Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.161,01
    +243,73 (+1,36%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.006,85
    +67,84 (+1,37%)
     
  • Dow Jones 30

    38.239,66
    +153,86 (+0,40%)
     
  • Gold

    2.349,60
    +7,10 (+0,30%)
     
  • EUR/USD

    1,0699
    -0,0034 (-0,32%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.631,87
    -787,03 (-1,30%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.329,02
    -67,51 (-4,84%)
     
  • Öl (Brent)

    83,66
    +0,09 (+0,11%)
     
  • MDAX

    26.175,48
    +132,30 (+0,51%)
     
  • TecDAX

    3.322,49
    +55,73 (+1,71%)
     
  • SDAX

    14.256,34
    +260,57 (+1,86%)
     
  • Nikkei 225

    37.934,76
    +306,28 (+0,81%)
     
  • FTSE 100

    8.139,83
    +60,97 (+0,75%)
     
  • CAC 40

    8.088,24
    +71,59 (+0,89%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.927,90
    +316,14 (+2,03%)
     

Die Ladesäulen-Offensive – Audi will eigenes Schnellladenetz aufbauen

Der Ausbau der Infrastruktur für E-Mobilität lief lange schleppend. Nun gibt es Bewegung: Audi will eine Milliarde Euro in Schnelllader investieren – auch Berlin bewegt sich.

Der Mangel an Ladesäulen für Elektroautos treibt die Autoindustrie seit Monaten um. Gerade einmal 200 Ladepunkte entstehen pro Woche in Deutschland, eigentlich müssten es rund 2000 sein, schätzt der Verband der Automobilindustrie. Und nur zwei Prozent der Säulen sind Schnelllader, die ein Elektroauto in 15 Minuten ausreichend laden können.

Audi-Chef Markus Duesmann will nicht länger auf Politik und Energiewirtschaft warten. „Wir prüfen, ob wir eine eigene Premium-Ladeinfrastruktur in großen Städten aufbauen“, kündigt Duesmann im Handelsblatt-Interview an. „Wir wollen nicht, dass der Verkauf unserer Fahrzeuge am Mangel an Ladestationen scheitert.“

Analog zu Teslas „Superchargern“ soll das Audi-Netz aus besonders leistungsfähigen Ladepunkten bestehen, mit mindestens 150 Kilowatt. Die Kosten für die zunächst geplanten 200 bis 300 Stationen werden intern auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt. Auch Audis Konzernschwester Porsche könnte sich an dem exklusiven Netz beteiligen, heißt es im Konzern.

WERBUNG

Parallel zu Audi plant auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) den Aufbau eines Schnellladenetzes. In einem Gesetzentwurf seines Ministeriums sind bundesweit zehn Regionen vorgesehen, in denen nach definierten Standards unter Aufsicht einer staatlichen Stelle insgesamt 1000 Ladesäulen errichtet und betrieben werden sollen. Das wirtschaftliche Risiko will der Bund übernehmen. Die Energiewirtschaft kritisiert das Vorhaben allerdings scharf.

Audi-Chef Duesmann sitzt in diesem Gezerre der Verantwortlichkeiten zwischen den Stühlen. Der Audi-Chef will nicht darauf vertrauen, dass die Politik oder die Energiewirtschaft ein Schnellladenetz bauen. Bis Mitte des Jahrzehnts will Audi 20 Stromer auf dem Markt haben, bis 2025 sollen in Europa mindestens 30 Prozent der Autos elektrisch fahren.

Schnellladung in 15 bis 20 Minuten

Der Autobauer fürchtet, dass die dann notwendige öffentliche Ladeinfrastruktur „hinten und vorne“ nicht reicht. Mit elf oder 22 Kilowatt sind die meisten Ladesäulen zu schwach, um leistungsstarke Autos schnell zu laden. Duesmann will ähnlich wie Tesla mit seinen „Superchargern“ ein exklusives Netz mit Ladeleistungen von mindestens 150 Kilowatt.

Damit würde in Zukunft das Laden eines Stromautos fast so schnell gehen wie das heutige Tanken eines Autos mit Verbrennungsmotor. Mit Daimler und BMW baut der VW-Konzern ein solches Netz unter der Marke Ionity bereits an den Autobahnen. Duesmann will zusätzlich ein solches Netz exklusiv für Audi und Porsche in jeder Metropole.

Seit Herbst arbeitet ein Projektteam an dem Plan, Duesmann hat das Vorhaben bereits im VW-Konzernvorstand präsentiert. Vorgesehen sind mindestens 200 Stationen, es könnten aber auch bis zu 400 werden. Jede soll sechs oder zwölf Ladepunkte haben und wie eine Tankstelle funktionieren. Gesucht werden Partner für Gastronomie, Konsum oder Coworking-Areas. Damit setzen sich Audi und Porsche vom Rest der Industrie ab – Daimler und BMW haben bislang keine Pläne.

Doch der Druck wächst. Politik und Wirtschaft haben das Ziel, die Zahl der öffentlichen Ladesäulen von heute 33.000 auf eine Million im Jahr 2030 auszubauen. „Der Ausbau von Schnellladeinfrastruktur durch private Initiativen ist zwingend notwendig“, kommentierte eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums. Aufgabe der Politik sei es, „Risiken in der Startphase zu verringern“.

Branchenverbände üben harte Kritik

Der Bundesverband Elektromobilität (BEM) übt vernichtende Kritik. Der vorgelegte Entwurf stehe „nicht im Einklang mit den bestehenden Fachgesetzen und ihren Definitionen, es fehle an der Kenntnis elektrotechnischer Grundlagen, an Kenntnis regulatorischer Grundlagen für marktgerechte Strukturen und am Gesamtverständnis für Elektromobilität, elektrische Antriebe und der dazugehörigen Infrastruktur“. „Wir sind in Sorge um die Elektromobilität und ihre bestmögliche Ausgestaltung“, sagte BEM-Vorstand Markus Emmert nach der Verbändeanhörung.

Auch die Energiewirtschaft kritisierte das Vorhaben und warnt vor „Überregulierung“. Der Energiekonzern EnBW, nach eigenen Angaben größter Betreiber von Schnellladeinfrastruktur in Deutschland, sprach gar von einem „ruinösen Wettbewerb“. Die Pläne würden „mehr schaden denn nützen“.

Der Branchenverband BDEW forderte „verlässliche Rahmenbedingungen statt ständiges Herumdoktern“. Auch in der Bundesregierung gibt es Kritik, vor allem vom Justizministerium. Daher war der Entwurf noch nicht im Kabinett. Das soll an diesem Mittwoch aber nachgeholt werden. Sollte er dann nicht beschlossen werden, dürften die Pläne kaum noch vor Ende der Legislaturperiode Gesetz werden.