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Licht in den Dschungel der nachhaltigen Geldanlage

Das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen wächst rasant. Umweltschutz sowie soziales und verantwortungsvolles Management stehen im Fokus. Doch das Angebot ist undurchsichtig. Eine Übersicht zu wichtigen Begriffen.

Investitionen in nachhaltige Geldanlagen haben in Deutschland im vergangenen Jahr kräftig, um mehr als 20 Prozent, zugelegt. Ihr Volumen erreicht aktuell knapp 270 Milliarden Euro, gemäß Zahlen des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG). Einher mit diesem Wachstum und dem steigenden Anlegerinteresse gehen jedoch auch eine Zunahme an Konzepten, Definitionen und Produkten. Viele Marktteilnehmer wollen besser verstehen, welche Anlageformen und Investmentprozesse denn tatsächlich nachhaltig und vertrauenswürdig sind.

Zeit, Licht in den Dschungel zu bringen.

Die Rolle von Real- und Finanzwirtschaft

Der Reihe nach: Zahlreiche Investment Management-Gesellschaften beziehen Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken (ESG) schon seit längerer Zeit in ihre Investmententscheidungen ein. Rund 200 (extra-finanzielle) Faktoren, die längerfristig eine Auswirkung auf das Risiko und die Performance der Investments haben, werden für die Bewertung der ESG-Qualität von Unternehmen und auch Staaten herangezogen.

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Auf der Klimakonferenz in Paris im Jahr 2015 hat sich die UN auf 17 Nachhaltigkeitsziele (SDG - Sustainable Development Goals) verständigt, die unter anderem die Absicht verfolgen, die globale Entwicklung ökologischer und sozialer zu gestalten. Zu dem Abkommen gehört auch die Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten.

Die SDG-Ansatzpunkte betreffen nicht nur Staaten, sondern auch die Realwirtschaft in ihren Aktivitäten, etwa Energiekonzerne, Fluggesellschaften, Maschinenbauer, Medizin-, Pharma- und Chemiefirmen und weitere Industrien. Sie betreffen aber auch die Finanzindustrie, deren Rolle es ist, Kapital für die Realwirtschaft zur Verfügung zu stellen und in entsprechende Verwendungen zu führen.

Internationale Institutionen wie die EU-Kommission und Europäische Aufsichtsbehörden arbeiten derzeit an Nachhaltigkeits-Standards beziehungsweise deren Offenlegung und Harmonisierung.

Ausschlusskriterien

Während das E (Environmental) Umweltthemen abdeckt, geht es bei S (Social) unter anderem um Richtlinien gegen Diskriminierung oder Kinderarbeit und bei G (Governance) um Standards etwa gegen Geldwäsche und Korruption. Der älteste und weit verbreitete Ansatz, um Nachhaltigkeitskriterien gerecht zu werden, sind Ausschlusskriterien: So werden beispielsweise Unternehmen ausgeschlossen, wenn diese in den Bereichen geächteter Waffen oder Nuklearenergie tätig sind. Auch können Ausschlüsse erfolgen, wenn der Umsatzanteil in einem bestimmten Bereich über fünf Prozent liegt: Dazu zählen zum Beispiel Alkohol, Glücksspiel, Kohleabbau, Ölförderung und Tabak. Hier zeigt sich bereits das Spannungsverhältnis bei einigen Zielformulierungen: Würde man bei Tabak eine strenge Null-Prozent-Grenze einziehen, könnte gegebenenfalls nicht mehr in einige Einzelhändler und Supermärkte investiert werden. Hier gilt es also, Konsequenzen zu bedenken und entsprechende Schwellen zu setzen.

Berücksichtigung von Klimakriterien einfordern

Umweltthemen spielen für institutionelle Investoren und Privatanleger eine herausragende Rolle. Das Thema trifft auf einen breiten, konsensuellen gesellschaftlichen Diskurs. Der Klimawandel gilt derzeit als größtes Risiko, das die Menschheit bedroht, die Erderwärmung hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen und zu Rekordtemperaturen geführt.

