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Kommentar: Wie die CDU sich im sozialen Netz verheddert

Ob die CDU wirklich den Weg ins Morgen findet? (Bild: Odd Andersen/Pool via Reuters)
Ob die CDU wirklich den Weg ins Morgen findet? (Bild: Odd Andersen/Pool via Reuters) (POOL New / reuters)

Instagram, TikTok & Co. können gerade für Parteien gewinnbringend sein. Falsch eingesetzt, kann man sich mit einem Online-Auftritt aber auch ins Aus schießen. Warum die CDU sich inklusiver zeigen möchte und dabei im sozialen Netz verheddert.

Ein Kommentar von Nour Khelifi

Wer in der Politik mit dem Zeitgeist geht, weiß, dass insbesondere Social Media ein wichtiges Tool sein kann, um Wahlkampf zu betreiben und mit der Wählerschaft in Kontakt zu treten - besonders in Zeiten von Corona. Doch die CDU ist in den letzten Wochen mit Social-Media-Auftritten und Online-Kampagnen in sehr kurzer Zeit mehrfach negativ aufgefallen. Jünger werden die Kandidaten bei der Bundestagswahl nicht, warum auch gerade die CDU bei älteren Wählerinnen und Wählern beliebt ist. Dennoch versuchen sich die Christdemokraten mit Social-Media-Kampagnen, um eben die jungen Menschen von heute im Internet abzuholen. Jung und konservativ sein schließt sich ja nicht aus, dennoch stellt sich die Frage, ob CDU-Akteurinnen und -Akteure zu wissen glauben, was die Jugend von heute so beschäftigt. Geht es hier um Selbstinszenierung oder versucht die CDU, online umzudenken?

Billige Imagekampagnen am Gedenktag für Hanau

Connect, der Kampagnenservice der CDU für Wahlkämpfe, stellte am Gedenktag des Anschlags von Hanau ein Video auf Tiktok und anderen Plattformen online, in dem Politikerinnen und Politiker der CDU zu sehen sind. Unter dem Motto "Rechtsextremismus ist für die Tonne" schreiben unter anderem Bundesministerin Julia Klöckner und Philipp Amthor den Begriff "Rechtsextremismus" auf ein weißes Blatt Papier, welches anschließend zerknüllt und in den Papierkorb geworfen wird, mit dem Aufruf an die Internet-Community, selbiges zu tun. Dass selbst den Jugendlichen auf Instagram und TikTok mittlerweile bewusst ist, dass man insbesondere Rechtsextremismus nicht nur durch einen Hashtag oder eine solche Aktion bekämpfen kann, ist den Verantwortlichen der Social-Media-Kampagne wohl entgangen. Anstatt rechte Strukturen in der Politik und in Sicherheitsbehörden aufzudecken und aus Ermittlungsfehlern Konsequenzen zu ziehen, bleibt es bei Online-Lippenbekenntnissen in einem 28-sekündigen Video.

Auch der Beitrag von Heiko Kasseckert, Mitglied des Hessischen Landtags, erntete schwere Kritik am Gedenktag des rassistischen Anschlags in Hanau. Monate zuvor forderte er in einem Kommentar im "Hanauer Anzeiger", dass die Stadt wieder zur Normalität zurückkehren solle, denn zur Bewältigung von Trauer gehöre auch das Loslassen. Der angemessene Ort der Trauer sei für Kasseckert der Friedhof, hieß es weiter in seinem Text. Außerdem hatte Kasseckert sich gegen die Gedenkorte am Marktplatz und anderen Orten in der Stadt geäußert. Für die Angehörigen der Opfer ein Schlag ins Gesicht, weil diese sich noch mit der Bewältigung ihrer Trauer beschäftigen. Ein Jahr nach dem Anschlag in Hanau veröffentlicht aber auch Kasseckert ein Foto auf Instagram, auf dem er medienwirksam beim Kranz legen und den Opfern die Ehre erweisen, gezeigt wird. Auch in dieser Kommentarspalte wird die Integrität und Authentizität des Politikers, so wie die der CDU insgesamt, nicht nur schwer kritisiert, sondern auch in Frage gestellt. Auf eine Anfrage, in welcher Hinsicht seine Aussagen noch Gültigkeit besitzen, kam bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme.

Auch ein Werbeclip der CDU im Kampf gegen kriminelle Familien-Clans geriet ins Kreuzfeuer der Social-Media-Nutzer und -Nutzerinnen und wurde nach einer Woche Internetpräsenz auf der Plattform Instagram und schwerer Vorwürfe schließlich gelöscht. Hier wurde vor allem die Stereotypisierung und Stigmatisierung von migrantischen und migrantisch gelesenen Menschen angeprangert. Es scheint, als ob zumindest die Social-Media-Beauftragten der Partei im Netz öffentlichkeitswirksam scheitern.

Peinlichkeit zum Tag der Muttersprache

Anlässlich des Tags der Muttersprache am 21. März stellt die CDU auf Instagram einen Beitrag hoch, mit dem Versuch, nicht nur die Muttersprache zu feiern, sondern auch durch den Willkommensgruß auf verschiedenen internationalen Sprachen möglichst viele Menschen anzulocken. Der Gruß "Willkommen" wurde in mehreren Sprachen nicht korrekt wiedergegeben. Nicht nur auf Polnisch, sondern auch auf Italienisch, Arabisch und Portugiesisch wurde die Begrüßung auf dem Anzeigebild falsch angegeben. Anstatt positiver Zustimmung in der Kommentarspalte der CDU, lassen sich Witze und Korrekturen vorfinden, mit dem Ratschlag, das nächste mal doch den Google-Übersetzer die Arbeit machen zu lassen oder dieses Posting ebenso in die Tonne zu werfen, wie die Rechtsextremismus-Kampagne.

Ob diese Social-Media-Aktionen klägliche Versuche sind, sich jungen Menschen nahbarer und inklusiver zu zeigen, steht offen. Fakt ist aber, dass die Inhalte auf den sozialen Medien nicht mit den Werten der Partei korrelieren - je nachdem aus welcher Perspektive man das jetzt betrachten möchte. Wenn eine Partei sich aber Themen wie Bekämpfung von Rechtsextremismus, Migration, Inklusion oder Erinnerungskultur auf Plattformen wie Instagram oder TikTok annähern möchte, dann ist nicht nur eine umfangreiche und authentische Auseinandersetzung mit diesen politischen Themen bitter nötig, sondern auch ihre realpolitische Umsetzung längst überfällig.