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Impfstoff-Start-ups siedeln sich an der Ostküste an – Nevada will autonome Tech-Städte schaffen

Der Newsletter „Zukunftslabor USA“ greift Trends, Tabubrüche, Ideen und Experimente aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten auf. Er zeigt, was diese für Deutschland und Europa bedeuten.

Nicht jede Innovation in den USA kommt aus dem Silicon Valley. Wenn es etwa um Biotechnologie geht, dann findet man die Innovationen in den USA oft an der Ostküste.

Das hat sich auch bei der Entwicklung der neuen Vakzine gegen das Coronavirus gezeigt: Moderna etwa sitzt in Cambridge in Massachusetts, auf der anderen Flussseite des Charlesriver gegenüber von Boston, und damit mitten im Herzen des wohl größten Biotech-Biotops der Welt.

Auch das neue Vakzin von Johnson & Johnson, das erst vergangene Woche bei der Pharmabehörde FDA den Antrag auf die Zulassung gestellt hat, geht auf die Forschung in Boston zurück.

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Dort arbeitet der Pharma-Konzern aus New Jersey schon lange mit dem Beth Israel Deaconess Medical Center zusammen, wo bereits die Impfstoff-Technologie gegen Ebola und andere Krankheiten entstand, die nun auch gegen das Coronavirus zum Einsatz kommen soll.

Die klinischen Studien sind vielversprechend für das Vakzin, das ein paar deutliche Vorteile gegenüber den Impfstoffen von Biontech und Moderna hat: Eine einmalige Spritze reicht und es braucht keine extrem niedrigen Temperaturen zur Aufbewahrung des Impfstoffes. Laut Studien war es zu 85 Prozent effektiv, schweres Covid zu verhindern. Schon am 26. Februar könnte die FDA Johnson & Johnson in den USA die Zulassung geben.

Auch die EU hat sich bis zu 400 Millionen Dosen des Johnson & Johnson-Vakzins gesichert. Allerdings sorgen sich mehrere EU-Regierungschefs, dass Lieferprobleme für den Impfstoff drohen könnten.

Der in Indien, Südafrika und Europa produzierte Impfstoff muss wohl zur Abfüllung erst in die USA, bevor er ausgeliefert werden kann.

Deshalb haben sich die Regierungschefs aus Österreich, Griechenland, Dänemark und Tschechien in einem gemeinsamen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewandt: „Angesichts der Bedeutung des Themas würden wir einen frühen Dialog auf höchster Ebene anregen“, heißt es darin.

Es bleibt zu hoffen, dass US-Präsident Joe Biden die Regelung nicht ausnutzt, um seine Form von „America First“ durchzusetzen.

Aber zurück zum Biotech-Biotop in Boston und seiner Nachbarstadt Cambridge: Dort gibt es so viele Biotech-Startups auf engem Raum, das man in der Szene gerne witzelt, dass man hier dreimal die Firma wechseln und immer noch den gleichen Parkplatz nutzen kann.

Die Unterschiede zu Deutschland sind riesig. Hierzulande arbeiteten nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums 2019 rund 33.000 Mitarbeiter bei etwa 670 Firmen in der deutschen Biotech-Branche. „In punkto Größe der Firmen, Umsatz, Produkte und Marktkapitalisierung gibt es allerdings Nachholbedarf gegenüber Großbritannien und dem Weltmarktführer USA”, schreiben die Beamten aus dem Hause Altmaier.

Wohl wahr: Laut der Branchen-Organisation von Massachusetts MassBio arbeiten rund 80.000 Menschen bei mehr als 1000 Biotech-Unternehmen allein im Bundesstaat Massachusetts.

Dafür gibt es verschiedene Gründe:

  • Top Universitäten: Die Region verfügt gleich über mehrere herausragende Universitäten – Massachusetts Institute of Technology (MIT), Harvard, Universität Boston und Tufts. Sie alle fördern Ausgründungen von Unternehmen. Dazu kommen in den beiden Städten sieben der zehn größten US-Forschungskrankenhäuser.

