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Innogy-Chef Tigges verlangt von Eon „Integration auf Augenhöhe“

Innogy-Chef Uwe Tigges hat für die Übernahme durch Eon noch viele Forderungen. Finanzvorstand Günther ist nach dem Säureanschlag wieder an Bord.

Verdi-Chef Frank Bsirske jubelte schon über einen „Meilenstein für die soziale Absicherung der Beschäftigten in allen beteiligten Unternehmen“. Am vergangenen Freitag hatten Eon, RWE und Innogy eine Grundsatzvereinbarung zum Schutz der Mitarbeiter bei der geplanten Megatransaktion auf dem deutschen Energiemarkt geschlossen. Mit einer „tarifpolitischen Grundsatzerklärung“ sollen betriebsbedingte Kündigungen „praktisch ausgeschlossen“ sein.

Bei der Innogy SE, die am stärksten betroffen ist und zerschlagen werden soll, ist die Euphorie nicht ganz so groß. Für Vorstandschef Uwe Tigges ist es „ein Schritt in die richtige Richtung“, wie er am Montag bei der Präsentation des Zwischenberichts für das erste Quartal erklärte.

„Das reicht aber nicht aus. Es bleiben viele Fragen offen“, fügte Tigges hinzu: „Wir brauchen verbindliche Zusagen zu einem fairen und ausgewogenen Integrationsprozess.“

Natürlich sei sich Innogy bewusst, dass Eon die Transkation als Übernahme von Innogy betrachte. „Da es sich aber bei Eon und Innogy um Unternehmen gleicher Größe handelt, ist eine Integration auf Augenhöhe unabdingbare Voraussetzung für den späteren Erfolg.“

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Tigges war im März von dem Deal überrascht worden. Konkurrent Eon hatte sich mit Innogys Mutterkonzern RWE auf ein spektakuläres Tauschgeschäft geeinigt.

Eon übernimmt dabei die 76,8 Prozent, die RWE noch an der Tochter hält. Im Gegenzug erhält RWE unter anderem eine Beteiligung von 16,7 Prozent an Eon und die Aktivitäten von Innogy und Eon bei der Stromproduktion mit erneuerbaren Energien.

Der Newcomer Innogy, den RWE erst vor zwei Jahren abgespalten und an die Börse gebracht hatte, verliert damit schon wieder die Selbstständigkeit und wird zerschlagen. Entsprechend groß ist seither die Unruhe bei der Belegschaft von Innogy, zumal rund 5000 der 70.000 Stellen im fusionierten Konzern abgebaut werden sollen.

Am Freitag hatte Tigges gemeinsam mit den Chefs von Eon und RWE, Johannes Teyssen und Rolf Martin Schmitz, vereinbart, den Abbau der Stellen sozialverträglich zu gestalten. Flankiert von den Gewerkschaften und den Betriebsratschefs wurde eine Grundsatzerklärung geschlossen, die jetzt in weiteren Gesprächen ausgeführt werden soll.

Für Innogy-Chef Tigges hängt der Erfolg der von Eon geplanten Übernahme aber nicht nur am Ausschluss von Kündigungen. Er fordert Chancengleichheit für die Innogy-Beschäftigten, die rund die Hälfte der Belegschaft stellen werden. So will er einen „fairen und transparenten Besetzungsprozess“ im Rahmen der Integration sicherstellen.

Die besten Mitarbeiter müssten ausgewählt werden, unabhängig davon, ob sie von Eon oder von RWE kommen. Das selbe gelte für die Geschäftsmodelle, auch hier solle jeweils das bessere der beiden Unternehmen übernommen werden. „Die Einhaltung der Zusagen sollte von einem unabhängigen Dritten überwacht werden“, sagte Tigges.

Nach seinen Worten soll insbesondere die Marke Innogy erhalten werden. Ihr werde ein „nachhaltiges, innovatives und kundenorientiertes Image“ bescheinigt. Es mache aber auch für Mitarbeiter und Kunden „Sinn als Zeichen der Identifikation und Wiedererkennung“.

Tatsächlich käme ein erneuter Wechsel der Marke zur Unzeit: Im ersten Quartal hatte Innogy deutlich Kunden verloren. In Deutschland verlor Innogy 80.000 Strom- und Gaskunden, in Großbritannien sogar 115.000 Kunden.

Die Einbußen im Vertrieb drückten das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um zwei Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Nettoergebnis sank um elf Prozent auf 610 Millionen Euro. Der Umsatz verringerte sich um sechs Prozent auf 11,6 Milliarden Euro. An der Prognose für das Gesamtjahr hielt Innogy aber fest.

Die Zahlen wurden von Finanzvorstand Bernhard Günther vorgestellt. Günther war Anfang März Opfer eines Säureanschlags geworden, dessen Motive weiter unklar sind. Günther war seither vom Vorstandskollegen Hans Bünting vertreten worden.

„Bernhard, es erfüllt mich und alle bei Innogy mit großer Freude, dass du das Krankenhaus wieder verlassen konntest und auf dem Weg der Besserung bist“, sagte Tigges. „Das ist ein wichtiger Schritt für mich – auch wenn der Weg, den ich vor mir habe, noch ein langer ist“, sagte Günther.