durch Teile der Altstadt? Einigen Einwohnern der künftigen Discounter-Kapitale scheint das offenbar zu gewagt. Schon bevor das Konzept im Gemeinderat vorgestellt wurde, regte sich Widerstand gegen das Tempo-7-Shuttle: „Klar ist, dass massiv in die Altstadt eingegriffen werden soll“, kritisierte die Ratsfraktion Wise auf ihrer Facebookseite. „Was passiert zum Beispiel bei einem Brand in der Altstadt, die autonomen Busse bleiben stehen und die Feuerwehr kommt nicht durch? Test gescheitert? Altstadt abgebrannt?“ Und ja, auch das „Altstadt-Pflaster, muss ersetzt werden“.

Aber „was wäre Wimpfen ohne Pflaster!!!“, kommentiert ein Nutzer. Ein anderer sorgt sich um die Zukunft des Weihnachtsmarktes angesichts der Shuttle-Bedrohung und überhaupt, den Lidl-Bus „braucht kein Mensch...“

Es ist eine Diskussion, wie sie so oder ähnlich wohl fast überall in Deutschland geführt werden würde. Egal, ob beim Ausbau der Windenergie, der Installation von 5G-Funkmasten, oder beim Bau neuer Stromtrassen – wo immer heute Projekte in Planung sind, formiert sich Protest, teils aus guten Gründen, teils aber schlicht, weil ihre Umsetzung Veränderung bedeuten würde.

Doch es gibt auch die anderen Stimmen: „Leute, seid mal weniger verbohrt und offen für neue Technologien. Wenn das funktioniert, profitieren doch alle davon“, empfiehlt ein Nutzer bei Facebook in Sachen Shuttle-Bus. „Zukunft wird von Machern gestaltet, nicht von Bedenkenträgern.“

Der letzteren Meinung hat sich am Donnerstagabend schließlich auch der Gemeinderat angeschlossen und das Mobilitätskonzept positiv aufgenommen, inklusive des autonom fahrenden Busses. „Die Idee steht noch am Anfang, wird jetzt aber weiterverfolgt“, sagt eine Sprecherin der Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören.