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Kommentar: Bei Corona zeigen wir den typischen Schlendrian

Auch mit Maske geht einiges - in einem Berliner Park (Bild: REUTERS/Michele Tantussi)
Auch mit Maske geht einiges - in einem Berliner Park (Bild: REUTERS/Michele Tantussi)

Auf den Straßen verwechseln wir lässig mit fahrlässig. Andere Länder haben Covid-19 besser hingekriegt. Dabei haben wir vielleicht grad nur eine Verschnaufpause.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Sollte der Deutsche an und für sich eine typische Handbewegung machen, es wäre das Klopfen auf die eigene Schulter. War da was? Eine Pandemie mit dem königlichen Namen Corona? Scheint vergessen, zumindest bei weiten Teilen.

In den Straßen ist alles wie früher. Maskenträger bilden eine krasse Minderheit, auf Mindestabstände wird gepfiffen. Klar, wir alle haben Nachholbedarf, sehnen uns nach der alten Freiheit. Aber das Nachdenken überlassen wir anderen.

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Gesundheitsminister Jens Spahn jedenfalls wirbt zwar noch für „Wachsamkeit“, möchte aber auch zu jenen Politikern gehören, die hoffen, durch bemühte Lockerheit punkten zu können. Fast hört er sich an, als sei die Pandemie beendet.

Es ist halt gute Tradition in Deutschland, dass Unannehmlichkeiten weitestgehend ausgelagert werden. So sind es wieder im Durchschnitt Schwächere, die durch die aktuelle Corona-Politik schlechtere Karten zugesteckt bekommen.

Kinder und Jugendliche? Draußen ist zwar Party angesagt, aber in die Schule geht es nicht rein, während der so genannte Online-Unterricht eine flächendeckende Katastrophe zu nennen noch eine Untertreibung wäre.

Studierende? Siehe oben.

Und all die Leute mit Vorerkrankungen oder mit eingeschränkten Körperfunktionen, die Älteren? Die können bleiben, wo der Pfeffer wächst, und der gedeiht bekanntlich am besten auf dem heimischen Balkon.

Die Freiheit der Masse wird auf dem Rücken von Minderheiten ausgetragen. Das ist nicht fair.

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Alles neu macht der Mai

Denn die Freiheit, die ich meine, wäre nicht weniger. Nur verantwortungsvoller. Natürlich sollte fast alles möglich sein, Interaktion bei Freizeit, Job, Schule und Lehre – aber eben unter Einhaltung von Achtsamkeit. Wer aber heutzutage sich an Social Distance hält, wird mitunter angeschaut wie ein Reisender vom Mars. Dabei wäre all dies unheimlich wichtig: für die Schüler und Studierenden, für die Kontaktsehnsucht der Älteren und den Bewegungsdrang der Leute mit Vorerkrankungen oder eingeschränkten Funktionen.

Daher ist das ganze Eigenlob, das wir verteilen, falsch. Ja, die Politik hat vieles richtig gemacht. Aber noch immer wird viel zu wenig getestet, und Vorsicht gerät gerade unter die Räder des Alltags. Dass eigentlich eine zweite Welle alles andere als ausgeschlossen ist, wird verdrängt.

Und sonst?

Andere Länder zeigen, wie mit mehr Disziplin auch mehr erreicht werden kann. Griechenland zum Beispiel hat sich durch Einschränkungen das Virus weiter vom Leib ferngehalten als wir. Doch liest man darüber in deutschen Medien? Nur am Rande. Denn die Rollen sind bei unserer Wahrnehmung verteilt. Wir sind „Made in Germany“, und Griechen sind „die Pleite-Griechen“, da kann ja nichts Gescheites entstehen. Oder afrikanische Länder: Wir sind gewohnt, nur Katastrophen- und Krisenberichterstattung aus dieser Region wahrzunehmen. Dass Covid-19 bisher recht erfolgreich in den afrikanischen Ländern eingedämmt wurde, liest man kaum.

Ich wünsche uns nicht einen radikalen Lockdown wie in Afrika, wo Menschen darunter hart leiden. Aber gerade weil wir in einer komfortablen Lage sind, sollte mehr drin sein an Achtsamkeit.

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