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„Wir kaufen die Märkte, die von der Angst um China infiziert sind“

Juan Nevado, Portfoliomanager bei M&G (Shanghai: 603899.SS - Nachrichten) , erklärt gegenüber FundResearch, wieso Mischfonds im aktuellen Umfeld die richtige Entscheidung sind. Dabei setzt der Experte auf Erkenntnisse der Verhaltensökonomie und macht sich die Angst der Marktteilnehmer zunutze.

Seit 1988 ist Juan Nevado bereits für den Prudential Konzern und seit 2011 für M&G Investments tätig. Das Thema Multi-Asset beschäftigt ihn bereits seit 1999. Stationen zuvor waren die Bank of Montreal (Toronto: BMO.TO - Nachrichten) und die private Unternehmensberatung Commodities Research Unit. Nevado ist Co-Manager des M&G Dynamic Allocation Funds. Der Fonds ist rund drei Milliarden Euro schwer und wurde 2009 aufgelegt. Nevado studierte Wirtschaftswissenschaften an der London School of Economics und an der Universität Warwick.

FundResearch: Bisher lief 2016 alles andere als ruhig ab, was erwartet uns in den kommenden Monaten?

Juan Nevado: Wir glauben nicht, dass der Westen in eine Rezession fällt. Was wir derzeit am Markt beobachten sind emotionale Reaktionen, die nicht mit fundamentalen Entwicklungen übereinstimmen. Die Angst um das weltweite Wirtschaftswachstum frisst sich in die Märkte, die Risikoaversion bei Anlegern nimmt deutlich zu. Risikoreiche Anlagen wie Aktien, Credit, Öl bzw. Rohstoffe verlieren gleichzeitig an Wert. All das deutet daraufhin, dass der Markt von Furcht getrieben wird. Anlegern haben Angst Geld zu verlieren. Dieses Verhalten eröffnet uns Chancen.

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FundResearch: Wo sehen Sie Chancen, die der Markt nicht sieht?

Juan Nevado: Die Bewertungen von Aktien im Westen sind sehr günstig geworden. Wir haben aus diesem Grund vermehrt Aktien aus dem Westen gekauft. Aktien sind in den letzten Wochen also sehr attraktiv geworden. Für uns gilt: Nur weil es in den Schwellenländern kriselt, heißt das nicht, dass es im Westen auch Krachen muss.

FundResearch: Wie kommt der Markt zu dieser Fehleinschätzung?

Juan Nevado: Anleger sind zu kurzsichtig. Sie schauen auf die täglichen Höhen und Tiefen des Marktes, dabei sollte man zwölf Monate vorausdenken und nicht eine Woche. Im Westen sind die Chancen hoch, dass sich die Märkte wieder stabilisieren. Zudem verwechseln Investoren oftmals Volatilität und Risiko: Das (Other OTC: DASX - Nachrichten) ist nicht dasselbe. Risiko bedeutet, dass ich mich nicht erholen kann. Gehen die Märkte jedoch um zehn Prozent runter und um 15 wieder hoch, dann gewinne ich am Ende. Das ist Volatilität und nicht mit Risiko zu verwechseln. Diese Volatilität wird uns weiter begleiten, das müssen Anleger, wenn sie Rendite erhalten wollen, akzeptieren, auch wenn sie es nicht mögen. In China wird sich das Wirtschaftswachstum weiter verlangsamen und der Westen und der Osten driften in Sachen Geldpolitik immer weiter auseinander: In den USA werden die Zinsen erhöht, in Asien müssen sie gesenkt werden.

FundResearch: Sie managen den M&G Dynamic Allocation Fund, wie reagieren Sie auf die aktuellen Entwicklungen?

Juan Nevado: Wir streben generell eine Rendite von fünf bis zehn Prozent jährlich an. Dazu investieren wir in alle liquiden Anlageklassen: Aktien, Anleihen und Währungen. Dabei gehen wir sehr flexibel vor. Zudem orientieren wir uns an Erkenntnissen der Verhaltensökonomie. Aktuell sind wir klar übergewichtet für Aktien und Unternehmensanleihen und untergewichtet bei Staatsanleihen. Besonders Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien aber auch Japan sind für uns aktienseitig interessante Märkte. Auch Banken in den USA sind derzeit sehr günstig.

FundResearch: Sind Sie auch in Schwellenländer investiert?

Juan Nevado: Ja, Korea und Taiwan (Taiwan OTC: 6549.TWO - Nachrichten) sind für uns überzeugende Märkte. Hier wird viel in den Westen exportiert. Aber auch in die Türkei haben wir kürzlich eine sehr kleine Position aufgebaut.

FundResearch: Wie sieht es auf der Anleiheseite aus?

Juan Nevado: Die sogenannten sicheren Häfen umschiffen wir, da sie derzeit sehr teuer sind. Zudem ist es unwahrscheinlich, dass sie auf diesem Renditeniveau weiterhin sichere Häfen darstellen. Australien und die europäische Peripherie, Mexiko sowie Indien bieten dagegen Chancen.

FundResearch: Was macht Ihren Fonds so besonders? Wie setzen Sie Erkenntnisse der Verhaltensökonomie um?

Juan Nevado: Wir beobachten den Markt genau und entscheiden, ob die Reaktionen aus fundamentalen oder emotionalen Gründen hervorgerufen werden. Fundamental wäre beispielsweise Zinsen, Wachstum oder Inflation. Trauen sich Anleger jedoch nicht an Risiko heran, birgt das eine Chance für uns, denn dann sind Angst und Emotionen am Werk. Wir kaufen also, wenn alle anderen Marktteilnehmer sehr risikoavers eingestellt sind. Die aktuellen Entwicklungen erinnern wohl viele an die Finanzkrise in 2008. Obwohl China derzeit jedoch auch günstig aussieht, investieren wird dort nicht. Hier herrschen fundamentale Probleme vor. Überinvestitionen müssen abgebaut werden, die Währung ist unter Druck. Wir kaufen also solche Märkte, die von der Angst um China infiziert werden, wie Deutschland. Die Volatilität scheint hier jedoch emotionaler Natur.

FundResearch: Wie gehen Sie mit dem Risiko um?

Juan Nevado: Derzeit ist es sehr schwierig Multi-Asset-Fonds zu diversifizieren. Anlageklassen sind stark miteinander korreliert. Da Anleihen derzeit nicht mehr so funktionieren wie früher, setzen wir gleichzeitig auch nicht maximal auf Aktien. Wir sind übergewichtet für Aktien, aber nicht maximal bullish.

FundResearch: Warum sind Mischfonds Ihrer Meinung nach die richtige Investitionsentscheidung?

Juan Nevado: In einer Welt geprägt durch niedrige Zinsen bieten Multi-Asset-Fonds die richtige Mischung. Eine Staatsanleihe zu kaufen macht keinen Sinn mehr. Sollte die EZB ihr Inflationsziel von zwei Prozent erreichen, verlieren Sie durch Anlagen in Anleihen Geld. Multi-Asset-Fonds investieren global und in verschiedene Assetklassen. Damit können sie bei niedriger Volatilität höhere Renditen als Cash erzielen. Reine Aktienfonds dagegen sind einer wesentlich höheren Volatilität ausgesetzt.

(TL)