Inflation in Deutschland fällt im September laut Ökonomen unter 5 Prozent – und damit auf Niveau vor Beginn des Ukraine-Kriegs
In diesem Artikel:
Die Inflation in Deutschland hat sich im September deutlich abgekühlt. Die Inflationsrate dürfte von 6,1 Prozent im August sogar deutlich unter fünf Prozent gefallen sein. Das geht aus Berechnungen von Volkswirten hervor. Danach sind die Preise im September nur noch mit einer Jahresrate von 4,6 Prozent gestiegen. Das Statistische Bundesamt nennt seine offizielle Schätzung an diesem Mittwoch.
Die Inflationsrate dürfte damit wieder auf den Stand zu Beginn des Ukraine-Krieges gefallen sein. Vor Russlands Überfall im Februar 2022 lag die Inflationsrate bei 4,3 Prozent. Der Krieg hatte dann einen beispiellosen Anstieg der Preise für Energie und Nahrungsmittel ausgelöst. Dieser Preisauftrieb hat sich in der gesamten Wirtschaft ausgebreitet. Die Inflationsrate in Deutschland erreichte ihren Höhepunkt im Oktober 2022 mit 8,8 Prozent.
Ökonomen der Deutsche Bank Research erwarten, dass die allgemeine Inflationsrate im September auf 4,6 Prozent gefallen ist. Die Kernrate der Inflation ohne die Preise für Energie und Nahrung werde auf 4,8 Prozent sinken. DB Research liegt damit im Durchschnitt der von Reuters befragen Volkswirte.
Hinter dem Rückgang der Inflationsrate stehen mehrere Faktoren. Zum einen entfällt ein Sondereffekt: Im Sommer 2022 hatte der Staat die Inflation mit dem Tankrabatt und dem 9-Euro-Ticket gedrückt. Weil es diese Maßnahmen dieses Jahr nicht gab, fiel die Teuerung im Jahresvergleich besonders hoch aus. Der Effekt entfällt seit dem September. Er machte laut DB Research rund 0,75 Prozentpunkte aus.
Daneben wirkt eine zweiter Basiseffekt. Vor einem Jahr erreichten die Energiepreise ihren Höhepunkt. Seither sind sie gesunken. Im Jahresvergleich ist Energie also billiger, das drückt dies die Inflationsrate. Doch auch darüber hinaus lässt der Preisdruck nach. Das zeigt sich im Rückgang der Kernrate der Inflation ohne Energie und Nahrung, aber auch an den Preisen auf vorgelagerten Wirtschaftsstufen.
Importpreise fallen im Rekordtempo
Die Importpreise sinken. Auch das liegt besonders daran, dass Energieimporte günstiger sind als vor einem Jahr. Im Juli lagen die Importpreise 13,2 Prozent unter dem Vorjahr. Dies war der stärkste Rückgang seit 1987, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Energieimporte waren sogar 47 Prozent billiger als vor einem Jahr. Auch ohne Energiepreise lagen die Importpreise aber um 3,1 Prozent niedriger. Die Grafik zeigt, dass der große Preisdruck durch teurere Importe vorbei ist.
Erzeugerpreise sinken so stark wie noch nie
Für Unternehmen, die in Deutschland produzieren, lässt der Preisdruck seit Monaten nach. Seit zwei Monaten fallen die Erzeugerpreise. Im August waren sie um 12,6 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Das war der stärkste Rückgang in der Geschichte der Bundesrepublik.