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Wie Kühlanlagen Fleischfabriken zu Infektionsherden machen können

Tönnies will nächste Woche ein Hygienekonzept vorstellen. Eine wichtige Rolle spielt die Luftkühlung – ein Problem mit möglichen Folgen für die gesamte Branche.

Der Corona-Ausbruch im Fleischbetrieb Tönnies könnte auf die Luftkühlung im Zerlegebetrieb zurückgehen. Foto: dpa
Der Corona-Ausbruch im Fleischbetrieb Tönnies könnte auf die Luftkühlung im Zerlegebetrieb zurückgehen. Foto: dpa

Noch ist die Tönnies-Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück geschlossen. Firmeneigene Sicherheitsleute laufen die meterhohen Mauern entlang, die das Betriebsgelände umgeben. Auch die Polizei fährt Patrouille und mustert die Leute, die auf den Feldwegen hinter der Fabrik spazieren. Wer durch das Tor blickt, sieht dutzende Lkw-Anhänger auf dem Gelände parken. Auf ihnen prangen die Logos von Marken wie „Tillman’s Toasty“ oder „Gutfried“.

Doch die augenscheinliche Ruhe täuscht. In der Fabrik untersuchen Experten des Gesundheitsamtes, Arbeitsschutzes und der Uniklinik Bonn, wie es zu dem massenhaften Corona-Ausbruch in der Fleischfabrik kommen konnte. Einen ersten Befund stellte der Hygiene-Experte Martin Exner am Mittwoch im Gütersloher Kreishaus vor. Er könnte Folgen für die gesamte Fleischindustrie haben.

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Exner, der den Ausbruch im Auftrag des Kreises Gütersloh untersucht, vermutet nach einer ersten Einschätzung, dass die hohe Zahl der Infektionen unter Tönnies-Mitarbeitern auf die Luftkühlung im Zerlegebetrieb zurückgeht. In diesem Bereich werde die Luft auf sechs bis zehn Grad Celsius heruntergekühlt, während die Arbeiter bei hohem Tempo und unter harter, körperlicher Belastung die geschlachteten Schweine zerlegen.

Um die Luft zu kühlen, werde diese Exner zufolge aus dem Raum gezogen, gekühlt und zurück in den Raum gebracht. Eine Reinigung oder Filterung der Luft gibt es nicht. Sie zirkuliert nur. Darin sieht der Hygiene-Experte einen „bislang übersehenen Risikofaktor“, der die gesamte Branche betreffe und bislang nicht im Blick der Wissenschaft gewesen sei, sagte der Professor.

Die Unternehmen hätten an dieser Stelle zwar auf den Schutz der Lebensmittel geachtet, so Exner, aber nicht auf eine Infektionsgefahr für die Mitarbeiter. Der Hygiene-Experte schlägt nun vor, das Problem über Hochleistungsfilter und UV-Strahlen zu lösen. So würde es bereits in Krankenhäusern und Operationssälen gehandhabt.

Tönnies bezeichnet die ersten Ergebnisse von Exner als „extrem wichtig“. Sie würden die Befunde der von dem Unternehmen angeregten wissenschaftlichen Analyse ergänzen und bestätigen, teilte ein Sprecher mit. Der Faktor Lüftung werde nun in das Risikomanagement, die Empfehlung Exners „eins zu eins“ in das Hygienekonzept eingearbeitet. Dieses will das Familienunternehmen in der kommenden Woche den Behörden vorlegen.

Multifaktoriell bedingte Ereignisse

Mit welchen Kosten solche Maßnahmen verbunden wären, sagte der Sprecher nicht. Er betonte jedoch, dass die neuen Erkenntnisse nicht nur für Tönnies wichtig sind, sondern „von weltweiter Bedeutung für das produzierendes Gewerbe mit gekühlten Räumen“ seien.

Für den Befund des Professors spricht auch der Corona-Ausbruch bei einem Dönerfleischproduzenten in Moers, bei dem inzwischen 79 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet wurden. Der Kreis Wesel hatte zuvor mitgeteilt, dass der Betrieb ein „hervorragendes Hygienekonzept“ habe. Werkverträge und Mitarbeiter, die in Sammelunterkünften leben, gebe es dort nicht.

Exner betonte allerdings auch, dass die Suche nach möglichen Infektionsherden weitergeführt werden müsse. Massenausbrüche wie bei Tönnies seien immer multifaktoriell bedingte Ereignisse.