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Lagarde kann Zweifler nicht überzeugen: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Mark Schrörs über angeknackstes Vertrauen. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

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Ein schwer nachvollziehbarer Schritt

Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank wirkt immer noch nach und bewegt die Gemüter. Weil die EZB zeitgleich ihre Inflationsprognosen für 2024 und 2025 angehoben hat und zuvor neue Preis- und Lohndaten negativ überrascht hatten, tobt eine Debatte über die Angemessenheit des Schritts — und über den weiteren Kurs.

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Präsidentin Christine Lagarde hat in einer wahren Kommunikationsoffensive samt mehreren TV-Interviews, einem Meinungsbeitrag in europäischen Zeitungen und einem großen Interview in mehreren Zeitungen versucht, den Schritt zu erklären — allerdings ohne vollends zu überzeugen. Dazu mag auch beitragen, dass sie nun selbst stets betont, der Kampf gegen die Teuerung sei noch nicht gewonnen. Kurz vor der Sitzung hatte sie übrigens viele mit der Aussage verblüfft, die Inflation sei „unter Kontrolle.“

Mancher unkt nun bereits, die Zinssenkung könne zu Lagardes „Umgekehrtem-Trichet“-Moment mutieren. Unter dem früheren EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet musste die Notenbank im Jahr 2008 eine Zinserhöhung, die sie trotz heraufziehender Weltfinanzkrise vollzogen hatte, schnell wieder zurücknehmen. 2011 hoben Trichet & Co. dann trotz Euro-Krise die Sätze an — etwas, was Nachfolger Mario Draghi schnell korrigierte.

Was den weiteren Kurs betrifft, lassen Lagarde & Co. die Märkte derweil weiter rätseln. Sie schließen weitere Zinssenkungen zwar nicht aus, mahnen aber fast durch die Bank zu Vorsicht. Ein weiterer Schritt im Juli scheint damit nahezu ausgeschlossen und der Fokus richtet sich bereits auf September. Dass es dann mit den Schlüsselsätzen weiter nach unten geht, scheint aktuell aber keinesfalls ausgemacht.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin und Alexander Kell: Unbekannte Gasmoleküle, Veränderung und Chancen, immer größer, Lockstoff Bewertungsrückgang, und Marken-KI.

Unbekannte Gasmoleküle

Die russisch-ukrainische Pipeline, die Länder wie die Slowakei und Österreich aktuell mit russischem Erdgas versorgt, soll Kreisen zufolge in Betrieb bleiben. Da die Transitvereinbarung Ende 2024 ausläuft, sprechen europäische Offizielle mit der ukrainischen Seite darüber, wie der Gasfluss im nächsten Jahr aufrechterhalten werden kann. Uniper diskutiert auch mit. Eine Idee ist, dass europäische Unternehmen Gas aus Aserbaidschan kaufen und in die russischen Pipelines nach Europa einspeisen. Das würde den Europäern die Peinlichkeit ersparen, während eines laufenden Wirtschaftskrieges gegen Russland russisches Gas kaufen zu müssen. Die Ukraine hätte den Vorteil von Transit-Einnahmen, die sich 2021 auf etwa 1 Milliarde Dollar beliefen. Der Bezug von aserbaidschanischem Gas könnte Russland nützen, wenn er als Swap-Geschäft angelegt wäre, das es Moskau ermöglichen würde, sein Gas anderweitig zu verkaufen. Bei der Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine in Berlin hat Präsident Selenskyj die Notwendigkeit betont, die zerstörte Energieinfrastruktur wieder aufzubauen. Seit Beginn der Invasion seien etwa 80% der thermischen Kraftwerke und ein Drittel der Wasserkraftwerke zerstört worden.

Veränderung und Chancen

Die Verwerfungen, die die Wahlen zum Europaparlament am Rentenmarkt bewirkt haben, schaffen laut Bill Gross Investmentchancen. Es werde der Zeitpunkt kommen, an dem europäische Staatspapiere attraktiver sind als US-Treasuries, sagte der Mitbegründer der Allianz-Fondstochter Pimco gestern im Gespräch mit Bloomberg TV. Ansichts der Wahlschlappe von Emmanuel Macron, der Erfolge der rechten Bewegung um Marine Le Pen und der vom französischen Präsidenten angekündigten Neuwahlen hatte die Rendite 10j OAT zum Wochenstart bereits den höchsten Stand in diesem Jahr erreicht. Heute kletterte der Risikoaufschlag, den Anleger bei den Papieren gegenüber Bunds fordern, auf den höchsten Wert seit Oktober. In Macrons Umfeld wurden Rücktrittsgerüchte dementiert. An der Spitze der EU-Kommission wird angesichts der Wahlerfolge der Konservativen wohl weiter Ursula von der Leyen stehen. Einiges diplomatisches Tauziehen wird dazu freilich vonnöten sein, nicht zuletzt mit den bei der Wahl abgestraften Grünen.