  • Kapitalgeber und Start-Ups: In Boston und Cambridge sitzen viele große Wagniskapital-Gesellschaften, die zuletzt zwischen drei und fünf Milliarden Dollar pro Jahr in Start-Ups steckten. Langer finanzieller Atem ist für Biotechs enorm wichtig, weil der Weg zur Produktreife deutlich weiter ist als etwa beim E-Commerce.

  • Große Namen: In der Region sitzen nicht nur kleine Start-Ups, sondern auch viele namhafte Biotech-Unternehmen wie Biogen und Vertex Pharmaceuticals. Und auch die großen Pharmakonzerne haben wichtige Forschungszentren in Boston oder Cambridge, auch wenn ihr Hauptsitz meist in New Jersey oder New York liegt. Das gilt auch für Pfizer, das mit dem deutschen Unternehmen Biontech zusammenarbeitet.

Wer also bei Innovation reflexartig immer gleich an das Silicon Valley denkt, sollte bei Biotechnologie ruhig mal ins einst gediegene New England schauen.

Frage der Woche

Wenn Sie sich etwas von Washington wünschen könnten, was wäre das?

Die Antwort kommt von Jochen Zeitz, CEO von Harley Davidson. Der frühere Puma-Chef soll jetzt die US-Ikone retten. Das Unternehmen war unter Trump ins Visier des Präsidenten geraten, weil es wegen des Handelskriegs einen Teil der Produktion ins Ausland verlagert hat.

„Klare Vorgaben. Industrie-Unternehmen brauchen immer klare Vorgaben, an denen sie sich langfristig orientieren können. Kurzfristige Schwankungen helfen niemandem. Und ich bin jemand, der auch an freie Märkte glaubt. Rahmenbedingungen sind wichtig. Aber innerhalb dieser Rahmenbedingungen ist es wichtig, Freiheit zu haben und da machen Zölle keinen Sinn. Ich hoffe, dass man an diesem Thema international arbeitet. Das ist ja nicht nur ein Thema von Washington.“

Kurz & Bündig

  • US-Senat stimmt für Amtsenthebungsverfahren – Sechs Republikaner votieren gegen Trump: Der US-Senat verhandelt die Frage, ob Donald Trump seine Anhänger zum Sturm auf das Kapitol aufgestachelt hat. An diesem Mittwoch beginnt die Debatte über die Anklage.

  • Ökonom Paul Krugman: „Amerika hat seine Unschuld verloren“. Der Ökonomie-Nobelpreisträger spricht über Trumps „langen Schatten“ in der Weltwirtschaft und fordert eine Neubewertung der Staatsverschuldung. Beim Gamestop-Hype mahnt er zur Vorsicht.

  • Einkaufen mit Bitcoin: Wer Kryptowährungen akzeptiert – und wer bald folgen könnte: Tesla will die Digitalwährung als Zahlungsmittel akzeptieren – andere Firmen tun das bereits. Analysten sehen weiteres Potenzial, allerdings könnten die Aufseher eingreifen.

Beta-Ebene

Der Staat im (Wüsten-)Staat

Der Wüstenstaat Nevada ist schon immer ein Ort für Experimente gewesen: Hier führten die USA über Jahrzehnte Atomtests durch. Hier dürfen die Amerikaner in Las Vegas ganz legal dem Glücksspiel und anderen Lastern frönen. Nun will der Gouverneur Steve Sisolak wieder etwas neues wagen und Tech-Unternehmen mit „Innovations-Zonen“ mit eigener Regierung locken.

In diesen Zonen sollen innovative Tech-Unternehmen ihre eigenen lokalen Regierungen einrichten können, die Steuern erheben und Schulbezirke und Gerichte einrichten dürfen. Sisolak wirbt für das Konzept mit dem Slogan „ein Staat im Staat“.

Und der Vorschlag kommt damit nicht etwa von einem Republikaner, sondern von einem Demokraten. In Nevada scheint alles möglich.