Erwartete Auswirkungen sind Ernteausfälle und Bodenaustrocknung. Ganze Regionen könnten unbewohnbar werden. Außerdem beobachten wir ein Abschmelzen der Gletscher und Polkappen. Dadurch versiegen einerseits wichtige Wasserquellen, andererseits wird der Meeresspiegel langfristig so stark ansteigen, dass viele Küstenregionen überflutet werden. Auch wird die Zunahme schwerer Stürme erwartet.

Es ist nachweisbar, dass der Klimawandel insbesondere durch sogenannte Green House Gases (GHG) wie CO2 oder Methan verursacht wird. Diese Gase entstehen durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle und Öl, aber auch durch extensive industrielle Landwirtschaft und die Verbrennung von (Regen)wäldern.

Immer mehr Anleger fordern vor diesem Hintergrund eine Berücksichtigung von ESG-Kriterien in ihren Geldanlagen und erwarten positive Wirkungen auf die Nachhaltigkeitsziele (SDG) und die Klimabilanz.

Die Frage lautet daher: Wie können Anbieter die Berücksichtigung und Wirkung von SDG- beziehungsweise ESG-Kriterien transparent ausweisen und welcher „Kompass“ steht Anlegern zur Beurteilung zur Verfügung?

Vertrauenswürdige Zertifizierungen

Nachhaltige Geldanlagen sind komplex. Es bedarf daher Gütesiegeln, die Konsumenten kompetente und verlässliche Beurteilungen bieten. Dazu gehört unseres Erachtens im deutschen Markt das FNG-Siegel, das von der Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen beziehungsweise vom Forum Nachhaltige Geldanlagen vergeben wird. Wir halten auch das Österreichische Umweltzeichen für seriös. Fonds, die diese Gütezeichen erhalten, wurden von unabhängigen Experten für jede Portfolioposition auf alle hier beschriebenen Dimensionen der Nachhaltigkeit streng geprüft.

Einige Fondsmanager engagieren sich aktiv und nutzen ihre Stimmrechte der gehaltenen Aktien, um die ESG-Qualität der Unternehmen und deren Wirkung auf Nachhaltigkeitsziele weiter zu verbessern. Letztlich sind sie dabei auf zuverlässige Daten angewiesen. Die EU arbeitet daher derzeit an einem umfangreichen Klassifizierungssystem, einer sogenannten Taxonomie, was unter nachhaltiger Finanzierung zu verstehen und welche Maßstäbe anzusetzen sind. Die Regulierer richten den Fokus dabei stark auf Unternehmen und im ersten Schritt auf ökologische Ziele.

Parallel zielt eine aktuelle Initiative des CFA Institute darauf ab, die Investorenseite, also die Sicht der Anleger und deren Bedürfnisse, bei der Gestaltung der ESG-Taxonomie bestmöglich zu adressieren. Das CFA Institute begrüßt dafür im Rahmen einer offenen Konsultation Feedback und Kommentare der WiWo-Leser bis zum 19. Oktober 2020.

Ausblick

Der transparent nachweisbare, effektive Klimaschutz ist ein Kernelement nachhaltiger Vermögensanlagen. Die Vielfalt unterschiedlicher Anlagekonzepte wird allerdings vielerorts als verwirrend empfunden – es gilt daher, Licht in diesen Dschungel zu bringen. Ein übergeordnetes Ziel der E(Environmental)-Themen nachhaltiger Geldanlagen ist es, Finanzströme und Klimaziele, also Hinwendung zu emissionsarmen und weg von kohlenstoffintensiven Aktivitäten, besser in Einklang zu bringen. Aber auch andere relevante Faktoren müssen weiterhin sorgfältigen Abwägungen und Prüfungen unterzogen werden. ESG-Qualität wird künftig ein wichtiges Ziel bleiben, sollte jedoch auch durch messbare positive Wirkungen auf die Nachhaltigkeitsziele erweitert werden.

Anerkannte Gütesiegel helfen Anlegern dabei, gewissenhafte Anbieter auszuwählen und nicht auf „Greenwashing“ hereinzufallen.

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