Immer größer

Siemens Energy plant Kreisen zufolge eine Offshore-Windturbine mit einer Leistung von rund 21 Megawatt. Das neue Modell wäre etwa 40% leistungsstärker als die derzeit größte Turbine des Unternehmens, deren Rotorblätter 115 Meter lang sind, und würde die größten Maschinen chinesischer Wettbewerber übertreffen. Der Generator könnte gegen Ende des Jahrzehnts in die Produktion gehen. Das könnte den Wettlauf westlicher Unternehmen um die Entwicklung größerer Maschinen wieder anheizen, der in den letzten Jahren aufgrund der hohen Verluste in der Branche ins Stocken geraten war. Für die emissionsfreie Stromversorgung in Deutschland können solche Anlagen aufgrund der Flatterstrom-Problematik nur einen bedingten Beitrag leisten, und auch Batterien und E-Autos lösen das Problem nicht, wie BNEF schreibt. Unter bestmöglichen Bedingungen — etwa in Spanien und Portugal — sei der Zubau von Sonnenstrom ohne Einsatz von Stromspreichern schon in wenigen Jahren nicht mehr sinnvoll: “Da im Sommer und teilweise auch im Winter täglich große Mengen Solarenergie weggeworfen werden, ist es im Grunde sinnlos, mehr Solarenergie in das Netz einzuspeisen.”

Lockstoff Bewertungsrückgang

Der tschechische Immobilienfonds Investika will weitere Immobilien in ganz Europa kaufen und dabei von den gesunkenen Bewertungen profitieren. „Wir sehen jetzt Möglichkeiten, die es seit Jahren nicht mehr gab”, sagte Mitbegründer und Geschäftsführer Petr Cizek in einem Interview in Prag. „Deutschland und Österreich waren für uns früher unerreichbar, aber das hat sich jetzt geändert, da viele übermäßig verschuldete Vermieter unter den hohen Zinssätzen leiden und gezwungen sind, sich billig zu trennen.” Europaweit sollen in den nächsten 12 Monaten bis zu 300 Millionen Euro investiert werden. Beim Tag der Immobilienwirtschaft in Berlin hat Bundesfinanzminister Christian Lindner laut Dow Jones eine Verbesserung des Marktumfeldes für Immobilien angemahnt. Nötig sei “eine Stärkung der Rentabilität von Immobilienprojekten durch einen angemessenen und nicht mehr zu hohen Zins.” Für den deutschen Mietwohnungsbau orakelt BI, dass die stark reduzierten Projektpipelines von Vonovia und LEG nur der Auftakt sich zuspitzender Probleme sein könnten. Hohe Kapitalkosten und Baukosten, die seit dem ersten Quartal 2020 um 40% gestiegen seien, erschwerten die Kalkulation von Wohnprojekten.

Marken-KI

One last thing: Auch Apple hat jetzt eine KI vorgestellt. Sie ist allerdings kein Eigengewächs, sondern kommt vom ChatGPT-Entwickler OpenAI. Deren Mitbegründer Elon Musk, der inzwischen den Wettbewerber xAI ins Leben gerufen hat, geißelte die Aussicht auf iPhones mit datenabsaugender künstlicher Fremd-Intelligenz sogleich als massives Sicherheitsrisiko und kündigte an, die Nutzung der Geräte beim Betreten seiner Firmen zu verbieten, sollten die KI-Funktionen auf Betriebssystem-Ebene integriert werden. Es sei “absurd, dass Apple nicht schlau genug ist, um seine eigene KI zu entwickeln, aber dennoch in der Lage ist, sicherzustellen, dass OpenAI Ihre Sicherheit und Privatsphäre schützt”, frotzelte der Multimilliardär, dessen Sprachmodell Grok von der Meinungs- und Informationsvielfalt seiner Nachrichtenplattform X profitieren soll. Die Apple-KI, die den Sprachassistenten Siri nutzt, soll zunächst nur auf Englisch helfen können.

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